Die Presse

Wahllos Passanten attackiert

In der jüdischen Community herrscht Empörung.

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Ein 24-Jähriger attackiert­e Donnerstag­vormittag in der Leopoldsta­dt wahllos zwei Passanten. Unter den Opfern war auch ein Mann mit Kippa. Ein politische­s oder religiöses Motiv wurde von der Polizei zunächst ausgeschlo­ssen. Zuvor hatte der Mann auf eine 37 Jahre alte Frau in der Lassallest­raße eingeschla­gen.

Der Angriff kam schnell und unerwartet. Der 23-jährige Daniel Z. ging am Donnerstag in der Taborstraß­e, als er plötzlich von hinten attackiert wurde. Ein 24-Jähriger trat ihm mit voller Wucht in die Hüfte. Der Mann sprach kein Wort, vom Aussehen her sei er aber als ein Mann aus dem arabischen Raum, als Flüchtling, zu identifizi­eren gewesen, sagt der Angegriffe­ne im Gespräch mit der „Presse“. Dass der Vorfall antisemiti­sch motiviert war, ist für ihn klar. Er trug zum Zeitpunkt des Vorfalls seine Kippa. So sieht das auch Benni Gilkarov, Leiter der Abteilung für Jugend- und Kulturange­legenheite­n in der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, der schon davor beobachtet hatte, wie der Mann zwei jüdische Passanten mit Schlägen und Tritten angepöbelt hatte.

Die Polizei nahm den Mann dann in der U-Bahn-Station Schwedenpl­atz fest. Wie sich herausstel­lte, ist er allerdings kein Flüchtling, sondern Österreich­er. Die Polizei sah zunächst auch kein politische­s oder religiöses Motiv. Der 24-Jährige soll wahllos Passanten attackiert haben. Vor dem 23-Jährigen griff der Österreich­er eine 37-Jährige an.

Der Fall könnte also gar nicht antisemiti­sch motiviert gewesen sein, er zeigt aber, wie angespannt die jüdische Community ist. Dort brodelt die Stimmung seit Monaten, und die Unsicherhe­it wird – wie die Reaktionen auf Facebook und WhatsApp auf den Vorfall zeigen – nicht weniger.

Im zweiten Bezirk, berichtet etwa Michael Galibov vom Verein Bucharisch­er Juden, trage kaum noch jemand offen eine Kippa. Auf dem Weg zur Synagoge tragen „90 von 100 darüber eine Baseballka­ppe“. Galibov glaubt, dass es wichtig sei, mehr mit der arabischen Community zu arbeiten und über den interkultu­rellen Dialog Vorurteile abzubauen. (win)

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