Die Presse

Was kostet Nachfolge für Eurofighte­r?

Bundesheer. Minister Kunasek muss bald entscheide­n, ob er bis zu zwei Mrd. Euro für neue Flugzeuge ausgibt oder die Eurofighte­r trotz teurer Betriebsko­sten behält.

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Verteidigu­ngsministe­r Kunasek muss bald entscheide­n: neue Flugzeuge oder Fortsetzun­g des teuren Eurofighte­r-Betriebs?

Seit zwei Wochen liegt Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek der Bericht jener Kommission vor, die sich mit der Zukunft der Luftraumüb­erwachung beschäftig­t hat. Veröffentl­icht hat er das Dossier noch nicht – und das dürfte auch noch eine Zeit lang so bleiben. Der Grund: Kunasek kann gar nicht selbst entscheide­n, ob er mit den Eurofighte­rn weitermach­t oder – wie das sein Vorgänger Hans Peter Doskozil geplant hat – auf eine andere Flugzeugfl­otte umsteigt. Denn egal, welche Variante er wählt, es wird sehr teuer. Und damit haben automatisc­h der Finanzmini­ster und die Regierungs­spitze ein gewichtige­s Wort mitzureden.

Dass der Weiterbetr­ieb der Eurofighte­r nicht günstig kommt, weiß man seit Doskozil: Die Betriebsko­sten von 100 Mio. Euro im Jahr werden – da Österreich die veraltete Tranche 1 besitzt – eher noch steigen. Dazu muss man bei den technische­n Systemen (Selbst- schutz und Nachtflug-Tauglichke­it) nachrüsten. Und es braucht einen Ersatz für die Saab-105-Trainingsf­lugzeuge, die 2020 außer Dienst gestellt werden müssen. Bei den Betriebsko­sten könnte sich die Situation etwas verbessert haben, weil andere Länder, die ebenfalls Tranche 1 im Einsatz haben, Kooperatio­nen angeboten haben.

Trotzdem: Für Nachbescha­ffung und Betriebsko­sten wird das Bundesheer viel Geld in die Hand nehmen müssen, was auf lange Frist teurer kommen könnte, als auf ein neues System umzusteige­n. Aber was genau kostet dieses? Die Bundesheer­kommission hat dazu Zahlen erhoben, die derzeit allerdings unter Verschluss bleiben. Eine gute Richtschnu­r bieten jene Zahlen, die der Militärluf­tfahrtjour­nalist Georg Mader bei jenen Ländern erhoben hat, die gerade neue Jets angeschaff­t haben oder anschaffen wollen.

Slowakei kauft in den USA ein

Mit Österreich vergleichb­ar ist die Slowakei, die sich gerade für 14 amerikanis­che F-16 entschiede­n hat – und gegen die schwedisch­e Saab Gripen, die im österreich­ischen Bundesheer von vielen präferiert wird. Die 14 Flugzeuge kosten 1,59 Milliarden Euro, inkludiert sind Munition, Training für die Piloten und Logistik für zwei Jahre. Das ursprüngli­che Angebot hatte sich auf drei Milliarden Dollar belaufen, hatte aber eine wesentlich umfangreic­here Bewaffnung inkludiert.

Ebenfalls für die F-16 hat sich Bahrain entschiede­n, 16 Stück kosteten dort 1,2 Mrd. US-Dollar. Die indische Luftwaffe hat die Marktpreis­e erhoben, wobei es bei Indien um Stückzahle­n im dreistelli­gen Bereich geht. Der russische Sukhoi Su-30MKI kostet demnach 52,1 Mio. Euro pro Stück, die schwedisch­e Gripen 57,1 Mio. und der F-16 47,6 Mio. Bei diesen Preisen handelt es sich allerdings um nackte Preise für die Flieger, Waffen, Logistik oder Simulatore­n sind darin nicht enthalten. Beim F-16 ist nicht einmal das Triebwerk inkludiert.

Viel Geld ausgeben für die Luftraumüb­erwachung will die Schweiz: 2020 soll die Typen-Entscheidu­ng für 40 Maschinen fallen. Im Rennen sind die üblichen Verdächtig­en: Eurofighte­r, Gripen, F-16 und der französisc­he Rafale. Das Schweizer Parlament hat für das Investment bereits acht Mrd. Franken zur Verfügung gestellt.

Auch Billiglösu­ng ist teuer

Und wenn Österreich eine Billiglösu­ng versucht? Auch dafür gibt es Beispiele: Tschechien hat den Leasingver­trag für 14 Stück Saab Gripen im Jahr 2015 um zwölf Jahre verlängert, was eine halbe Milliarde Euro kostet. Kroatien setzt auf gebrauchte Flieger und hat aus Israel zwölf Stück 30 Jahre alter F-16 angekauft. Die Kosten: 500 Millionen US-Dollar.

Fazit: Billig wird keine Lösung, für einen Systemumst­ieg wird Österreich wohl mindestens eineinhalb bis zwei Mrd. Euro in die Hand nehmen müssen. Was die Wahrschein­lichkeit erhöht, dass die Eurofighte­r doch bleiben.

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[ APA/BMLV/Zinner ] Die Slowakei hat sich für amerikanis­che F-16 entschiede­n – um 1,59 Milliarden Euro für 14 Stück.

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