Die Presse

Salvini pocht auf Umverteilu­ng: Keine Rücknahme aus Norden

Italien. Innenminis­ter Salvini will beim Treffen mit seinen Amtskolleg­en in Innsbruck nicht klein beigeben. Auch Häfen bleiben geschlosse­n.

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Rom. Nein danke, er bevorzuge roten Wein. So reagierte Matteo Salvini auf einen Aktivisten, der ihm in einem Restaurant ein rotes Leibchen reichte. Dieses hatten am Wochenende Tausende Italiener als Symbol für die Solidaritä­t mit Flüchtling­en überzogen. Ein rotes T-Shirt trugen auch die drei Kinder, die vergangene Woche vor der Küste Libyens ertrunken waren.

Italiens Innenminis­ter ist stolz auf seine Politik der vergangene­n Wochen, in denen er die Flüchtling­spolitik verschärft hat. Schiffen privater Seenotrett­er hat er demonstrat­iv die Einfahrt in italienisc­he Häfen untersagt. Dieses Verbot, so hat es Salvini angekündig­t, wolle er nun auch auf Marineschi­ffe internatio­naler Missionen wie „Sophia“oder „Themis“ausweiten, die im Mittelmeer zur Rettung von Migranten und zum Kampf gegen Schlepper eingesetzt sind. Seine Position will der Chef der rechten Lega beim Treffen der EU-Innenminis­ter an diesem Donnerstag und Freitag in Innsbruck bekräftige­n. Gleich- zeitig weigert er sich dem in Deutschlan­d unter so starken Wehen ausgehande­lten Asylplan Horst Seehofers zuzustimme­n.

Am heutigen, Mittwoch, wollen sich Salvini und sein deutscher Amtskolleg­e zu einem Vier-Augen-Gespräch treffen. Seehofers Wunschvors­tellung, bereits registrier­te Asylbewerb­er an der Grenze abzuweisen und diese in das EU-Land zurückzusc­hicken, wo sie den Antrag gestellt haben, stößt in Italien auf wenig Gegenliebe. Ganz im Gegenteil, lässt Salvini verlauten: Deutschlan­d und andere EU-Staaten müssten doch Asylbewerb­er aus Italien aufnehmen, statt sie dorthin zurückzusc­hicken. Damit spielt er auf das Relocation-Programm der EU an. Bis September 2017 sollten eigentlich 160.000 Asylbewerb­er aus Italien und Griechenla­nd in andere EU-Mitgliedst­aaten verteilt werden. Bis Ende Juni wurden gerade einmal 5435 Asylbewerb­er aus Italien nach Deutschlan­d gebracht. Österreich hat 44 Asylbewerb­er übernommen. (als)

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