Geschäft mit Mietsoftware floriert
Das Geschäft mit Cloud-Computing ließ die Gewinne bei SAP und IBM kräftig sprudeln. Bei SAP hatten die Aktionäre mehr erwartet, die IBM-Aktie legte aber kräftig zu.
Der deutsche Softwarekonzern SAP und das USamerikanische IT-Unternehmen IBM haben einiges gemeinsam: Beide waren in einem Geschäftsfeld tätig, das nicht mehr so richtig wächst, beide mussten sich umorientieren. SAP hat sein eigenes ursprüngliches Geschäft (bei Kunden Lizenzsoftware installieren, für die gleich bezahlt werden muss) durch den Umstieg auf Mietsoftware aus dem Internet konkurrenziert. Mit Erfolg: Die Gewinne sprudeln, die Aktie notiert nahe ihrem Rekordhoch. Die jüngsten Quartalszahlen enttäuschten aber die hohen Erwartungen der Anleger, weshalb die Aktie am Donnerstagnachmittag leicht im Minus lag.
Die IBM-Aktie hingegen hat in den vergangenen fünf Jahren fast ein Drittel ihres Werts eingebüßt, allein seit Jahresbeginn hat sie zehn Prozent verloren. Noch trauen die Aktionäre dem weltgrößten ITDienstleister nicht ganz zu, seine Schwächen im Hardware- und Softwarebereich mit neuen Geschäftsfeldern wie Cloud-Computing und künstlicher Intelligenz kompensieren zu können. Die jüngsten Quartalszahlen gefielen ihnen aber, weshalb die IBM-Aktie am Donnerstag vorbörslich anzog.
Im Zeitraum April bis Juni konnte IBM Gewinn und Umsatz dank seiner Geschäfte mit Sicherheitssoftware und Cloud-Computing steigern. Für das zweite Quartal wies der Konzern einen Umsatzanstieg von vier Prozent auf 20 Mrd. Dollar (17,08 Mrd. Euro) aus. Mehr als die Hälfte der Erlöse machen neue Geschäftsfelder wie Datenanalysen und Cybersicherheit aus. Hier stiegen die Erlöse um 15 Prozent. Der Umsatz legte damit das dritte Quartal in Folge zu. Der Nettogewinn kletterte um drei Prozent auf 2,4 Mrd. Dollar. IBM bekräftigte zudem seine Prognose für das Gesamtjahr.
Auch SAP konnte mit guten Zahlen aufwarten: Im zweiten Quartal kletterte das Betriebsergebnis währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 1,64 Mrd. Euro, der Umsatz wuchs um zehn Prozent auf sechs Mrd. Euro. Die operative Marge verbesserte sich von April bis Juni leicht auf 27,3 Prozent. Der deutsche Softwarekonzern hob daraufhin zum zweiten Mal seine Prognose für das Gesamtjahr an. „Wir könnten nicht zuversichtlicher sein“, sagte Vorstandschef Bill McDermott. Nach der Neuausrichtung sei SAP jetzt „in eine neue Wachstumsphase eingetreten“.
Die verbesserte Prognose zeige, dass eine Phase des beschleunigten Gewinnwachstums beginne, schrieb Analyst Knut Woller von der Baader Helvea Bank. Diese Phase werde die nächsten Jahre anhalten. Insgesamt bezeichnete Woller die Ergebnisse des Softwarekonzerns als solide. Doch schwächelten die Lizenzeinnahmen. An der Börse gab SAP nach und zählte zeitweise zu den größten Verlierern im Leitindex DAX.
Zuletzt hatte SAP viel Geld in die Hand nehmen müssen, um im Cloudgeschäft zur Konkurrenz aufzuschließen. Man kaufte zu, entwickelte neue Software und holte neue Mitarbeiter an Bord. Das drückte über viele Quartale die Rendite, zahlt sich aber zunehmend aus. Während die Erlöse aus dem Verkauf von Lizenzen, für die Kunden auf einen Schlag hohe Gebühren berappen müssen, erneut sanken, schoss das Geschäft rund um Software-Abos übers Internet währungsbereinigt um 40 Prozent nach oben und brachte im zweiten Quartal 1,2 Mrd. Euro ein. Für 2020 hob SAP den Ausblick für das Cloudgeschäft an und erwartet jetzt einen Umsatz zwischen 8,2 und 8,7 Mrd. Euro statt der bisher angepeilten acht bis 8,5 Milliarden. (b. l./Reuters)