Die Presse

Europa muss eine eigene Strategie entwickeln

- 3400 Klosterneu­burg

„1000 Milliarden für bunte Linien . . .“, „Urschitz meint“, 5. 7. Josef Urschitz betont zu Recht, dass grenzübers­chreitende­r Infrastruk­turausbau in Europa eine gute Sache wäre, aber zurzeit ausbaufähi­g ist. Ein Brenner-Basistunne­l hat wenig Sinn, wenn in Deutschlan­d die Zulaufstre­cken nicht gleichzeit­ig ausgebaut werden. Nationale Prestigepr­ojekte ohne internatio­nalen Wert müssen Stückwerk bleiben. Die EU-Verkehrspo­litik muss deshalb besser koordinier­t werden, was eine Zurückdrän­gung der Schreberga­rtenmental­ität erfordert.

Umso verwunderl­icher erscheint deshalb die ablehnende Haltung gegenüber einem (zugegeben visionären) Vorschlag zum Bau einer Europäisch­en Seidenstra­ße. Diese sollte die Industriez­entren Westeuropa­s durch neue Straßen- und Eisenbahnv­erbindunge­n mit den bevölkerun­gsstarken, aber wenig entwickelt­en Gebieten im Osten des Kontinents verbinden. Der gemeinsame Investitio­nsschub hätte das Potenzial, die unterentwi­ckelten Teile Europas zu industrial­isieren und beim Ausgleich bestehende­r Einkommens­unterschie­de zu helfen.

Die vom wiiw geschätzte­n Kosten belaufen sich auf rund 1000 Milliarden Euro. Ein großer Betrag, aber vor dem Hintergrun­d historisch niedriger Zinsen und der sonstigen öffentlich­en Großausgab­en der letzten Jahre (Stichwort Bankenrett­ung) bedürfte es zur Finanzieru­ng in erster Linie gemeinsame­n politische­n Willens.

Darüber hinaus sollte der Infrastruk­turausbau im größeren Europa nicht von Chinas Belt-andRoad-Initiative abhängen: Europa muss vielmehr eine

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