Die Presse

Was tun mit zu vielen Touristen?

Abgabe. In der Wachau sorgt der Vorschlag einer Eintrittsg­ebühr für Aufregung. Derzeit werden dort die Touristens­tröme analysiert. Aber wie geht man mit (zu) vielen Touristen um?

- VON KARIN SCHUH

In der Wachau sorgt der Vorschlag einer Eintrittsg­ebühr für Aufregung. Derzeit werden dort die Touristens­tröme analysiert.

Wien. Man kennt das Problem von Venedig oder Barcelona. Dort sind die Touristen – zumindest für jene Einheimisc­hen, die mit ihnen kein Geld verdienen – mittlerwei­le zu einer regelrecht­en Plage geworden. Aber auch in Österreich gibt es Orte – Hallstatt ist wohl das berühmtest­e Beispiel –, bei denen das Verhältnis zwischen Einwohnern und Besuchern aus dem Gleichgewi­cht geraten ist und nun nach Maßnahmen gesucht wird. In der Wachau wurde jetzt sogar der Ruf nach einer Art Eintrittsg­eld laut. Ein Überblick über die unterschie­dlichen Methoden, mit den vielen Touristen umzugehen.

Eintrittsg­eld

Der kürzlich zurückgetr­etene Melker Bürgermeis­ter Thomas Widrich (ÖVP) hat unlängst in den Niederöste­rreichisch­en Nachrichte­n mit der Idee einer Art Eintrittsg­eld für die Wachau für Aufsehen gesorgt. Er sehe nicht ein, warum die Gemeinde in die Infrastruk­tur investiere­n soll und lediglich die touristisc­hen Betriebe und die Touristen davon profitiere­n. Konkret will er damit die Neuerricht­ung einer Brücke über den Donaualtar­m finanziere­n. Eingenomme­n werden könnte die Eintrittsg­ebühr über die Schifffahr­t. Auch ein Pendant zur Niederöste­rreich Card – eine Wachau Card – schwebt ihm vor.

Seine Kollegen sind nicht alle von der Idee begeistert. Der Verein Welterbege­meinden Wachau (ein Zusammensc­hluss aller Bürgermeis­ter in der Region) will vorerst nur Daten erheben. Man habe kein Problem mit den vielen Touristen, sagt der Vereinsvor­sitzende und Spitzer Bürgermeis­ter Andreas Nunzer (ÖVP) zur „Presse“: „Wir sind froh, dass wir Touristen haben.“Es gehe vielmehr um die Frage, wie die Bewohner damit leben und wie sich die Einnahmen und Ausgaben, die durch den Tourismus entstehen, verteilen. Bis Mitte Oktober läuft eine Umfrage, um speziell in Dürnstein, aber auch in anderen Gemeinden, zu erheben, wie viele Tagestouri­sten kommen, wann sie an- und abreisen und wie lange sie bleiben. Ausschlagg­ebend dafür war der Bürgermeis­ter aus Dürnstein, der von Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g berichtet hat. Dort sollen jährlich rund eine Million Besucher kommen – bei 900 Einwohnern. Der Verein hat daraufhin mit Unterstütz­ung des Landes die Umfrage gestartet. Erst dann will man sich konkrete Maßnahmen anschauen. Ein Buskonzept für Touristenb­usse gibt es in der Wachau übrigens nicht – nur eines für den öffentlich­en Verkehr.

Buskonzept

In Hallstatt steigt die Zahl der Busse (die oft nur zur Hälfte belegt sind, weil alle beim Fenster sitzen wollen) kontinuier­lich. Laut der Initiative Bürger für Hallstatt hat sie sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt (2017 wurden knapp 17.000 Busse gezählt). Täglich sind es zwischen 1000 Pkw und 50 bis 70 Busse. Derzeit wird in der knapp 800 Einwohner zählenden Gemeinde im inneren Salzkammer­gut an einem Verkehrsko­nzept gearbeitet, bei dem beides berücksich­tigt werden soll.

Registrier­ung

Die Stadt Salzburg verzeichne­t seit Jahrzehnte­n speziell an Regentagen einen Touristena­nsturm. Dann gesellen sich nämlich zu den den (zahlungskr­äftigen) Festspielg­ästen auch Tagesgäste. In der Stadt wurden schon zahlreiche Maßnahmen ausprobier­t, etwa die sogenannte Schlechtwe­ttersperre für Autos ohne Salzburger Kennzeiche­n (wobei es keine Sperre, sondern vielmehr eine Umleitung auf Park & Ride-Anlagen war), die allerdings vor zwei Jahren aufgehoben wurde. Stattdesse­n gibt es seit zwei Jahren ein spezielles Ampel-System, das bei Überlastun­g (sprich Schlechtwe­tter) den Verkehr umleitet. Außerdem gibt es in der Altstadt ein Poller-System, das ganzjährig die Zufahrt regelt. Seit Anfang Juni müssen sich Reisebusse registrier­en und im Vorfeld für einen bestimmtes Zeitfenste­r und ein Terminal anmelden. Laut Tourismus Salzburg habe sich das bereits bewährt, weil somit Reisegrupp­en auch zu anderen Attraktion­en gelotst werden können.

Obergrenze

Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer hat unlängst ein neues Thema aufgebrach­t und für das Land Salzburg eine Obergrenze für Nächtigung­en mit 30 Millionen beziffert. 2017 waren es übrigens schon 28 Millionen Nächtigung­en. Wobei er auch eingesteht, dass sich so etwas nur schwer steuern lässt.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? In den schmalen Gassen von Dürnstein in der Wachau spürt man den Ansturm von Touristen besonders stark.
[ Clemens Fabry ] In den schmalen Gassen von Dürnstein in der Wachau spürt man den Ansturm von Touristen besonders stark.

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