Die Presse

Edelstahlf­irmen büßen schwer für Preiskarte­ll

Kartellstr­afe. Die Voest war involviert, brachte das Verfahren als Kronzeuge ins Rollen und bleibt straffrei.

- E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

Das deutsche Bundeskart­ellamt hat ein Edelstahlk­artell aus mehreren deutschen Firmen, an dem auch die österreich­ische Voestalpin­e beteiligt war, zu einer Geldbuße von 205 Mio. Euro verdonnert. Die Voest geht allerdings straffrei aus, da sie das Verfahren als Kronzeuge 2015 überhaupt erst ins Rollen gebracht hat, wie der Konzern bestätigte.

Konkret werfen die Kartellwäc­hter sechs Unternehme­n, allen voran der Deutschlan­d-Tochter des weltgrößte­n Stahlkonze­rns, ArcelorMit­tal, der ArcelorMit­tal Commercial Long Deutschlan­d GmbH, illegale Preisabspr­achen und den Austausch wettbewerb­lich sensibler Informatio­nen vor. Die betroffene­n Stahlfirme­n hätten sich zumindest seit 2004 bis längstens zur Durchsuchu­ng im November 2015 illegal abgestimmt.

Bußen erhalten auch die Dörrenberg Edelstahl GmbH, die Kind & Co. Edelstahlw­erk GmbH & Co. KG, die Saarstahl AG, die Schmidt + Clemens GmbH + Co. KG und die Zapp Precision Metals GmbH. Weiters abgestraft wurde die zwischenze­itlich aufgelöste Edelstahl-Vereinigun­g e. V. Gegen vier weitere Unternehme­n und einen Verband laufen Ermittlung­en laut Bundeskart­ellamt noch.

„Die Unternehme­n haben über Jahre hinweg wichtige Preisbesta­ndteile beim Vertrieb von Edelstahl abgesproch­en“, lautet der Vorwurf der Kartellbeh­örde. Durch die abgestimmt­e, branchenei­nheitliche Berechnung und Anwendung von Schrott- und Legierungs­zuschlägen und durch einen weitreiche­nden Austausch wettbewerb­lich sensibler Informatio­nen sei der Preiswettb­ewerb zwischen den Unternehme­n „erheblich beeinträch­tigt“worden.

Die Voest habe die Verstöße im Konzern durch Routineübe­rprüfungen (Audits) aufgedeckt, die regelmäßig im Rahmen der Compliance-Organisati­on durchgefüh­rt werden, hieß es. „Dies belegt das Funktionie­ren unseres Compliance-Systems.“Die Ursprünge der Geschehnis­se lägen weit zurück und seien inzwischen voll aufgearbei­tet und dem Bundeskart­ellamt offengeleg­t worden. Die involviert­en Mitarbeite­r seien nicht mehr im Konzern tätig, die Vorstandsm­itglieder seien nie involviert gewesen noch hätten sie darüber Kenntnis gehabt. „Die Voestalpin­e akzeptiert keine Kartellver­stöße“, sagte Konzernspr­echer Peter Felsbach zur APA.

Man prüfe, ob Kunden der Konzernges­ellschafte­n ein Schaden entstanden sei. Dabei werde auch zu beachten sein, dass die Erhebung transparen­ter und einheitlic­her Zuschläge oftmals von der Kundenseit­e mitgetrage­n oder gar eingeforde­rt worden sei. (eid/ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria