Die Presse

Erste-Vorstand: „Eigentum kaum noch leistbar“

Geld. Wohnraum sei für junge Familien kaum leistbar, warnt Erste-Vorstand Peter Bosek. Der Staat müsse Raum schaffen.

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Kann sich eine junge Familie heute noch Eigentum aufbauen? „Kaum“, sagt Erste-Vorstand Peter Bosek bei der Präsentati­on einer Studie zum Thema „Onlinebank­ing“am Dienstag in Wien. „Dass sich junge Menschen heute kaum noch Wohnungen leisten können, sehen wir in allen Ländern, wo die Gruppe tätig ist. Obwohl beide Partner berufstäti­g sind, müssen die Eltern oft helfen. Diese Situation ist extrem bedenklich“, so Bosek.

Sein Vorschlag für Österreich: „Man sollte die Flächenwid­mung dazu instrument­alisieren, um preisliche Übertreibu­ngen bei Grundstück­en zu verhindern. Ich glaube nicht, dass es geht, die Baukosten noch stark zu reduzieren. Also muss man bei den Grundstück­en etwas machen, und da kommt eigentlich nur die öffentlich­e Hand infrage.“Das heißt übersetzt: Der Staat soll schauen, wo er Land für die Errichtung leistbarer Wohnungen abtreten könnte. „Man muss Raum schaffen, um auf der Preisseite eingreifen zu können, sonst wird sich das Wohnen nicht mehr ausgehen“, so Bosek.

Zwar sei wegen in Zukunft steigender Zinsen durchaus mit einem leichten Rückgang der Immobilien­preise zu rechnen. Aber das allein würde wohl nicht rei- chen, um die Situation nachhaltig zu verbessern.

Der Staat sieht das Problem freilich auch bei den Banken. Finanzmark­taufsicht und Nationalba­nk haben bereits gewarnt, dass die Kreditverg­abe der heimischen Institute im Immobilien­bereich zu lax sei. Das würde die Preise nach oben treiben.

Notfalls könnten die Aufseher zu Maßnahmen greifen und etwa einen höheren Eigenmitte­lanteil bei Immokredit­en vorschreib­en. Die Erste sieht sich aber nicht betroffen. Man würde heute schon etwaige Eigenmitte­luntergren­zen von zehn Prozent oder mehr ein- halten, so Thomas Schaufler, Retailchef des Österreich-Geschäfts. „Da sind wir schon. Wir schauen immer zuerst auf den Kunden und darauf, was er sich leisten kann.“

Auch bei den Konsumkred­iten, die die Aufseher ebenfalls unter die Lupe nehmen, sei noch kein Problem zu sehen. Diese Kreditform, mit der sich ein Kunde etwa eine Reise oder einen neuen Fernseher finanziere­n kann, sei in Österreich noch neu und ausbaufähi­g. „Wir überlassen das Feld nicht den ausländisc­hen Banken, die an der Kassa angeblich supergünst­ige Kredite vergeben“, so Schaufler. Durch den generellen Trend zum Onlinebank­ing würden auch die Nachfrage und der Informatio­nsstand der Bankkunden wachsen.

Vor allem am Wochenende würden die Kunden der Erste sich online über die Möglichkei­t von Krediten informiere­n. Die am Mittwoch vorgestell­te Studie würde den von der Ersten eingeschla­genen Weg zu immer mehr digitaler Betreuung bestätigen. Das Onlineange­bot „George“komme besser als die Produkte der Konkurrenz an. Und Google, Facebook und Co. würden bisher kaum Vertrauen genießen. (jil)

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