Heimweh nach dem Zahnarztstuhl
O b er den Spielern zu sehr auf den Zahn gefühlt und sie mit seiner Wurzelbehandlung zur Raserei getrieben hat? Oder ob sie ihm den Nerv gezogen haben? Wir wissen es nicht genau. Für Heimir Hallgr´ımsson, Islands Fußball-Teamchef, ist die Mission jedenfalls zu Ende. Der 51-Jährige bekam Heimweh und kehrt in seinen Zivilberuf zurück – als Zahnarzt auf dem Eiland Heimaey.
Im Fall des Heimir Hallgr´ımsson ist Nomen indes keineswegs gleich Omen. Ganz im Gegenteil. Der sympathische Nordmann hat die Nation von 350.000 Fischern, Dichtern, Sängern und Fußund Handballern erstmals zur Europa- und Weltmeisterschaft geführt und für Furore gesorgt. Zum Titel hat es zwar nicht gereicht – das wäre vermessen gewesen. Doch selbst Frankreichs Weltmeister-Equipe kopierte das Jubelritual der Wikinger: Huh-huh.
Der Trainersessel ist ein Schleudersitz, der Zahnarztstuhl oft eine Folterkammer. Müssen sich die Bewohner von Heimaey jetzt vor dem Bohrer ihres Hobby-Trainers fürchten? Eher glauben wir, dass in seiner Praxis Elfenklänge ertönen, die die Patienten einschlummern und in andere Sphären entschweben lassen. Wäre übrigens nicht so übel, würden manche seiner Profi-Kollegen seinem Beispiel folgen und, statt sich in Expertisen zu ergehen, in ihren Zivilberuf zurückkehren – wenn sie denn einen hätten. (vier)