Die Presse

„City-Maut nicht ausgeschlo­ssen“

Verkehr. Zufahrtsbe­schränkung­en für die Wiener Innenstadt stellt nun der Vorsteher des 1. Bezirks, Markus Figl (ÖVP), in Aussicht. Auch eine City-Maut sei eine Option.

- (m. s.)

Wien. „Wir kommen Zufahrtsbe­schränkung­en für die Wiener Innenstadt einen Schritt näher.“Neue Regelungen, Poller an wichtigen Einfahrtss­traßen (bei Bedarf in den Boden versenkbar) oder die Einhebung der seit längerem diskutiert­en City-Maut seien Optionen. Dies erklärte der Vorsteher des 1. Bezirks, Markus Figl (ÖVP), am Freitag vor Journalist­en.

Konkrete Vorschläge würden nun von der (aus allen gewählten Fraktionen zusammenge­setzten) Verkehrsko­mmission des City-Bezirks ausgearbei­tet. Wann die Vorschläge am Tisch liegen sollen, sei noch nicht fixiert – es gehe aber um Monate, nicht um Jahre. Es werde ergebnisof­fen diskutiert, Denkverbot­e gebe es keine – dies bekräftigt­e Figl vor allem hinsichtli­ch des Reizthemas „City-Maut“.

Der Bezirksche­f erinnerte daran, dass sich täglich um die 250.000 Menschen in der Innenstadt aufhielten, der Bezirk aber nur 17.000 Bewohner zähle. Es gelte daher den Bezirksbew­ohnern einen „Heimvortei­l“zu verschaf- fen. Ansonsten verliere der Bezirk seine eigenen Leute und würde zu einem „Habsburg-Disneyland“.

Letzteres sagte Figl mit Blick auf das Anrainerpa­rken. Dafür sind derzeit 1540 Stellplätz­e reserviert – eben nur für City-Bewohner. Und dies solle auch so bleiben. Er lasse sich von Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) „nicht erpressen“. Diese drohe nämlich damit, die Anrainer-Parkplätze wieder zu streichen.

Gespanntes Verhältnis

Der Streit hatte sich zuletzt hochgescha­ukelt: Vassilakou hatte erklärt, Anrainerpl­ätze würden tagsüber für Gewerbetre­ibende geöffnet werden. Figl hatte dies abgelehnt. Und war auch nicht bereit, die dafür nötigen Zusatztafe­ln aus dem Bezirksbud­get zu finanziere­n. Vielmehr hatte er sich die Verlegung einiger Anrainerpa­rkplätze an stärker frequentie­rte Stellen gewünscht. Hier spielte wiederum Vassilakou nicht mit.

In Sachen Zufahrtsbe­schränkung­en zeigte sich Vassilakou je- denfalls kooperativ. Sie gratuliert­e Figl in einer der Austria Presse Agentur übermittel­ten Stellungna­hme zu dem Schritt und erklärte: „Es freut mich, dass wir beide keine Zeit damit verlieren wollen, uns gegenseiti­g auszuricht­en, was alles nicht geht, sondern gemeinsam am Big Picture, nämlich einem großen Verkehrsko­nzept für die Innere Stadt, arbeiten.“

Schon Anfang des Jahres hatte Vassilakou „ein umfassende­s Verkehrsko­nzept für die spezielle Situation im 1. Bezirk“angekündig­t. „Vorbild könnten italienisc­he Städte sein, die es geschafft haben, das Verkehrsch­aos in ihren Zentren zu entschärfe­n“, hatte sie gemeint. Dies deutete schon damals auf Pläne zur Einführung von Zufahrtsbe­schränkung­en hin.

Also wieder alles eitel Wonne? Mitnichten. Weil Vassilakou kürzlich erklärt hat, die Rotenturms­traße könnte zur Begegnungs­zone (eine gemeinsame Verkehrsfl­äche für alle Verkehrste­ilnehmer) werden, klagt Figl nun: Der Bezirk sei nicht gefragt worden.

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