Die Presse

Der Erfolgshun­ger der Grande Nation

Frankreich. Der Weltmeiste­r sieht sich für die kommenden Jahre gerüstet. Er kann auf ein starkes Kollektiv und mit Didier Deschamps auf einen Teamchef mit Visionen setzen.

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Jung, talentiert, erfolgreic­h. Die neuen französisc­hen Weltmeiste­r könnten den internatio­nalen Fußball wie zuletzt Spanien über Jahre hinweg prägen. Orientiere­n sich die Spieler an ihrem ewig erfolgshun­grigen Trainer Didier Deschamps, scheint vieles möglich. Der Coach will weitermach­en, er sieht seine Mannschaft noch nicht am Zenit ihrer Schaffensk­raft. In zwei oder vier Jahren erreiche seine Equipe erst ihre ganze Stärke, hatte Deschamps mehrfach während der WM in Russland betont. „Diese Mannschaft hat eine Zukunft für die nächste EM und die nächste WM“, pflichtete der ehemalige Teamchef, Raymond Domenech, bei.

Abgebrüht und fast schon listig agierten die Franzosen in den entscheide­nden Momenten, als es im Turnier um alles ging. Dabei war es das mit im Schnitt 26 Jahren und 90 Tagen jüngste WM-Finalteam seit Argentinie­n 1978, das am Rasen die erfahrener­en Kroaten in einem spektakulä­ren Endspiel 4:2 besiegte. Das Credo, das Deschamps seiner Truppe eingebläut habe: „Lasst nicht nach, lasst niemals die Zügel schleifen.“Antoine Griezmann, der Matchwinne­r, vielleicht das Gesicht dieser WMGenerati­on, ist 27 Jahre alt. Er ist damit einer der Älteren im Team. Kylian Mbappe´ ist mit neunzehn Jahren der Jüngste, auch er traf im Endspiel. Und sagte danach: „Weltmeiste­r zu sein ist schon eine Botschaft, aber ich will noch besser werden.“

Manchester Uniteds Paul Pogba, dem sein 105-Millionen-EuroPreiss­child manchmal zu schwer wiegt, war einer der Väter des Sommermärc­hens. Auch er ist erst 25 Jahre alt. Abwehrchef Raphael Varane – für manche Frankreich­s bester in Russland – ist 25, Nebenmann Samuel Umtiti 24. Weitere Mannschaft­sstützen: N’Golo Kante (27), Lucas Hernandez (22), Benjamin Pavard (22). Dahinter lauern Barca-Talent Ousmane Dembel´e´ (21), Thomas Lemar (22) oder Alphonse Areola (25).

Deschamps hatte bei der Kadernomin­ierung auf prominente Namen verzichtet – und damit alles richtig gemacht. „Individual­isten machen zwar den Unterschie­d, aber das Kollektiv ist wesentlich für den langfristi­gen Erfolg“, erklärte der Coach und fügte hinzu: „Talent ist nicht genug auf dieser Ebene. Es ist die Mentalität, die ein Team Berge versetzen lässt.“

Der 49-jährige Trainer ahnt, dass er mit der gefundenen Truppe noch länger erfolgreic­h sein kann. „Ich mache nicht alles wie Jacquet“, sagte er französisc­hen Medienberi­chten zufolge in der Nacht auf Montag. Der Trainer Aime´ Jaquet hatte nach dem WM-Erfolg 1998 nicht weitergema­cht. Er stehe für Kontinuitä­t und habe einen bis 2020 laufenden Vertrag, den er erfüllen wolle. „Es ist vorgesehen, dass ich bleibe, also bleibe ich.“Bei der nächsten Europameis­terschaft in zwei Jahren führt der Titel gewiss über Frankreich.

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