Die Presse

„Können uns auf das Weiße Haus nicht verlassen“

EU-Außenminis­ter distanzier­en sich von Trumps „Feind“Aussage.

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Brüssel. „Wenn der amerikanis­che Präsident die Europäisch­e Union als ,Gegner‘ bezeichnet, zeigt das leider einmal mehr, wie breit der politische Atlantik geworden ist“, sagte der deutsche Außenminis­ter, Heiko Maas, in einem Interview mit der Funke Mediengrup­pe. Der SPD-Politiker warnte: „Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingesch­ränkt verlassen.“

Auch bei einem Treffen der EU-Außenminis­ter dominierte das Befremden über einen Tweet von US-Präsidente­n Donald Trump, in dem er am Wochenende die EU mit Blick auf den Handelsstr­eit als „foe“bezeichnet hatte, das sich als „Feind“oder „Gegner“übersetzen lässt. „Österreich sieht die USA sicherlich nicht als Feind, die EU sicherlich auch nicht“, sagte Außenminis­terin Karin Kneissl. „Ich persönlich nehme Abstand von solchen Kategorien.“Sie forderte von ihren EU-Partnern nun eine „kohärente“Außenpolit­ik, um ernst genommen zu werden.

Kneissls Luxemburge­r Amtskolleg­e, Jean Asselborn, setzte Hoffnungen in einen Golf-Aufenthalt des US-Präsidente­n am Wochenende in Schottland. Er wünsche sich, dass die frische Luft geholfen habe, dass Trump in den Kategorien Feind und Nichtfeind wieder etwas klarer sehe. Denn wenn Russland und China Konkurrent­en der USA seien und Europa ein Feind, sei „manches durcheinan­dergerütte­lt“. Er hoffe, dass die Welt im Kopf von Trump „nicht total aus den Fugen geraten ist“.

USA bei Iran-Sanktionen hart

Die EU-Außenminis­ter berieten am Montag auch über das Atomabkomm­en mit dem Iran, das die USA aufgekündi­gt hatten und an dem die Europäer weiterhin festhalten wollen. In einem gemeinsame­n Appell hatten Anfang Juni Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien die US-Regierung aufgerufen, europäisch­e Unternehme­n, die mit dem Iran weiterhin Geschäfte machen wollen, von US-Sanktionen auszunehme­n. Dies ist laut einem Bericht der „Financial Times“vom Montag nun von Washington abgelehnt worden. (ag.)

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