Für China ist Afrika ein Zukunftsmarkt
Handelsbeziehungen. Wenn in Europa von Afrika die Rede ist, stehen Flüchtlingsfragen und wirtschaftliche Probleme im Vordergrund. China hingegen macht in Afrika große Geschäfte.
Sprechen europäische Politiker von Afrika, geht es meist um Flüchtlinge und um die Beseitigung der Armut. Doch es gibt auch viele afrikanische Länder, die einen wirtschaftlichen Aufholprozess gestartet haben. Dies zeigt sich derzeit bei der AfrikaReise des chinesischen Präsidenten, Xi Jinping. Am Wochenende ist er im Senegal gelandet. Es ist bereits der vierte Besuch von Xi in Afrika, aber der erste in einem westafrikanischen Land. Beim Treffen mit dem Präsidenten Senegals sagte das chinesische Staatsoberhaupt, dass Afrika „eine strahlende Zukunft“bevorstehe.
„Jedes Mal, wenn ich nach Afrika komme, kann ich die Dynamik des Kontinents und die Hoffnung der Menschen dort auf Fortschritt und Entwicklung sehen“, meinte Xi. Während des Besuchs wurden verschiedene Wirtschaftsabkommen unterzeichnet.
Der Senegal ist das erste westafrikanische Land, das China in das sogenannte Belt-and-RoadProgramm aufnimmt. Bei dieser Initiative geht es um den Auf- und Ausbau von interkontinentalen Handels- und Infrastrukturnetzen zwischen China und Ländern in Afrika, Asien und Europa.
Das Projekt existiert in dieser Form seit 2013. Über die Förderbeträge existieren nur Schätzungen. Angeblich soll China im Rahmen dieser Initiative bereits 500 Milliarden US-Dollar investiert haben. Westafrika war beim Belt-andRoad-Programm bislang ein weißer Fleck. Das soll sich mit dem Besuch von Xi im Senegal ändern. Dabei hat China schon in der Vergangenheit in dem Land kleinere Projekte unterstützt. Derzeit ist für den Senegal noch die frühere Kolonialmacht Frankreich der wichtigste Handelspartner. Doch die Chinesen liegen schon auf Platz zwei.
Während des Afrika-Besuchs machte Xi deutlich, dass China in Afrika nicht als Kolonialmacht, sondern als Bruderland gesehen werden möchte.
Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Chinesen sanften Druck ausüben. Die Wirtschaftsbeziehungen mit China kamen erst so richtig in Fahrt, als afrikanische Länder die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan aufgegeben haben. Außerdem halten sich in Afrika Gerüchte, dass China beim Sturz von Simbabwes Langzeitdiktator Robert Mugabe eine Rolle gespielt haben soll.
Der neue Präsident von Simbabwe, Emmerson Mnangagwa, machte im heurigen Frühjahr seine erste Reise außerhalb Afrikas nach Peking, um mit China eine „umfassende strategische Partnerschaft“zu schmieden.
China gewährt vielen afrikanischen Ländern für strategisch wichtige Initiativen günstige Kredite. Kritiker befürchten jedoch, dass sich die Länder damit stark verschulden. Falls die Kredite
hat in Afrika die frühere Kolonialmacht Frankreich als wichtigen Handelspartner abgelöst. Im Jahr 2000 bezogen alle afrikanischen Länder zusammen rund elf Prozent ihrer Importe aus Frankreich. 2017 waren es nur noch 5,5 Prozent, heißt es in einer Studie von Coface. Der große Gewinner ist China. So kamen 2001 erst drei Prozent aller Importe afrikanischer Länder aus China. Derzeit sind es bereits 18 Prozent. nicht zurückgezahlt werden können, dürften die Projekte in chinesisches Eigentum übergehen.
Wie dramatisch die Umwälzungen in den globalen Handelsbeziehungen zu Afrika sind, zeigte eine in der Vorwoche veröffentlichte Studie des Kreditversicherers Coface. Früher war die ehemalige Kolonialmacht Frankreich für viele afrikanischen Staaten ein wichtiger Handelspartner. Doch laut Coface ist das Handelsvolumen Frankreichs mit Afrika in den vergangenen fünf Jahren von 73 Milliarden US-Dollar (2013) auf 54 Milliarden US-Dollar (2017) gesunken.
Noch gravierender sind die Verschiebungen im Langzeitvergleich. Im Jahr 2000 bezogen alle afrikanischen Länder zusammen rund elf Prozent ihrer Importe aus Frankreich. 2017 waren es laut Coface-Angaben nur noch 5,5 Prozent. Der große Gewinner ist China. So kamen 2001 lediglich drei Prozent aller Importe afrikanischer Länder aus China. Jetzt sind es bereits 18 Prozent.
Nach dem Senegal flog Xi nach Ruanda weiter. Dort wurden am gestrigen Montag 15 bilaterale Abkommen unterzeichnet. In ruandischen Zeitungen war von einem „historischen Besuch“die Rede. Denn es ist die erste Visite eines chinesischen Präsidenten in dem ostafrikanischen Land.
Ruanda, wo in den 1990er-Jahren ein Völkermord verübt wurde, wird heute vielfach als wirtschaftlicher Musterstaat bezeichnet. Denn die Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren zwischen sieben und acht Prozent gewachsen. Kritiker sehen in Ruanda jedoch eine Entwicklungsdiktatur. Amnesty International kritisierte zuletzt, dass die Arbeit von Oppositionsparteien behindert werde. In einigen Fällen wurde auch die Meinungsfreiheit eingeschränkt.
Nach Ruanda besucht Xi Südafrika, wo er am Kongress der sogenannten BRICS-Staaten teilnimmt. Bei den BRICS-Staaten handelt es sich um eine Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften. Beim Rückflug macht Xi noch in Mauritius Station.