Industriemetalle auf Talfahrt
Rohstoffe. Die Angst vor einem Handelskrieg und einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur setzt den Preisen zu.
Während die Energiepreise in diesem Jahr praktisch nur eine Richtung kannten, nämlich jene nach oben, hat ein anderer Sektor fast unbemerkt zum Sinkflug angesetzt: die Industriemetalle.
So fiel der Kupferpreis am gestrigen Donnerstag erstmals in den vergangenen zwölf Monaten unter die Marke von 6000 Dollar je Tonne. Aluminium, Blei, Zinn und Zink sind seit Jahresbeginn ebenfalls im Minus. Vor allem in den vergangenen Wochen (siehe Grafik) sei es mit den Notierungen stark nach unten gegangen, sagt dazu Commerzbank-Analyst Da- niel Briesemann. Der Grund dafür ist in den wachsenden Spannungen zwischen China und den USA zu suchen. Dass aus dem Handelskonflikt ein Handelskrieg werden könnte, verunsichert die Marktteilnehmer, so der Experte. Hinzu kommt, dass die Zollschranken möglicherweise auch bald Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen. Jedenfalls warnt der Internationale Währungsfonds bereits davor.
Freilich könnte auch die chinesische Wirtschaft selbst zum Problem werden. Und zwar dann, wenn sich die Konjunktur abzukühlen beginnt. Das setzt die Preise für Industriemetalle derzeit ebenfalls unter Druck.
Die Chinesen sind für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr zwar optimistisch – ihre Prognose von rund 6,5 Prozent haben sie bis dato jedenfalls nicht korrigiert. Doch, so Briesemann, dürfte das zweite Halbjahr auch wegen hausgemachter Probleme schlechter laufen als die vorangegangenen sechs Monate.
Der stärkere Dollar ist auf den Rohstoffmärkten ebenfalls nicht zu vernachlässigen, da die Waren traditionell in der US-Währung gehandelt werden. Der Handelskonflikt spiele dem US-Dollar paradoxerweise sogar in die Hände, sagt Briesemann. Denn er führe in den USA zu steigenden Preisen, was die US-Notenbank wiederum zum Handeln veranlassen könnte. Hebt sie die Zinsen weiter an, macht sie die USA als Anlagemarkt attraktiver, weshalb Investoren vermehrt Geld aus anderen Märkten abziehen. In Europa befinden sich die Zinsen noch auf einem Rekordtief.
Den anziehenden US-Dollar spüren auch die chinesischen Rohstoffkäufer. Der Yuan ist auf ein Einjahrestief gefallen, sodass mehr Geld für Waren in die Hand genommen werden muss. China braucht wohlgemerkt so viele Industriemetalle wie kein anderer Staat.