In Gars am Kamp befehligt ein Maestro den Festspielbetrieb
Sommeroper II. Johannes Wildner präsentiert heuer Puccinis „Tosca“als brandaktuelles Stück in Zeiten der Intrige und sexuellen Gewalt.
In der Burgruine Gars am Kamp sorgt seit einigen Jahren ein Dirigent für frischen Wind. Der Steirer Johannes Wildner hat nach Erfolgen mit Werken wie „Don Carlo“oder „Zauberflöte“für 2018 Giacomo Puccinis „Tosca“ausgesucht. Er will das viel gespielte Werk ein wenig neu beleuchten, indem er es in den größeren Zusammenhang seiner „Garser Dramaturgie“stellt.
Ein junges Sängerensemble, angeführt von der Kasachin Lada Kyssy, die zuletzt zur Sommerzeit beim Festival von Erl engagiert war, trifft auf Ensemblemitglieder der Wiener Staatsoper, die ihre Partien in „Tosca“dank unzähliger Auftritte in der altgedienten Staatsopern-Produktion kennen.
Johannes Wildner sieht die diesjährige Premiere in direkter Linie mit seinen bisherigen Aufführungen in Gars: „Tosca ist die logische Fortsetzung unserer Garser Opernproduktionen der vergangenen Sommer, die sich mit der Geschichte der österreichischen Gesellschaft auseinander gesetzt haben. Waren es in ,Otello‘ die Darstellung der Spannungen zwischen Orient und Okzident, in ,Don Carlo‘ die Beziehung zwischen Staat, Kirche und Gesellschaft am Beginn der Neuzeit und in der ,Zauberflöte‘ die Auswirkungen der französischen Revolution auf unser Zusammenleben und die Entwicklung unserer gesellschaftlichen Normen, so führt uns Tosca nun direkt an den Beginn des 19. Jahrhunderts. Damit sind wir faktisch schon in der Gegenwart angekommen, denn die Beziehungen, die dargestellt werden, haben in politischen Strukturen stattgefunden, die bis heute wirken.“
Apropos, die Handlung der Oper scheint Wildner so aktuell wie eh und je: „In Tosca ist die verhängnisvolle Verstrickung von Politik und privaten Schicksalen handlungsbestimmend. In einer Zeit, in der Machtmissbrauch, politische Intrige und Verfolgung, sexuelle Gewalt gegenüber Frauen oder Fake News an der Tagesordnung stehen, ist Tosca heute mindestens so aktuell wie zur Zeit ihrer Uraufführung.“(sin)