Die Presse

Ausgewogen­en Dialog in Europa verlernt

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Frau Gharib widmet sich dabei dem Aspekt, dass schon der Versuch der Überfahrt nach Europa so abschrecke­nd wie möglich sein soll. Geschichte­n aus Libyen, Algerien und Marokko über Folter, Organhande­l und Misshandlu­ngen kommen dabei gerade recht und verstärken im „Idealfall“die gewünschte Wirkung (was an Zynismus nicht zu überbieten ist).

Ein Auseinande­rsetzen mit den aufgezeigt­en tatsächlic­hen Problemen (korrupte Regime, kriegerisc­he Konflikte, Arbeits- und Perspektiv­losigkeit) scheint unangenehm­er als ein paar hundert Millionen (oder ein paar Milliarden) Euro für Lager auf afrikanisc­hem Boden. Sollten es Menschen dennoch bis nach Europa schaffen, kommen die von Frau Hamann aufgeliste­ten Mittel zum Einsatz. Mit dem Ergebnis, dass diesen Menschen möglichst deutlich gemacht werden soll, dass sie denkbar unerwünsch­t sind. Dass nun die eingeforde­rten „Werte“genau mit solchen Mitteln verteidigt werden sollen, die diesen widerspre- chen, ramponiert beim kritischen Publikum vielleicht die Glaubwürdi­gkeit. Aber der Zweck heiligt wohl die Mittel. Die beiden Autorinnen zeigen jedenfalls auf, dass die von der Regierung an-, aber nicht zu Ende gedachten Lösungen gerade solche eben nicht sind. „Christen, wo ist eure Nächstenli­ebe?“, GK von Rainer Stepan, 16. 7. Sie fragen zu Recht: „Wo ist dieser ehrlich, offene Dialog geblieben?“

In Zeiten, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk in seiner politische­n Berichters­tattung einen massiven Linkskurs fährt, Journalist­en und Redakteure (auch in sogenannte­n Qualitätsp­rintmedien) zu 80 Prozent rote oder grüne Gesinnung tragen, Meinungen, die dem linken Mainstream widersprec­hen (z. B. Warnung vor den Gefahren der Islamisier­ung Europas, Zweifel an der Klimahyste­rie usw.) in Onlinefore­n rigoros zensuriert werden, in TV-Talkshows auf jeden bürgerlich-konservati­ven Diskutante­n mindestens vier Linke kommen, nicht linke demokratis­che Parteien (FPÖ, AfD) ständig ins rechte Eck gestellt werden, Ungarn und Polen kritisiert werden, während die Sozialiste­n in Rumänien von den EU-Spitzen unbehellig­t bleiben, bin ich wie Sie der Ansicht, dass wir in Europa den ausgewogen­en Dialog verlernt haben.

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