Niederlagen erleichtern den Abschied
Team-Rücktritte. Was haben die Fußballprofis Iniesta, Ronaldo, Messi, Honda, Salah oder Marquez gemein? Allesamt zwar großartige Spieler, jedoch durchgehend bei der WM früh gescheitert. Und damit stehen ihre Teamkarrieren vor dem Ende.
Großartige Spieler sind bei der WM früh gescheitert. Damit stehen auch ihre Teamkarrieren vor dem Ende.
Eigentlich wollte er am Sonntag im Luschniki-Stadion von Moskau noch einmal den WM-Pokal in die Höhe stemmen. So wie er es schon 2010 getan hatte, nach seinem Siegtreffer im Endspiel gegen die Niederlande. Doch Andres´ Iniestas internationale Karriere endete anders als erhofft. Spanien ist längst ausgeschieden. Und der ehemalige Barcelona-Star in Kobe, Japan, engagiert.
„Alles hat einen Anfang und ein Ende. Manchmal sind nicht alle Abschiede so, wie man sie erwartet oder sich wünscht“, erklärte der 34-Jährige und beendete seine Teamkarriere. Aber nicht nur bei der „Furia Roja“treten Stars nach dieser WM zurück, auch bei vielen anderen Großmächten kündigt sich ein Generationswechsel an.
Kommt Lionel Messi zurück?
Ob Javier Mascherano, Rafael Mar-´ quez oder Keisuke Honda. Sie gehen. Bei anderen gescheiterten Weltstars wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo ist die Zukunft allerdings noch unklar. Der 31 Jahre alte Messi schweigt seit Argentiniens K. o. im Achtelfinale. Ob der Offensivspieler in Katar 2022 noch einmal auf die WM-Bühne zurückkehrt, ist fraglich. Auch Portugals Cristiano Ronaldo ließ seine Zukunft im Teamtrikot offen. Auch wie das Team des entthronten Weltmeisters Deutschland in Zukunft aussehen wird, ist offen – vor allem in Zusammenhang mit der weiter ungeklärten Frage rund um Spielmacher Mesut Özil.
Messis Teamkollegen Mascherano und Biglia dagegen nutzten das Ausscheiden bei der WM, um noch an Ort und Stelle einen Schlussstrich zu ziehen. „Es ist Zeit, auf Wiedersehen zu sagen“, sagte Mascherano nach dem letzten seiner 20 WM-Spiele unter Tränen. „Ich hoffe, dass diese Jungs in der Zukunft etwas erreichen können.“Mexikos Rafael Marquez nahm nach 21 Jahren und fünf Weltmeisterschaften ebenfalls Ab- schied. „Es ist nicht das Ende, das ich mir gewünscht habe, aber das war’s“, sagte der 39-Jährige nach Mexikos 0:2-Niederlage im Achtelfinale gegen Brasilien. Im gleichen Atemzug trat Oribe Peralta ab.
Tränen, Groll und ein Brief
Im argentinischen und mexikanischen Nationalteam dürfte genauso ein Umbruch bevorstehen, wie ihn die Japaner anstreben. Trotz des beachtlichen Achtelfinal-Einzugs der „Samurai Blue“verkündeten mehrere Spieler ihren Rücktritt, darunter Horns-Geldgeber Keisuke Honda, der Frankfurter Makoto Hasebe oder Gotoku Sakai vom Hamburger SV. „Wir haben gute junge Spieler. Sie sind an der Reihe, die Geschichte des japanischen Fußballs zu schreiben“, sag- te Honda, der immerhin zum ersten Japaner wurde, der bei drei verschiedenen Weltturnieren getroffen hat.
Bei Dänemark traten der ExStuttgarter William Kvist und Michael Krohn-Dehli zurück. Auch die beiden Iraner Sardar Azmoun und Reza Ghoochannejhad traten nach dem Vorrunden-Aus in Russland zurück.
Spekulationen gab es zuletzt auch um Mohamed Salah. Der 26-Jährige Ägypter soll angeblich wegen politischer Instrumentalisierung über einen Abschied nachdenken. Der Liverpool-Star äußerte sich aber noch nicht offiziell.
Ganz anders Iniesta, der nach zwölf Jahren in der Furia Roja mit einem rührenden Abschiedsbrief auf Wiedersehen sagte. „Es war mein Lebenstraum, die Farben unseres Landes zu vertreten“, schrieb er. „Ich glaube, ich hatte das Glück, eine der besten Etappen des spanischen Fußballs miterleben zu dürfen.“
Iniesta hatte im WM-Finale 2010 in der 116. Spielminute das entscheidende Tor erzielt. Er prägte von 2008 bis 2012 die erfolgreichste Ära der Spanier. Zwei EMTitel, davon einer errungen im Endspiel in Wien gegen Deutschland (1:0, Tor: Torres) sind neben der WM-Feier seine Karrierehighlights. Der letzte große Auftritt auf der WM-Bühne verlief höchst ernüchternd. (red.)