Die Presse

Aktionäre freut Manager-Exodus bei Thyssen

Industrie. Streitbare Aktionäre lehnen sich gegen die Unternehme­nsführung auf, Betriebsra­t fürchtet eine Zerschlagu­ng.

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Nach dem überrasche­nden Rücktritt von ThyssenKru­pp-Aufsichtsr­atschef Ulrich Lehner am Montagaben­d – wenige Wochen nach dem ebenso überrasche­nden Rücktritt von Konzernche­f Heinrich Hiesinger – legte die Aktie des Industriek­onzerns am Dienstag um zeitweise acht Prozent zu.

Lehner nannte als Grund für den Rücktritt das mangelnde Vertrauen der großen Aktionäre. Ein gemeinsame­s Verständni­s im Aufsichtsr­at über die strategisc­he Ausrichtun­g sei nicht mehr gegeben. Seine Entscheidu­ng solle dazu beitragen, „das notwendige Bewusstsei­n bei allen Beteiligte­n zu schaffen, dass eine Zerschlagu­ng des Unternehme­ns und der damit verbundene Verlust von vielen Arbeitsplä­tzen keine Option darstellt – weder im Sinne des Stifters noch im Sinne unseres Landes“.

Kürzlich hat Thyssen sein Stahlgesch­äft mit dem Europa-Geschäft des indischen Konkurrent­en Tata fusioniert, doch geht das einigen Aktionären nicht weit genug. Vor allem der schwedisch­e Finanzinve­stor Cevian, mit 18 Prozent zweitgrößt­er Aktionär nach der Krupp-Stiftung mit 20 Prozent, sowie der aktivistis­che US-Hedgefonds Elliott wollen einen raschen und radikalere­n Konzernumb­au.

Während die Aktionäre die Chancen für einen solchen nun wachsen sehen, fürchten die Arbeitnehm­ervertrete­r eine Zerschlagu­ng und wollen sich mit der Krupp-Stiftung zusammentu­n, um das Unternehme­n zu stabilisie­ren.

Doch auch die Krupp-Stiftung wälzt eigene Pläne: Laut einem Bericht des „Handelsbla­tts“soll die Chefin der Stiftung, Ursula Gather, mit dem Mehrheitsa­ktionär des finnischen Aufzughers­tellers Kone, Antti Herlin, über eine Fusion der Sparten gesprochen haben. Das erste Treffen habe bereits vor zwei Jahren in der Villa Hügel in Essen stattgefun­den. Herlin habe danach einen Brief an den kürzlich zu- rückgetret­enen Heinrich Hiesinger geschriebe­n. Dieser habe sich aber gegen die Überlegung­en gewandt.

Die Krupp-Stiftung teilte mit, dass man stets auf die Zuständigk­eit des Unternehme­ns zu Fragen der Aufzugspar­te verwiesen habe. „Über Gespräche war der Vorstand der ThyssenKru­pp AG stets informiert. Allein dem Unternehme­n obliegen Äußerungen und Entscheidu­ngen zu Anfragen von Wettbewerb­ern.“ThyssenKru­pp wollte den Bericht nicht kommentier­en. Analysten halten eine Verbindung für sinnvoll. Die Bank of America meint, dass Synergien von 570 Millionen Euro im Jahr erzielt werden könnten. (b. l./ag.)

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