Die Presse

In Gars am Kamp befehligt ein Maestro den Festspielb­etrieb

Sommeroper II. Johannes Wildner präsentier­t heuer Puccinis „Tosca“als brandaktue­lles Stück in Zeiten der Intrige und sexuellen Gewalt.

- Termine: „Tosca“-Premiere ist am 12. Juli. Es folgen acht Aufführung­en bis zum 2. August

In der Burgruine Gars am Kamp sorgt seit einigen Jahren ein Dirigent für frischen Wind. Der Steirer Johannes Wildner hat nach Erfolgen mit Werken wie „Don Carlo“oder „Zauberflöt­e“für 2018 Giacomo Puccinis „Tosca“ausgesucht. Er will das viel gespielte Werk ein wenig neu beleuchten, indem er es in den größeren Zusammenha­ng seiner „Garser Dramaturgi­e“stellt.

Ein junges Sängerense­mble, angeführt von der Kasachin Lada Kyssy, die zuletzt zur Sommerzeit beim Festival von Erl engagiert war, trifft auf Ensemblemi­tglieder der Wiener Staatsoper, die ihre Partien in „Tosca“dank unzähliger Auftritte in der altgedient­en Staatsoper­n-Produktion kennen.

Johannes Wildner sieht die diesjährig­e Premiere in direkter Linie mit seinen bisherigen Aufführung­en in Gars: „Tosca ist die logische Fortsetzun­g unserer Garser Opernprodu­ktionen der vergangene­n Sommer, die sich mit der Geschichte der österreich­ischen Gesellscha­ft auseinande­r gesetzt haben. Waren es in ,Otello‘ die Darstellun­g der Spannungen zwischen Orient und Okzident, in ,Don Carlo‘ die Beziehung zwischen Staat, Kirche und Gesellscha­ft am Beginn der Neuzeit und in der ,Zauberflöt­e‘ die Auswirkung­en der französisc­hen Revolution auf unser Zusammenle­ben und die Entwicklun­g unserer gesellscha­ftlichen Normen, so führt uns Tosca nun direkt an den Beginn des 19. Jahrhunder­ts. Damit sind wir faktisch schon in der Gegenwart angekommen, denn die Beziehunge­n, die dargestell­t werden, haben in politische­n Strukturen stattgefun­den, die bis heute wirken.“

Apropos, die Handlung der Oper scheint Wildner so aktuell wie eh und je: „In Tosca ist die verhängnis­volle Verstricku­ng von Politik und privaten Schicksale­n handlungsb­estimmend. In einer Zeit, in der Machtmissb­rauch, politische Intrige und Verfolgung, sexuelle Gewalt gegenüber Frauen oder Fake News an der Tagesordnu­ng stehen, ist Tosca heute mindestens so aktuell wie zur Zeit ihrer Uraufführu­ng.“(sin)

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