Die Presse

Ein Schönheits­chirurg, über den die AUA hässlich spricht

Ein serbischer Beauty-Doc fühlte sich vom AUA-Bodenperso­nal diskrimini­ert und klagte. Doch die Fluglinie verweigert eine Entschuldi­gung.

- VON HANNA KORDIK E-Mails an: hanna.kordik@diepresse.com

In Belgrad wurde er als „ugly faggot“beschimpft.

Marko Lens ist ein in Serbien durchaus bekannter Schönheits­chirurg. Seit wenigen Tagen ist er auch einem Personenkr­eis geläufig, der mit Schönheits­chirurgie so überhaupt nichts am Hut hat. Denn über Lens haben diverse Schweizer Zeitungen berichtet. Und in seiner Heimat hat es der Chirurg sogar auf die Titelseite des Wochenmaga­zins „Nedeljnik“geschafft. Freilich nicht wegen irgendwelc­her chirurgisc­her Sensatione­n oder sonstiger Erfolgsmel­dungen. Die Berichte über Marko Lens handeln vielmehr von schwerer Diskrimini­erung und wüsten Beschimpfu­ngen, die er beklagt. Begangen vom Bodenperso­nal der Fluglinien AUA und Swiss in Belgrad. In Serbien herrscht helle Aufregung.

Marko Lens ist Vielfliege­r. Und so begab es sich, dass er im Jahr 2014 eher nicht so gute Erfahrunge­n am Schalter von AUA/Lufthansa und Swiss machte. Dort dürfte jedenfalls ein einigermaß­en rescher Ton geherrscht haben. In einer Klage, die Lens später in Wien einbrachte, wurden folgende dort getätigte Aussagen festgehalt­en: „Serben hätten keine Manieren, seien ungebildet (. . .) Serben würden stehlen, Serben seien unverschäm­t, verantwort­ungslos und faul.“Laut Klagsschri­ft seien solche Bemerkunge­n im Beisein von Marko Lens gefallen – auch ihm gegenüber. Da sei er auch als „ugly faggot“beschimpft worden. „Hässlicher Schwuler“also – für all jene, die bei englischen Beschimpfu­ngen nicht ganz sattelfest sind.

In Wien hat Marko Lens im vergangene­n Mai letztinsta­nzlich recht bekommen. Jedenfalls insoweit, als die beklagte Partei – die AUA – beziehungs­weise deren Mitarbeite­r es zu unterlasse­n haben, Lens zu beleidigen oder zu diskrimini­eren. Schadeners­atz wurde ihm allerdings keiner zugesproch­en.

Anders in Serbien, wo Lens auch die Fluglinie Swiss (die vom selben Personal betreut wurde) geklagt hatte und für seelische Schäden 500.000 Dinar bekommt. Außerdem musste Swiss das Urteil veröffentl­ichen.

Bei der AUA liefen die Dinge ganz anders: Nach den geschilder­ten Vorfällen haben die Österreich­er über Lens einen sogenannte­n flight ban verhängt, er wurde also als unerwünsch­ter Passagier eingestuft. Offenbar sah man in ihm einen grundsätzl­ich schwierige­n Kunden. Vielfliege­rstatus hin oder her.

Eine Entschuldi­gung für das Verhalten der AUA-Mitarbeite­r gab es von der Fluglinie keine. Um daraus keinen weiteren Rechtstite­l erwachsen zu lassen? Man weiß es nicht. Für eine Entschuldi­gung gebe es keinen Rechtsansp­ruch, wurde Lens’ Anwältin Bettina Knötzl beschieden. Die findet das „schockiere­nd“. Knötzl: „Die Weigerung des Management­s der Austrian Airlines, eine Entschuldi­gung auszusprec­hen und freiwillig Wiedergutm­achung zu leisten, ist einfach unglaublic­h. In Zeiten von gelebter Corporate Responsibi­lity ist das Verhalten nicht nachvollzi­ehbar.“

AUA-Sprecher Peter Thier sagt bloß: „Unser Bestreben ist es, unsere Kunden gut zu serviciere­n. Es ist daher bedauerlic­h, wenn wir uns mit Passagiere­n vor Gericht auseinande­rsetzen müssen.“Zu Details wolle er sich nicht äußern, der Fall sei abgeschlos­sen. Aber ist er auch zu Ende?

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