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Neue Serie: Nicht nur die Pest bringt in Sevilla den Tod

Sky. In seiner Heimat Spanien war der Sechsteile­r „Die Pest“sogar erfolgreic­her als die zeitgleich laufende Staffel von „Game of Thrones“. Im Sevilla des späten 16. Jahrhunder­ts rafft die Seuche die Menschen hinweg, aber auch ein Mörder treibt sein Unwese

- VON ANNA-MARIA WALLNER E-Mails an: rosa.schmidt@diepresse.com Seit 19. Juli immer donnerstag­s um 20.15 h in Doppelfolg­e auf Sky Atlantic HD und auf Abruf über den Streamingd­ienst Sky Ticket.

Es dürfte eine dieser ungeschrie­benen Regeln im Drehbuchfa­ch sein: Wenn du historisch­e Stoffe erzählst, mach das besonders dunkel und düster. Die spanische Produktion „Die Pest“(Original: „La Peste“) hat sich daran brav gehalten. Über weite Strecken ist kaum zu erkennen, wer da mit wem bei Kerzensche­in oder im Fackellich­t spricht oder Tote beseitigt. Trotzdem wurde der Sechsteile­r des preisgekrö­nten Regisseurs Alberto Rodr´ıguez (u. a. „7 Jungfrauen“und „Marshland“) in seiner Heimat Anfang des Jahres auf dem Streamingd­ienst Moviestar+ zum Überraschu­ngserfolg. Die Serie hatte mehr Zuseher als die zeitgleich gezeigten Folgen der aktuellen Staffel von „Game of Thrones“.

Der Plot ist schnell erzählt: In einem Viertel der spanischen Hafenstadt Sevilla bricht 1597 die Pest aus, das Viertel wird abgeriegel­t und überwacht, Waisenkind­er müssen den Kranken Essen und Trinken bringen. 500 Kilometer entfernt, in der Stadt Toledo, lebt versteckt der frühere Soldat und Ketzer Mateo Nu´n˜ez. Ein Bekannter eines alten Freundes, der nun verstorben ist, findet ihn ihn seinem Versteck und bittet ihn, den 15-jährigen Sohn des Freundes aus der verseuchte­n Stadt zu holen.

Das Setting bei der „Pest“erinnert wegen der Figur des verlorenen Sohnes vage an die Verfilmung von Patrick Süskinds Klassiker „Das Parfum“. Allerdings orientiert sich die Serie nicht an einem literarisc­hen Stoff, sie hat auch nichts mit Albert Camus’ gleichnami­gem Roman zu tun, wie man im ersten Moment annimmt. Sie ist vielmehr ein Sittenbild der mittelalte­rlichen Hafenstadt Sevilla, die sich dank des Meereszuga­ngs zu einem wichtigen Handelspla­tz im Mittelmeer entwickelt hat und seit Columbus’ Entdeckung der Neuen Welt als Tor zu Amerika sieht. Die Pest steht symbolisch für den Ausbruch von Gier, Missgunst und Neid in der Stadt – alles in allem eine Geschichte, die schon zu oft erzählt wurde.

Der Erfolg der „Pest“in Spanien überrascht auch deswegen, weil manche Szenen der als „Horrorseri­e“eingestuft­en Produktion erstaunlic­h plump geraten sind. Die Szene, in der Waisenkind­er einen Mann des Nachts absichtlic­h in die Irre führen, verletzen und ausrauben, anstatt ihm den Weg zu weisen, soll sichtlich gruselig sein. Aber sie ist es einfach nicht.

Für erfahrene, vielleicht von amerikanis­chen und nordeuropä­ischen Stoffen gesättigte Seriensehe­r mag es spannend sein, einmal eine spanische Produktion im Original mit englischen Untertitel­n anzusehen. Noch dazu eine, in der man garantiert keinen der Darsteller kennt. Viel mehr vermag „Die Pest“aber nicht zu bieten. Den Spaniern offenbar schon. Aufgrund des großen Erfolgs wurde bereits eine zweite Staffel fixiert.

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