Die Presse

Kerber fordert Williams

Tennis II. Das Duell zwischen Angelique Kerber und Serena Williams ist die Neuauflage des Finales von 2016.

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Vielleicht hatte der Schein getrügt, vielleicht war doch alles ein bisschen zu einfach gegangen. Ohne Satzverlus­t war Roger Federer ins Viertelfin­ale von Wimbledon spaziert, auch gegen Kevin Anderson war der Schweizer mit 2:0-Sätzen in Führung gelegen, ehe sich Anderson aufbäumte und nach Abwehr eines Matchballs noch mit 11:9 im fünften Satz gewann. Damit greift nicht Federer nach seinem neunten Wimbledont­itel, sondern Anderson nach seinem allererste­n Finaleinzu­g an der Londoner Church Road.

Der Südafrikan­er gehört zu jener Spezies, deren Spiel nicht sonderlich ansehnlich ist. Ein krachender Aufschlag, ein überschaub­ares Maß an Spielwitz – es gibt unterhalts­amere Typen auf der Tour. Im heutigen Halbfinale (ab 14 Uhr, live in Sky) bekommt es Anderson mit einem Artverwand­ten zu tun, auch der US-Amerikaner John Isner ist für seine Aufschläge gefürchtet. Alles andere als mindestens 50 Asse in diesem Spiel kämen einer mittleren Sensation gleich. Das zweite Halbfinale ist eher etwas für den gemeinen Genussfan. FrenchOpen-Champion Rafael Nadal und der wiedererst­arkte Novak Djokovic´ treffen zum 52. Mal aufeinande­r, im Head-to-Head führt der Serbe mit 26:25-Siegen.

Angelique Kerber und Serena Williams bestreiten am Samstag das Wimbledon-Finale der Damen. Kerber setzte sich gegen die zu fehlerhaft agierende Lettin Jelena Ostapenko mit 6:3, 6:3 durch, Williams verhindert­e anschließe­nd durch ein 6:2, 6:4 gegen Julia Görges das erste rein deutsche Endspiel seit 1931.

Kerber verfolgt den Traum, 22 Jahre nach dem letzten Titel ihres Idols Steffi Graf an der Church Road zu triumphier­en. Bereits 2016 stand die 30-jährige Kielerin im Wimbledon-Finale, musste sich aber Williams mit 5:7, 3:6 geschlagen geben. „Es ist so ein großartige­s Gefühl, wieder im Finale zu sein. Ich bin wirklich begeistert, glücklich und stolz. Dafür habe ich seit der Kindheit gearbeitet.“Kerber mischte die Szene 2016 auf, als sie sowohl die Australian Open als auch die US Open gewann und in Wimbledon das Endspiel erreichte. Im September 2016 stand sie erstmals auf Platz eins der Weltrangli­ste, zudem gewann sie bei den Olympische­n Spielen in Rio de Janeiro Silber.

Im darauffolg­enden Jahr setzte es zahllose Enttäuschu­ngen, sie fiel bis auf Platz 22 zurück, näherte sich in dieser Saison aber wieder ihrer Topform an. Im Head-toHead zwischen Kerber und Williams führt die US-Amerikaner­in mit 6:2-Siegen, Williams greift nach ihrem 24. Major-Titel. (cg)

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