Wenn Salzburg wieder Bühne ist: Max Reinhardt hätte seine Freude
Festspiele. Mit dem Fest zur Festspieleröffnung startet Salzburg heute und morgen in den Sommer. Helga Rabl-Stadler wirkt dabei erstmals persönlich mit.
Für Helga Rabl-Stadler – seit 1995 Präsidentin der Salzburger Festspiele – ist es eine echte Premiere: Erstmals wirkt sie persönlich mit einem kleinen, aber feinen Programmpunkt beim alljährlichen Fest zur Festspieleröffnung mit. Das beliebte Fest, das gemäß Max Reinhardts Motto „Die ganze Stadt ist Bühne“viele Plätze, Gassen und Säle in der Salzburger Altstadt bespielt, startet am Freitagnachmittag. Rabl-Stadler ist mit ihrem Part am Samstag an der Reihe: Sie wird das eben erschienene Buch „Das Große Festspielhaus“präsentieren und anschließend durch das berühmte Gebäude führen, um neue Blicke auf das „Gesamtkunstwerk“des Architekten Clemens Holzmeister zu eröffnen.
Das Buch ist ein ungewöhnliches Projekt: Es entstand im Rahmen einer Lehrveranstaltung am Institut für Kunstgeschichte der Universität Salzburg. Unter der Leitung von Andrea Gottdang und Ingonda Hannesschläger – den beiden Herausgeberinnen – haben Studierende den Bau und dessen kunstvolle Innenausstattung unter die Lupe genommen. Sie interviewten Zeitzeugen sowie Nachfahren der Künstlerinnen und Künstler, die für das 1960 eröffnete Haus Werke schufen. Außerdem recherchierten die Kunstgeschichte-Experten im Festspiel-Archiv, sichteten Pläne, Entwürfe, Korrespondenzen und Verträge.
So entstand ein umfassendes Werk über die Entstehungszeit des Großen Festspielhauses. „Wenn Sie glauben, Sie kennen das Haus, dann werden Sie feststellen, dass es noch viel zu entdecken gibt“, ist Rabl-Stadler von der Arbeit der Studierenden begeistert. Es stimmt sie aber auch nachdenklich. „Von November 1957 bis April 1958 gab es Sprengarbeiten am Mönchsberg, damit das Haus überhaupt Platz hat. Heute sind wir nicht einmal fähig, eine Garage im Berg zu erweitern“, erinnert die Präsidentin: „Ein bissl von dem Mut von damals würde ich mir heute wünschen.“
Die Buchpräsentation samt Führung ist einer von insgesamt 74 Programmpunkten, die am Freitag und Samstag an 30 Spielorten in der Stadt Salzburg über die Bühne gehen. Insgesamt wurden mehr als 10.000 – kostenlose – Zählkarten aufgelegt. Viele Veranstaltungen sind auch ohne Karten zugänglich. So wie die beliebte Au- togrammstunde von Festspielkünstlern im Eingangsfoyer des Großen Festspielhauses. Die Schlange mit Wartenden, die mit den Künstlern ein paar Worte wechseln und sich eine Karte, Platten oder Bücher signieren lassen wollen, ist obligat. Welche Künstlerinnen und Künstler kommen, bleibt eine Überraschung.
Stark beschäftigt beim Fest zur Festspieleröffnung ist jedenfalls das „Jedermann“-Ensemble. Die Generalprobe des Stücks am Domplatz am Samstagabend ist Teil der Veranstaltung. Buhlschaft Stefanie Reinsperger
findet heute, Freitag, und morgen, Samstag, in der Salzburger Altstadt statt. Insgesamt gibt es 74 Programmpunkte an 30 Spielorten, 10.000 Zählkarten wurden ausgegeben. Auftakt ist heute um 17 Uhr mit einem Begrüßungssalut der Brauchtumsschützen. Der Fackeltanz auf dem Residenzplatz beginnt um 22.30 Uhr; rund 100 Tanzpaare werden dreizehn Figuren in das Dunkel rund um den Brunnen zeichnen. wird beim Fest außerdem aus E´ricEmmanuel Schmidts Erzählung „Oskar und die Dame in Rosa“lesen. Auch Jedermann Tobias Moretti hat sich einen Beitrag überlegt: Er rezitiert mit einem handverlesenen Ensemble „A Fiddler’s Tale“von Wynton Marsalis. Tod Peter Lohmeyer hat sein Lieblingsbuch „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“für eine Lesung ausgewählt.
Der Salzburger Festspiele- und Theater-Kinderchor, der heuer sein zehnjähriges Bestehen feiert, gibt ein Konzert in der Universitätsaula. Bei einer öffentlichen Meisterklasse können Besucher Kammersängerin Christa Ludwig erleben, wenn sie jungen Talenten im Rahmen des Young Singers Projects Unterricht gibt.
Die legendäre Liveband Cafe´ Drechsler ist mit einem Konzert im Republic vertreten, das Salzburger Straßentheater führt im Innenhof von St. Peter „König der Herzen“von Alistair Beaton auf. In einem anderen Innenhof wartet gar ein „Garten Eden“: Im sonst nicht zugänglichen Hof des Franziskanerklosters kann man sich inmitten von Blumen und Heilpflanzen mit Kuchen und Würstel stärken.