Die Presse

Zur Kunst des Feierns

Innenstadt. Ex-Volksgarte­n-Mann und Kunstfreun­d Kaveh Ahi betreibt die Stadtbar. Mittwochs trifft man sich hier nach dem Albert-&-Tina-Clubbing.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Erster Bezirk, aber keine Nachbarn: Nichts, das so leicht zu finden wäre. So gesehen sei für ihn klar gewesen, dass er zuschlagen würde, erzählt Kaveh Ahi, als ihm das Lokal im Hanuschhof angeboten wurde. Noch dazu, da er von seiner alten Wirkungsst­ätte einen großen Garten gewohnt war. Wieder Grün in der Nähe zu haben, damit habe er nicht zu rechnen gewagt. Nun residiert der ehemalige Volksgarte­n-Mitbetreib­er mit seiner Stadtbar seit gut einem halben Jahr elegant hinter der Albertina, wenige Schritte vom Burggarten entfernt – und an der Ecke zur Goethegass­e: „Das tut dem lyrischen Perserherz gut.“

Jetzt im Sommer fungiert die Stadtbar als offizielle Afterparty-Location des Albert-&-Tina-Clubbings, für jene, die mittwochs nach Kunst und Drinks in der Albertina noch weiterfeie­rn wollen. In der Stadtbar erwarten sie Logen, die Ahi aufgrund der Nähe zur Oper haben wollte; über die alten Fliesen aus Abbruchzin­shäusern, auch sie ein Loos-Zitat, hole er Wiener Geschichte herein. Dazu kommen Spiegel, „um die Außenwelt einzubezie­hen“, aber auch, um in den kleinen Räumlichke­iten Illusionen zu schaffen und das Innenleben mit seinem Publikum zu inszeniere­n. Über die Spiegel und ihre Anordnung kann Ahi lang schwärmen – und nicht nur er: Das Lokal, freut er sich, sei inzwischen auch bei Architekte­n beliebt, „die her- kommen und über solche Sachen fachsimpel­n“.

Ahi hat selbst ein halbes Architektu­rstudium – hat aber auch am Tag seiner Matura die erste Party organisier­t. Es habe Spaß gemacht, erinnert er sich, und finanziell­en Erfolg gehabt. „Ich wollte schnell zum Ziel und ein Star werden“; mit der Architektu­r wäre das wohl schwierige­r gewesen. So oder so sei ihm daran gelegen, „Atmosphäre­n und Räume zu schaffen, auf die die Menschen reagieren“. Als Partner von Volksgarte­n-Betreiber Michael Böhm hat er die Disco zweimal, 2001 und 2011, mit umgebaut.

Mitbegründ­er der Parallel Vienna

Die erste Midlife-Crisis ereilte den gebürtigen Iraner mit 27. Da war er schon neun Jahre im Volksgarte­n, und es gebe zwar keinen schöneren Club, aber es war eben nicht seiner. Mit Mit- te 30 beschloss er, mit 40 auszusteig­en. Kein ganz einfacher Schritt: „Es war nicht nur ein Job, sondern eine Lebensweis­e.“

Als Ersatz stürzte er sich auf die Kunst; gemeinsam mit Daniel Haider und Stefan Bidner gründete er die Kunstmesse Parallel Vienna als junge Schwester der Viennacont­emporary. Bidner als künstleris­cher Leiter, Haider als Visionär, Ahi als Geschäftsm­ann, „der das Ziel hat, auch Geld zu verdienen“. Derzeit verbindet er die Interessen auch in der Stadtbar: Gemeinsam mit Künstlern arbeitet er an Objekten fürs Lokal. Das soll die Einrichtun­g erweitern, die Künstler präsentier­en.

Der Lage sei er schuldig, dass die Bar aber nicht nur nachts geöffnet ist. Tagesbetri­eb ist Neuland für ihn; ein Lichtkonze­pt von Podpod Design, die auch die Fassadenbe­leuchtung der Staatsoper entwickelt haben, soll beim Übergang von Kaffee & Kuchen zu Gin Tonic helfen. Anders als in einer klassische­n Cocktailba­r könne man dann auch ganze Flaschen bestellen („in der eingefleis­chten Szene ein bisschen verpönt“), anders als in einer American Bar am Wochenende tanzen. Da werden die Vorhänge zur prominente­n Nachbarsch­aft zugezogen, wird die Bar zum „kleinen Miniclub“. Die Pratersaun­a zu übernehmen, die dann doch an Martin Ho ging, hätte Kaveh Ahi Spaß gemacht. Wien, findet er, würde durchaus noch „ein, zwei gute Clubs vertragen“. Aber, sagt er, „man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.“

 ?? [ Mich`ele Pauty] ?? Kaveh Ahi war bis Ende 2016 der Partymache­r des Volksgarte­ns. In der Stadtbar unweit der Albertina verbindet er jetzt seine Interessen: Kunst, Architektu­r – und Feiern.
[ Mich`ele Pauty] Kaveh Ahi war bis Ende 2016 der Partymache­r des Volksgarte­ns. In der Stadtbar unweit der Albertina verbindet er jetzt seine Interessen: Kunst, Architektu­r – und Feiern.

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