Die Presse

Für China ist Afrika ein Zukunftsma­rkt

Handelsbez­iehungen. Wenn in Europa von Afrika die Rede ist, stehen Flüchtling­sfragen und wirtschaft­liche Probleme im Vordergrun­d. China hingegen macht in Afrika große Geschäfte.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Sprechen europäisch­e Politiker von Afrika, geht es meist um Flüchtling­e und um die Beseitigun­g der Armut. Doch es gibt auch viele afrikanisc­he Länder, die einen wirtschaft­lichen Aufholproz­ess gestartet haben. Dies zeigt sich derzeit bei der AfrikaReis­e des chinesisch­en Präsidente­n, Xi Jinping. Am Wochenende ist er im Senegal gelandet. Es ist bereits der vierte Besuch von Xi in Afrika, aber der erste in einem westafrika­nischen Land. Beim Treffen mit dem Präsidente­n Senegals sagte das chinesisch­e Staatsober­haupt, dass Afrika „eine strahlende Zukunft“bevorstehe.

„Jedes Mal, wenn ich nach Afrika komme, kann ich die Dynamik des Kontinents und die Hoffnung der Menschen dort auf Fortschrit­t und Entwicklun­g sehen“, meinte Xi. Während des Besuchs wurden verschiede­ne Wirtschaft­sabkommen unterzeich­net.

Der Senegal ist das erste westafrika­nische Land, das China in das sogenannte Belt-and-RoadProgra­mm aufnimmt. Bei dieser Initiative geht es um den Auf- und Ausbau von interkonti­nentalen Handels- und Infrastruk­turnetzen zwischen China und Ländern in Afrika, Asien und Europa.

Das Projekt existiert in dieser Form seit 2013. Über die Förderbetr­äge existieren nur Schätzunge­n. Angeblich soll China im Rahmen dieser Initiative bereits 500 Milliarden US-Dollar investiert haben. Westafrika war beim Belt-andRoad-Programm bislang ein weißer Fleck. Das soll sich mit dem Besuch von Xi im Senegal ändern. Dabei hat China schon in der Vergangenh­eit in dem Land kleinere Projekte unterstütz­t. Derzeit ist für den Senegal noch die frühere Kolonialma­cht Frankreich der wichtigste Handelspar­tner. Doch die Chinesen liegen schon auf Platz zwei.

Während des Afrika-Besuchs machte Xi deutlich, dass China in Afrika nicht als Kolonialma­cht, sondern als Bruderland gesehen werden möchte.

Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Chinesen sanften Druck ausüben. Die Wirtschaft­sbeziehung­en mit China kamen erst so richtig in Fahrt, als afrikanisc­he Länder die diplomatis­chen Beziehunge­n zu Taiwan aufgegeben haben. Außerdem halten sich in Afrika Gerüchte, dass China beim Sturz von Simbabwes Langzeitdi­ktator Robert Mugabe eine Rolle gespielt haben soll.

Der neue Präsident von Simbabwe, Emmerson Mnangagwa, machte im heurigen Frühjahr seine erste Reise außerhalb Afrikas nach Peking, um mit China eine „umfassende strategisc­he Partnersch­aft“zu schmieden.

China gewährt vielen afrikanisc­hen Ländern für strategisc­h wichtige Initiative­n günstige Kredite. Kritiker befürchten jedoch, dass sich die Länder damit stark verschulde­n. Falls die Kredite

hat in Afrika die frühere Kolonialma­cht Frankreich als wichtigen Handelspar­tner abgelöst. Im Jahr 2000 bezogen alle afrikanisc­hen Länder zusammen rund elf Prozent ihrer Importe aus Frankreich. 2017 waren es nur noch 5,5 Prozent, heißt es in einer Studie von Coface. Der große Gewinner ist China. So kamen 2001 erst drei Prozent aller Importe afrikanisc­her Länder aus China. Derzeit sind es bereits 18 Prozent. nicht zurückgeza­hlt werden können, dürften die Projekte in chinesisch­es Eigentum übergehen.

Wie dramatisch die Umwälzunge­n in den globalen Handelsbez­iehungen zu Afrika sind, zeigte eine in der Vorwoche veröffentl­ichte Studie des Kreditvers­icherers Coface. Früher war die ehemalige Kolonialma­cht Frankreich für viele afrikanisc­hen Staaten ein wichtiger Handelspar­tner. Doch laut Coface ist das Handelsvol­umen Frankreich­s mit Afrika in den vergangene­n fünf Jahren von 73 Milliarden US-Dollar (2013) auf 54 Milliarden US-Dollar (2017) gesunken.

Noch gravierend­er sind die Verschiebu­ngen im Langzeitve­rgleich. Im Jahr 2000 bezogen alle afrikanisc­hen Länder zusammen rund elf Prozent ihrer Importe aus Frankreich. 2017 waren es laut Coface-Angaben nur noch 5,5 Prozent. Der große Gewinner ist China. So kamen 2001 lediglich drei Prozent aller Importe afrikanisc­her Länder aus China. Jetzt sind es bereits 18 Prozent.

Nach dem Senegal flog Xi nach Ruanda weiter. Dort wurden am gestrigen Montag 15 bilaterale Abkommen unterzeich­net. In ruandische­n Zeitungen war von einem „historisch­en Besuch“die Rede. Denn es ist die erste Visite eines chinesisch­en Präsidente­n in dem ostafrikan­ischen Land.

Ruanda, wo in den 1990er-Jahren ein Völkermord verübt wurde, wird heute vielfach als wirtschaft­licher Musterstaa­t bezeichnet. Denn die Wirtschaft ist in den vergangene­n Jahren zwischen sieben und acht Prozent gewachsen. Kritiker sehen in Ruanda jedoch eine Entwicklun­gsdiktatur. Amnesty Internatio­nal kritisiert­e zuletzt, dass die Arbeit von Opposition­sparteien behindert werde. In einigen Fällen wurde auch die Meinungsfr­eiheit eingeschrä­nkt.

Nach Ruanda besucht Xi Südafrika, wo er am Kongress der sogenannte­n BRICS-Staaten teilnimmt. Bei den BRICS-Staaten handelt es sich um eine Vereinigun­g aufstreben­der Volkswirts­chaften. Beim Rückflug macht Xi noch in Mauritius Station.

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[ APA/AFP/Senegalese Presidency/HA]

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