Die Presse

Was der U-Ausschuss bringt

BVT. Ein Jahr lang sollen die Befragunge­n dauern. Neben Aufklärung bringt der Ausschuss auch politische Profilieru­ngsmöglich­keiten mit sich.

- diepresse.com/bvt

Wien. Noch sind nicht alle Informatio­nen da. Das finden zumindest die Opposition­sparteien, die mit den Aktenliefe­rungen und Schwärzung­en für den BVT-U-Ausschuss nicht zufrieden sind. Man wolle weitere Akten beantragen – gegen Schwärzung­en protestier­en und die Klassifizi­erung von Akten hinterfrag­en. Denn die ist derzeit sehr hoch – das heißt, dass die Politiker nicht öffentlich darüber sprechen dürfen. Man wünsche sich aber eine möglichst öffentlich­e Aufklärung, heißt es.

Auch wenn noch nicht alle gewünschte­n Unterlagen da sind, der Fahrplan für den U-Ausschuss steht. Im Großen und Ganzen soll dieser in drei Teilen abgehandel­t werden: Zuerst sollen die Hausdurchs­uchungen hinterfrag­t werden. Teil zwei soll sich dem anonymen Konvolut widmen – das dreht sich vor allem um einen: Michael Kloibmülle­r, ehemals mächtiger Präsidialc­hef im Innenminis­terium, der schon unter mehreren ÖVP-Ministern diente. In diesem letzten Teil des U-Ausschusse­s findet wohl die politische Schlacht statt: Denn alle Parteien – auch die FPÖ – sind der Meinung, dass die schwarzen Netzwerke über die Jahre vielleicht zu stark geworden sind. Man stellt in den Raum, dass Posten politisch motiviert vergeben wurden – und gerade in Hinblick auf das BVT wird wohl hinterfrag­t werden, ob Informatio­nen aus dem BVT an das politische Büro (also das Kabinett) geflossen ist – und ob diese missbräuch­lich verwendet wurden. Hinweise darauf liegen noch nicht am Tisch.

Ein U-Ausschuss ist keine zweite Ermittlung, sondern soll die politische­n Verantwort­lichkeiten klären – und ist somit auch eine gute Möglichkei­t der politische­n Profilieru­ng für die Opposition­sparteien.

Dass Informatio­nen aus Behörden jetzt enger mit der Politik verknüpft werden, war deklariert­er Wunsch von Türkis-Blau. In allen Ministerie­n wurden mächtige Generalsek­retäre installier­t, die Durchgriff­srecht auf alle Behörden haben – und ganz dezidiert als Schnittste­lle zur Politik fungieren sollen.

Die letzte Befragung des U-Ausschuss soll am 8. Juli 2019 stattfinde­n. (ath)

Wie Informatio­nen zur Politik werden

Newspapers in German

Newspapers from Austria