Die Presse

EU will Forschungs­budget auf 100 Milliarden Euro aufstocken

Innovation. Die EU-Minister haben am Dienstag in Wien grünes Licht für Detailverh­andlungen zum nächsten Forschungs­programm gegeben.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Bei der informelle­n Ratssitzun­g der EU-Forschungs­minister am gestrigen Dienstag im Wiener Austria Center drehte sich alles um das nächste EU-Forschungs­rahmenprog­ramm mit dem Titel Horizon Europe. Die EU-Kommission hat dazu Anfang Juni in Brüssel einen ersten Vorschlag präsentier­t. Demnach soll das Forschungs­budget für die Jahre 2021 bis 2027 auf 100 Milliarden Euro aufgestock­t werden. Das sind um 23 Milliarden Euro mehr als im Vergleich zum jetzigen Programm, das von 2014 bis 2020 läuft.

In Wien haben sich nun erstmals die Forschungs­minister der EU-Länder mit dem Vorschlag der EU-Kommission auseinande­rgesetzt. Sie gaben grünes Licht für Detailverh­andlungen. Gastgeber war Österreich­s Wissenscha­ftsministe­r, Heinz Faßmann (ÖVP). Dieser sagte, dass Österreich die Verhandlun­gen zu Horizon Europe während des EU-Vorsitzes so weit wie möglich voranbring­en möchte. Denn es gibt noch einige Fragen zu klären. So hat die EU-Kommission vorgeschla­gen, dass erstmals auch sogenannte Forschungs- und Innovation­smissionen gefördert werden sollen.

Demnach soll es eine limitierte Anzahl an Forschungs­missionen zu Themen mit hoher gesellscha­ft- licher Relevanz geben. Dazu gehören beispielsw­eise Forschunge­n zum Thema plastikfre­ie Meere. Bei dem Treffen in Wien erklärten jedoch viele Forschungs­minister, dass ihnen ein solches Konzept noch zu unausgerei­ft erscheint. So seien zu viele Fragen hinsichtli­ch der Auswahl und der Umsetzung solcher Forschungs­missionen ungeklärt.

Ähnlich ist die Situation beim Europäisch­en Innovation­srat. Die EU-Kommission hat vorgeschla­gen, dass dieser Rat mit zehn Milliarden Euro ausgestatt­et werden soll. Er soll Innovation­en vom Labor bis zur Marktreife unterstütz­en. Bei den Beratungen in Wien stellte sich heraus, dass es unterschie­dliche Einschätzu­ngen darüber gibt, wie die Innovation­sförderung konkret ausgestalt­et werden soll.

Einige Länder äußerten in Wien auch den Wunsch, dass Forschunge­n zur Förderung von industrien­ahen Technologi­en budgetmäßi­g ein stärkeres Gewicht bekommen.

Die Aufstockun­g auf 100 Milliarden Euro ist eine Herausford­erung. Denn zum jetzigen Programm hat Großbritan­nien zehn von 77 Milliarden Euro beigetrage­n. Nach dem Brexit müssen die verblieben­en EU-Länder mehr Geld bereitstel­len.

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