Ein „intensives Jahr“für Wolford
Seit März ist Fosun neuer Mehrheitseigentümer des Vorarlberger Wäschekonzerns. Er soll künftig als Türöffner in der Region fungieren. Auch will man jüngere Zielgruppen ansprechen.
Großreinemachen - das stand beim Vorarlberger Wäschekonzern Wolford in den vergangenen zwölf Monaten auf dem Programm. Im Sommer 2017 hing die Zukunft des Unternehmens noch an einem seidenen Faden. Der laufende Betrieb war damals nur noch möglich, weil sich die Banken dazu bereit erklärten, Kreditlinien zu verlängern und ein Brückendarlehen gewährten. Bis Juni 2018, hieß es damals, würde das Geld noch reichen. Bei der derzeitigen Struktur, so teilte es Wolford im August des Vorjahres ebenfalls mit, müssten die Umsätze in der Gruppe um 25 Prozent höher liegen, um nachhaltig kostendeckend zu arbeiten. Ein eher schwieriges Unterfangen. Wolford musste deshalb an der Kostenschraube drehen.
Und so war das Management damit beschäftigt, das Unternehmen akribisch zu durchleuchten. Nicht nur der Personalstand wurde um über hundert Mitarbeiter reduziert, „bei einer gleichzeitigen Verbesserung des Outputs“, auch wurden Prozesse optimiert. Finanzchefin Brigitte Kurz gibt ein Beispiel: Habe man mit dem alten Logistikpartner zwischen acht und zehn Tagen gebraucht, um Warenbestände für das Online-Geschäft nachzubestücken, funktioniere das nun binnen 24 Stunden. Diese und weitere Maßnahmen haben am Ende des Geschäftsjahres 2017/18 zwar nicht für einen Gewinn gereicht, doch konnte der Verlust immerhin um 36 Prozent auf rund 11,5 Mio. Euro eingedämmt werden. Zudem sei der Free Cashflow, also jener Betrag, der dem Unternehmen nach Abzug aller Investitionen zur Verfügung steht, erstmals seit fünf Jahren wieder positiv. „Es war ein sehr emotionales, intensives Jahr“, sagt Vorstand Axel Dreher.
Auch ist Wolford die Suche nach einem strategischen Investor geglückt. Im März 2018 gab der Lu- xushersteller bekannt, dass der chinesische Mischkonzern Fosun den Familien Wilhelm und Palmers ihre Anteile abkauft. Derzeit hält Fosun rund 58 Prozent. Der Einstieg brachte zudem eine Kapitalerhöhung von 22 Mio. Euro mit sich.
„Fosun investiert in Firmen, für die sie einen Beitrag leisten können“, sagte das Management anlässlich der gestrigen Bilanzpressekonferenz. Die Chinesen haben bereits Erfahrung in der Modeindustrie. In Deutschland sind sie an Tom Tailor beteiligt, in Frankreich am Luxuslabel Lanvin. Mit der größten privaten Unter- nehmensgruppe der Volksrepublik an der Angel, erhofft sich Wolford freilich, stärker in Asien Fuß fassen zu können. Man betrachte Fosun als Türöffner, als jemanden, der Kontakte herstellen kann. „Früher standen wir vor zehn Türen und wussten nicht, wo wir anklopfen sollen“, sagt Dreher.
Derzeit erzielt Wolford fünf Prozent seines Umsatzes in Asien und Ozeanien, in den kommenden drei Jahren könnten es schon über 20 Prozent sein. „Doch nageln Sie uns nicht fest“, sagt Dreher dazu. Derzeit sei man jedenfalls dabei, eine Strategie für China zu erarbeiten, zudem lote man (digitale) Partner aus. Die Chinesen sind aus der Luxusindustrie schließlich nicht mehr wegzudenken. Bis zum Jahr 2025 sollen sie über 40 Prozent der Ausgaben stellen. Eine Fabrik soll in China aber nicht entstehen. „Die Chinesen wollen Produkte, die in Europa hergestellt werden.“
Doch nicht nur Asien hat man im Blick. Das Digitalgeschäft will Wolford generell hochfahren, jüngere Zielgruppen sollen angelockt werden. Zu diesem Zweck strebt man Kooperationen mit bekannten Onlineshops an. In den begehbaren Filialen wird sich ebenfalls etwas ändern: Die Schaufensterpuppen werden nämlich durch Monitore ersetzt. (nst)