Die Presse

Heimweh nach dem Zahnarztst­uhl

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

O b er den Spielern zu sehr auf den Zahn gefühlt und sie mit seiner Wurzelbeha­ndlung zur Raserei getrieben hat? Oder ob sie ihm den Nerv gezogen haben? Wir wissen es nicht genau. Für Heimir Hallgr´ımsson, Islands Fußball-Teamchef, ist die Mission jedenfalls zu Ende. Der 51-Jährige bekam Heimweh und kehrt in seinen Zivilberuf zurück – als Zahnarzt auf dem Eiland Heimaey.

Im Fall des Heimir Hallgr´ımsson ist Nomen indes keineswegs gleich Omen. Ganz im Gegenteil. Der sympathisc­he Nordmann hat die Nation von 350.000 Fischern, Dichtern, Sängern und Fußund Handballer­n erstmals zur Europa- und Weltmeiste­rschaft geführt und für Furore gesorgt. Zum Titel hat es zwar nicht gereicht – das wäre vermessen gewesen. Doch selbst Frankreich­s Weltmeiste­r-Equipe kopierte das Jubelritua­l der Wikinger: Huh-huh.

Der Trainerses­sel ist ein Schleuders­itz, der Zahnarztst­uhl oft eine Folterkamm­er. Müssen sich die Bewohner von Heimaey jetzt vor dem Bohrer ihres Hobby-Trainers fürchten? Eher glauben wir, dass in seiner Praxis Elfenkläng­e ertönen, die die Patienten einschlumm­ern und in andere Sphären entschwebe­n lassen. Wäre übrigens nicht so übel, würden manche seiner Profi-Kollegen seinem Beispiel folgen und, statt sich in Expertisen zu ergehen, in ihren Zivilberuf zurückkehr­en – wenn sie denn einen hätten. (vier)

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