Die Presse

Ein Titel für den Lebenslauf

Tennis. Alexander Peya darf sich Wimbledon-Sieger nennen, der Wiener gewann an der Seite der US-Amerikaner­in Nicole Melichar den Mixed-Bewerb. Über die Wertigkeit eines besonderen Titels.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wimbledon/Wien. Mit 38 Jahren hat Alexander Peya seiner langen Karriere einen ersten Grand-Slam-Titel hinzugefüg­t. Am frühen Sonntagabe­nd jubelte der Wiener am altehrwürd­igen Centre Court von Wimbledon – aber nicht im Herren-Doppel, sondern der MixedKonku­rrenz. An der Seite der USAmerikan­erin Nicole Melichar besiegte Peya die weißrussis­ch-britische Paarung Viktoria Asarenka/ Jamie Murray mit 7:6 (1), 6:3.

17 Doppeltite­l mit vier verschiede­nen Partnern hat der ÖTVDaviscu­pper auf der Tour bislang errungen. Jener in Wimbledon mag zwar vielleicht nicht der sportlich wertvollst­e, aber gewiss jener mit der größten Strahlkraf­t sein. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass sich ein Mixed-Titel so anfühlt. Das ist schon etwas Besonderes“, sagte Peya im Gespräch mit der „Presse“am Tag nach dem großen Coup an der Church Road. Während des Matches hatte er bei einem Seitenwech­sel in der Ehrenloge Stefan Edberg erspäht, nach dem Spiel auf dem traditione­llen Champions Dinner („sehr traditione­ll, sehr formell, aber nicht spektakulä­r“) Rod Laver und Billie Jean King, allesamt Legenden des Tennisspor­ts. Auch diese Begleitums­tände machten den Auftritt in Wimbledon speziell.

Über die Wertigkeit des MixedBewer­bs lässt sich streiten. Gespielt wird diese Form des Doppels ausnahmslo­s bei den vier Grand Slams in Melbourne, Paris, London und New York, wo das Format 1892 auch seine Premiere feierte. Das Mixed, sagt auch Peya, sei etwas gesondert zu betrachten, weil dafür nicht trainiert wird. „Das Doppel ist mein tägliches Brot, dafür arbeite ich den ganzen Tag.“

Dennoch, ein Wimbledon-Titel in der Vita liest sich exzellent, er fällt selbst im Mixed nicht vom Himmel. Mit Jürgen Melzer (an der Seite der Tschechin Benesovˇa)´ hatte sich vor sieben Jahren in London schon ein anderer Österreich­er in die Siegerlist­e eingetrage­n.

Die Geschichte vom Triumph Peyas ist dennoch eine besondere. Bis knapp vor dem Turniersta­rt war unklar, ob der Wiener im Mixed überhaupt antreten wird oder er sich gezielt auf das Doppel konzentrie­rt. Die Belastunge­n in Wimbledon sind traditione­ll hoch, weil auch im Doppel über drei Gewinnsätz­e gespielt wird.

Die 24-jährige Melichar ging das Risiko ein, Peya scheiterte im Doppel-Achtelfina­le, anschließe­nd galt der volle Fokus dem Mixed – mit Erfolg. Rückblicke­nd war Peya „sehr froh darüber“, die Doppelbe- lastung in Kauf genommen zu haben. Zustande gekommen ist die Erfolgspaa­rung Peya/Melichar erstmals vor wenigen Wochen in Paris. Bei den French Open schaffte man immerhin den Sprung ins Viertelfin­ale, in Wimbledon folgte die Krönung.

Ohne Training zum Titel

Gemeinsam trainiert hat man übrigens kein einziges Mal, das sei im Mixed schlichtwe­g nicht üblich. In den Matches nehmen die Männer auf die Frauen übrigens keine Rücksicht, es wird voll durchgezog­en. „Macht man das nicht, kann man nicht gewinnen“, erklärt Peya. Böses Blut gibt es keines, jede teilnehmen­de Spielerin weiß, was im Mixed auf sie zukommt. Peya und die 14 Jahre jüngere Melichar teilen sich ein Preisgeld von 124.310,64 Euro, dafür müsste man in der Doppelkonk­urrenz immerhin das Halbfinale erreichen.

Seinen nächsten Mixed-Auftritt hat das Duo Anfang September bei den US Open in New York, bis dahin gilt Peyas Fokus wieder seiner Paradedisz­iplin. Mit dem Kroaten Nikola Mektic´ liegt er auf Platz vier der Jahreswert­ung und damit voll auf Kurs Richtung Masters der acht besten Doppel 2018. Nächste Woche schlagen Peya/ Mektic´ in Hamburg auf, danach folgen Turniere in Übersee. Ein Karriereen­de sei momentan „überhaupt kein Thema“, versichert Peya. „Solange der Körper standhält und mir Tennis so viel Spaß macht, spiele ich weiter.“

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[ AFP ] Der Wiener Alexander Peya und Nicole Melichar (USA) stemmen die Trophäe.

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