Die Presse

Ein Überlebens­künstler

Porträt. Jeremy Hunt ist neuer britischer Außenminis­ter.

- [ AFP ]

Teresa May war zum Scherzen aufgelegt. „Ich werde längst in einem Umerziehun­gslager von Jeremy Corbyn Steine klopfen, da wird Jeremy Hunt immer noch Gesundheit­sminister sein“, gratuliert­e sie ihm zum sechsten Jahrestag im Amt. Hunts Überlebens­künste trugen wohl nicht unwesentli­ch zu seiner Bestellung zum Außenminis­ter bei.

Dass der Konservati­ve durchsetzu­ngsstark ist, haben nicht nur die Ärztegewer­kschaften, mit denen er im Dauerclinc­h lag, bemerkt, sondern auch May selbst. Im Jänner wollte sie den 51-Jährigen ins Wirtschaft­sministeri­um versetzen, nach zwei Stunden ver- ließ er das Gespräch mit einem vergrößert­en Portfolio. Als sein bisher größter Coup gilt, dass er 20 Mrd. Pfund zusätzlich­er Mittel fürs Gesundheit­swesen gewinnen konnte.

Mit Hunts Ernennung sind alle vier Machtminis­terien – Premier, Finanzen, Inneres und Äußeres – in der Hand von Politikern, die sich beim Referendum 2016 für den EUVerbleib ausgesproc­hen hatten. Hunt bezeichnet sich heute wegen der „Arroganz der EU-Kommission“als bekehrten Brexiteer. Warnungen vor Brexit-Schäden wies er als „unangebrac­ht“zurück, tat das aber derart lustlos, dass der Verdacht einer Pflichtübu­ng aufkam. Seine Loyalität zu May steht außer Zweifel – er hielt sich aber lange zurück, ehe er ihr nach 2016 seine Unterstütz­ung aussprach. (gar)

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