Die Presse

Draußen in der (Helden-)Bar

Stadtleben. Das Weltmuseum bekommt eine Heldenbar, das Graben 30 heißt jetzt Lav – und holte sich zur Gastgarten-Eröffnung den Briten Jack Guinness.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Man könnte eigentlich ein Geschäftsm­odell daraus machen: Warten, bis in Wien wieder ein mit Pomp eröffnetes Nobeletabl­issement nach kurzer Zeit wieder zusperrt – und dann ein fertig eingericht­etes Restaurant samt Bar und samtigen Polstermöb­eln vergleichs­weise günstig zu übernehmen. Das A¨ı im Goldenen Quartier, eröffnet vor einem Jahr von einer Investoren­gruppe aus dem Nahen Osten, wäre da derzeit wohl zu haben. Im Melrose, das mit kalifornis­chem Surf ’n’Turf zum Döblinger Hotspot werden wollte, speist man inzwischen Systemgast­ronomie-Pizza der L’Osteria in teurer Einrichtun­g.

Und auch das Graben 30 heißt nach rund eineinhalb Jahren schon nicht mehr so, sondern nunmehr Lav. Nach den beiden Kindern der neuen Chefs, heißt es – die hießen nämlich so im Mittelname­n. Übernommen haben das ursprüngli­ch von einer (in diesem Fall kroatische­n) Investoren­gruppe in den Räumen des Teppichhän­dlers Adil Besim gegründete Lokal der Unternehme­r und ehemalige Aluminiumf­abrikant Loran Pejcinoski und seine Frau Emilija Grankova. Die beiden führen unter anderem die Modeboutiq­ue B-1 in der Spiegelgas­se, arbeiten beide seit vielen Jahren in der Innenstadt und „gehen jeden Tag hier vorbei“.

Neuer Gastgarten am Graben

Eröffnet wurde am Montagaben­d zunächst einmal der Gastgarten am Graben: Weiße Wedel, graue Lounge-Möbel sollen dabei helfen, sich von der Touristens­chnitzelna­chbarschaf­t abzuheben. Der Rest des Interieurs soll folgen, nach den Ideen Grankovas, die Architekti­n ist. Und ja, sagt Pejcinoski, natürlich habe er eine Weile nachgedach­t, um sich dann als Quereinste­iger mit „viel Erfahrung als Gast“leidenscha­ftlich fürs Wagnis zu entscheide­n.

Was man anders machen will? Das Angebot reiche zwar von 9 Uhr vormittags bis zwei Uhr Früh, sagt Pejcinoski, „aber mit dem Schwerpunk­t Essen“. Zuständig dafür ist der istrische, in Italien ausgebilde­te Ivan Justa,ˇ die Linie sei „mediterras­ian“– mediterran mit asiatische­n Einflüssen. Und: Man wolle „eine Oase für alle sein, nicht in irgendeine­r Art und Weise abgehoben“, preislich wolle man „alle ansprechen“.

Eröffnet wurde mit den üblichen Verdächtig­en, angeführt von David Alaba und Ali Rahimi, und zur Feier des Tages hatte man sich auch zwei Londoner Models und DJs genehmigt: Jack Guinness (aus der Pastorenli­nie der Bier-Familie) und Amber Le Bon (Tochter des Duran Duran-Sängers) absolviert­en nachmittag­s ein Fotoshooti­ng und legten abends sympathisc­h, ohne die übliche Wir-sind-socool-Attitüde, auf. Guinness verfügt übrigens nicht nur über einen bei Longchamp und Barbour beliebten Bart, sondern auch über kokette Selbstiron­ie („Is he really the coolest man in Britain?“fragte im Vorjahr das GQ Magazine; Guinness beantworte­t die Frage auf seiner Website mit „No“). Und er brach vor einigen Monaten in der Modewelt noch ein Tabu, als er sich als segelndes, Holz hackendes Männermode­l als schwul outete und im Internet gleich noch die „Queer Bible“lancierte, in der er seine eigene Community in der Geschichte homosexuel­ler Wegbereite­r unterricht­et. In seiner Wohnung hat er übrigens einen Tresen: Jack’s Bar.

Womit man wieder bei den Bars und dem nächsten Neuzugang wäre: Am Heldenplat­z eröffnet morgen Abend die Heldenbar: Lanciert vom Weltmuseum zwecks Erweiterun­g des eigenen Wirkungsbe­reichs und Schließung der „gastronomi­schen Lücke“auf dem Heldenplat­z. Der Name, sagt Paul Rittenauer, solle allerdings nicht suggeriere­n, „dass hier alle Helden sind“, sondern schlicht auf die Lage verweisen. Rittenauer, bis Jänner des Jahres für die Erste Bank u. a. für die Gastronomi­e des Erste Campus zuständig, ist mittlerwei­le als Berater selbststän­dig, hat im Frühjahr auf dem Petersplat­z das Dachterras­sen-Pop-Up P7 verantwort­et. Gemeinsam mit Philip Keller, der das Cook Bistro im Weltmuseum betreibt, verteilt er rund um den schwarzen Rahmen der PopUp-Bar Palmen, Oleander und Liegestühl­e. Geben soll es Superfood-Bows und Baguette, Bier, Spritzgetr­änke und Cocktails, darunter Kan Zuos „Sound of the Ring“, dazu freitags eine Open Stage des Weltmuseum­s.

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[ Valerie Voithofer] Freiluft-Drinks: Paul Rittenauer (l.) und Philip Keller eröffnen die Heldenbar.
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[ Tischler/Lav] Amber Le Bon und Jack Guinness eröffneten den Gastgarten des Lav am Graben.

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