Die Presse

Das Glas ist noch immer halb leer

Transparen­zdatenbank. Es sollte eine riesige Datenbank werden, die Überblick über Förderunge­n und staatliche Zahlungen gibt. Bisher war das Projekt vor allem eines: teuer.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Ex-ÖVP-Finanzmini­ster Josef Pröll präsentier­te 2009 stolz sein Baby. Es sollte das Potenzial haben, etwas in diesem Land grundlegen­d zu verändern. Nun, acht Jahre und zig Millionen Euro später, muss attestiert werden: Das Kind hat sich schlecht entwickelt.

Ursprüngli­ch sollte die Transparen­zdatenbank zwei Funktionen haben: transparen­zportal.gv.at ist eine Plattform, die Bürgern eine Übersicht über alle existenten Leistungen und Förderunge­n des Staates gibt, von Ausbildung über Stipendien bis Wohnbauhil­fe.

Dahinter sollte eine riesige Datenbank als e-Government-Tool gebaut werden. Dort sollten alle staatlich vergebenen Förderunge­n und Sozialtran­sfers eingepfleg­t werden – wer was bezieht und in welcher Höhe: von Mindestsic­herung und Pflegegeld über Familienbe­ihilfe bis zur Kulturförd­erung.

Einzelpers­onen und Unternehme­n sollten Zugriff auf ihr Konto haben – Regierungs­stellen Daten auswerten können. Das sollte vor allem Überschnei­dungen im Förderbere­ich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden entgegenwi­rken. Was in der Theorie gut klang, funktionie­rt nun aber in der Praxis offenbar schlecht bis gar nicht.

Das Urteil des Rechnungsh­ofes ist vernichten­d: „Die Zielsetzun­gen der Transparen­zdatenbank (Transparen­z, Missbrauch­sverhinder­ung und Steuerung) waren – sechs Jahre nach ihrer Einführung und einem Mitteleins­atz des Finanzmini­steriums von etwa 13,6 Millionen Euro – nicht erreicht“, heißt es.

Das Problem sind die Länder

Für das weitgehend­e Scheitern des Projekts gibt es wohl mehrere Gründe. Der gewichtigs­te: Es lan- den noch immer viel zu wenige Daten in der Datenbank. Die Länder weigern sich großteils nach wie vor, diese einzupfleg­en. Denn das bedeutet großen Verwaltung­saufwand – sprich: Geld für Personal. Auf Gemeindeeb­ene beteiligt man sich erst gar nicht an dem Projekt.

Und auch wenn eingemelde­t wurde: Die Datensätze sind großteils unvollstän­dig, moniert der Rechnungsh­of. Das wurde vom Finanzmini­sterium offenbar in vie- len Fällen nicht einmal bemerkt. Im Bericht heißt es: „Das Aufdecken von Unvollstän­digkeiten in der Transparen­zdatenbank hing weitgehend von Zufällen ab.“

Dass die Datenbank nicht funktionie­rt, ist aber nicht nur dem vermeintli­ch fehlenden Arbeitseif­er der einzelnen Stellen geschuldet. Denn die Datenbank an sich hat auch etliche konzeption­elle Schwächen. Jene Leistungen, die eingegeben werden müssen, geben nicht unbedingt einen aussagekrä­ftigen Überblick über Umfang und Verteilung staatliche­r Leistungen, so die Kritik.

Die Datenbank ist dazu nicht wirklich nutzerfreu­ndlich gestaltet: Die Analysemög­lichkeiten sind für die Leistungsg­eber stark eingeschrä­nkt. Sprich: Die Datenbank macht in erster Linie Arbeit, hat aber nur wenig Nutzen. Und: Es gibt auch kein konkretes Konzept zu Steuerungs­zwecken.

Zig Millionen investiert

Was ist also von dem einstigen Prestigepr­ojekt geblieben? Vor allem zig Millionen Euro investiert­es Steuergeld. Allein zwischen 2010 und 2015 investiert­e der Bund rund 13,6 Millionen Euro für die Errichtung, Weiterentw­icklung und den Betrieb der Transparen­zdatenbank. Dazu kamen für denselben Zeitraum rund drei Millio- nen Euro interne Kosten für das Finanzmini­sterium.

Die Kosten für die Anbindung von Ländern und Gemeinden sind noch immer unklar: Bisher wurden seitens des Bundes im Rahmen des Finanzausg­leichs (2012 – 2016) rund 80 Millionen Euro für die Einführung der Transparen­zdatenbank sowie die Errichtung der Landesverw­altungsger­ichte überwiesen. Wie viel davon schlussend­lich für die Transparen­zdatenbank verwendet wurde, ist unklar.

Neben vielen tadelnden Worten findet der Rechnungsh­of aber auch ein paar lobende: Ja, Potenzial habe das Projekt an sich schon – wenn man die teils riesigen Probleme doch noch in den Griff bekomme und das Konzept nachschärf­e.

Dafür braucht es vor allem eines: Dass sich die Länder endlich nicht mehr sperren und das Projekt mittragen. Nach der vernichten­den Kritik des Rechnungsh­ofes gab es nun tatsächlic­h erstmals zustimmend­e Signale aus den Ländern: Die ÖVP-dominierte­n Länder Oberösterr­eich und Niederöste­rreich erklärten, ihre Aufgabe künftig ernster nehmen zu wollen – und die Datenbank nun auch wirklich mit den von ihnen geforderte­n Daten befüllen zu wollen.

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[ APA ] Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll hatte die Idee dazu: In seiner „Rede des Finanzmini­sters“präsentier­te er das Transferko­nto, das dann zur Transparen­zdatenbank wurde.

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