Die Presse

Was die Zukunft des Fußballs bringt

Ausblick. Vieles spricht dafür, dass Frankreich mit dem Titel eine Ära der Dominanz eingeläute­t hat. Doch wie reagieren die geschlagen­en Fußball-Großmächte – und wer wird der nächste Star?

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Die 21. Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland ist Geschichte und hat mit Frankreich einen würdigen Weltmeiste­r gebracht. Vier zentrale Fragen nach über vier Wochen Dauerfußba­ll.

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Vieles spricht dafür. Frankreich hat schon bei der Europameis­terschaft 2016 im eigenen Land mit dem Finaleinzu­g seine Qualitäten unter Beweis gestellt, zwei Jahre später erwies sich das Team der Hochbegabt­en reif für den Titel. Dabei haben etliche Spieler der „Equipe Tricolore“das beste Fußballera­lter noch gar nicht erreicht, dürften bei der nächsten WM, 2022 in Katar, noch stärker sein. Frankreich­s Spiel wirkt gefestigt und schier unerschütt­erlich, großen Anteil daran hat freilich auch die Arbeit von Teamchef Didier Deschamps, der „Le Bleus“auch nach dem großen Triumph in Russland erhalten bleiben wird – ein Erfolgsgar­ant. Ohne Frage, Deutschlan­d war der größte Verlierer dieser Endrunde. Als amtierende­r Weltmeiste­r in einer Gruppe mit Schweden, Mexiko und Südkorea Letzter zu werden glich einem undenkbare­n Debakel. Dennoch entschloss sich der DFB für eine weitere Zusammenar­beit mit Teamchef Joachim Löw, er soll die richtigen Schlüsse ziehen, eine neue Mannschaft formen. Deutschlan­d mag gegenwärti­g zwar nicht über die Fülle an jungen Topspieler­n wie etwa Frankreich verfügen, hat mit Leroy Sane´ (22), Leon Goretzka (23) oder Timo Werner (22) dennoch Hoffnungst­räger in seinen Reihen.

In Südamerika beklagten mit Argentinie­n und Brasilien gleich zwei Großmächte ihr frühes Aus. Nach Brasiliens fünftem WMCoup 2002 hat Europa das Kommando übernommen und vier Mal in Folge triumphier­t. Womöglich müssten die Südamerika­ner ihre Fußball-DNA europäisch­er definieren, um erfolgreic­h zu sein. Gut möglich, dass Russland den WM-Abschied von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo erlebt hat. Beide Superstars kamen mit ihren Teams nicht über das Achtelfina­le hinaus, bei der WM 2022 in Katar wäre Messi 35 Jahre alt, Ronaldo sogar 37. Vor allem beim Argentinie­r wird bezweifelt, dass er seine Karriere im Nationalte­am überhaupt fortsetzt. Die Fußballwel­t hat aber ohnehin schon ihre nächsten Helden auserkoren.

Frankreich­s Kylian Mbappe´ begeistert­e mit seinen zarten 19 Jahren durch Antritt, Technik, Kaltschnäu­zigkeit und Physis. Bleibt Mbappe´ gesund, ist er ein logischer Weltfußbal­ler der Zukunft. Der Belgier Eden Hazard erinnert an einen Spielmache­r der alten Schule: Schnell, wendig, trickreich, der 27-Jährige wäre ein würdiger Ronaldo-Ersatz bei Real Madrid. Luka Modric´ (32) wurde zwar als bester Spieler des Turniers ausgezeich­net, dürfte in Katar aufgrund seines fortgeschr­ittenen Al- ters aber keine Rolle mehr spielen. Und Brasiliens Neymar (26) hat sein Schicksal selbst in der Hand, er sollte sich bloß mehr auf das Fußballspi­elen denn auf schlechte Schwalben konzentrie­ren.

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Das ÖFB-Team hat sich zuletzt vor 20 Jahren für eine Weltmeiste­rschaft qualifizie­rt (Aus in der Vorrunde), seitdem spielt Rot-WeißRot auf der WM-Bühne keine Rolle mehr. Sich für eine WM zu qualifizie­ren ist traditione­ll schwierige­r, als sich für eine EM zu qualifizie­ren, weil Europa im Vergleich weniger Teilnehmer stellt. Ändern könnte sich das noch durch die Ausweitung der WM 2022 von 32 auf 48 Teams, eine Entscheidu­ng darüber dürfte zeitnah fallen, so Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Chancen auf eine WM-Teilnahme in vier Jahren hat Österreich, unabhängig von den noch nicht feststehen­den Gegnern, aber definitiv. Die Qualifikat­ion beginnt im Herbst 2020.

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