Was die Zukunft des Fußballs bringt
Ausblick. Vieles spricht dafür, dass Frankreich mit dem Titel eine Ära der Dominanz eingeläutet hat. Doch wie reagieren die geschlagenen Fußball-Großmächte – und wer wird der nächste Star?
Die 21. Fußballweltmeisterschaft in Russland ist Geschichte und hat mit Frankreich einen würdigen Weltmeister gebracht. Vier zentrale Fragen nach über vier Wochen Dauerfußball.
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Vieles spricht dafür. Frankreich hat schon bei der Europameisterschaft 2016 im eigenen Land mit dem Finaleinzug seine Qualitäten unter Beweis gestellt, zwei Jahre später erwies sich das Team der Hochbegabten reif für den Titel. Dabei haben etliche Spieler der „Equipe Tricolore“das beste Fußballeralter noch gar nicht erreicht, dürften bei der nächsten WM, 2022 in Katar, noch stärker sein. Frankreichs Spiel wirkt gefestigt und schier unerschütterlich, großen Anteil daran hat freilich auch die Arbeit von Teamchef Didier Deschamps, der „Le Bleus“auch nach dem großen Triumph in Russland erhalten bleiben wird – ein Erfolgsgarant. Ohne Frage, Deutschland war der größte Verlierer dieser Endrunde. Als amtierender Weltmeister in einer Gruppe mit Schweden, Mexiko und Südkorea Letzter zu werden glich einem undenkbaren Debakel. Dennoch entschloss sich der DFB für eine weitere Zusammenarbeit mit Teamchef Joachim Löw, er soll die richtigen Schlüsse ziehen, eine neue Mannschaft formen. Deutschland mag gegenwärtig zwar nicht über die Fülle an jungen Topspielern wie etwa Frankreich verfügen, hat mit Leroy Sane´ (22), Leon Goretzka (23) oder Timo Werner (22) dennoch Hoffnungsträger in seinen Reihen.
In Südamerika beklagten mit Argentinien und Brasilien gleich zwei Großmächte ihr frühes Aus. Nach Brasiliens fünftem WMCoup 2002 hat Europa das Kommando übernommen und vier Mal in Folge triumphiert. Womöglich müssten die Südamerikaner ihre Fußball-DNA europäischer definieren, um erfolgreich zu sein. Gut möglich, dass Russland den WM-Abschied von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo erlebt hat. Beide Superstars kamen mit ihren Teams nicht über das Achtelfinale hinaus, bei der WM 2022 in Katar wäre Messi 35 Jahre alt, Ronaldo sogar 37. Vor allem beim Argentinier wird bezweifelt, dass er seine Karriere im Nationalteam überhaupt fortsetzt. Die Fußballwelt hat aber ohnehin schon ihre nächsten Helden auserkoren.
Frankreichs Kylian Mbappe´ begeisterte mit seinen zarten 19 Jahren durch Antritt, Technik, Kaltschnäuzigkeit und Physis. Bleibt Mbappe´ gesund, ist er ein logischer Weltfußballer der Zukunft. Der Belgier Eden Hazard erinnert an einen Spielmacher der alten Schule: Schnell, wendig, trickreich, der 27-Jährige wäre ein würdiger Ronaldo-Ersatz bei Real Madrid. Luka Modric´ (32) wurde zwar als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet, dürfte in Katar aufgrund seines fortgeschrittenen Al- ters aber keine Rolle mehr spielen. Und Brasiliens Neymar (26) hat sein Schicksal selbst in der Hand, er sollte sich bloß mehr auf das Fußballspielen denn auf schlechte Schwalben konzentrieren.
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Das ÖFB-Team hat sich zuletzt vor 20 Jahren für eine Weltmeisterschaft qualifiziert (Aus in der Vorrunde), seitdem spielt Rot-WeißRot auf der WM-Bühne keine Rolle mehr. Sich für eine WM zu qualifizieren ist traditionell schwieriger, als sich für eine EM zu qualifizieren, weil Europa im Vergleich weniger Teilnehmer stellt. Ändern könnte sich das noch durch die Ausweitung der WM 2022 von 32 auf 48 Teams, eine Entscheidung darüber dürfte zeitnah fallen, so Fifa-Präsident Gianni Infantino.
Chancen auf eine WM-Teilnahme in vier Jahren hat Österreich, unabhängig von den noch nicht feststehenden Gegnern, aber definitiv. Die Qualifikation beginnt im Herbst 2020.