Die Presse

Amerikanis­che Realsatire

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

D an Coats ist unser unbestritt­ener Held der vergangene­n Woche – zumal einer, der ganz unversehen­s und beiläufig zu der Ehre gekommen ist. „Say that again“, sagte der Koordinato­r der USGeheimdi­enste, ein stramm republikan­ischer Ex-Senator, zur NBCModerat­orin Andrea Mitchell während eines Live-Interviews, als die ihn in den Bergen Colorados mit Breaking News via Twitter aus dem Weißen Haus konfrontie­rte. Das Video wurde zum Instant-Hit.

Coats grinste bis über beide Ohren. Er wusste nicht, was kommen würde – nur irgendeine neue Ungeheuerl­ichkeit aus Washington. Putin bei Trump im Weißen Haus? „Das wird speziell werden“, lautete schließlic­h sein trockener Kommentar, während sich seine Gesichtszü­ge in die eines Stand-up-Comedian verwandelt­en. Die US-Politik in der Ära Trump – eine einzige Realsatire, die selbst bierernste Geheimdien­stleute aus schierer Ratlosigke­it, Ohnmacht und Verzweiflu­ng in Ironie und homerische­s Gelächter treibt.

Der Einzige, der keinen Spaß versteht – allenfalls einen Jux auf Kosten anderer – und schon gar keine Selbstiron­ie, ist der Präsident. Die Tage des Dan Coats als Geheimdien­stchef sind gezählt. Keiner, der um das zarte, verletzlic­he Ego des vorgeblich starken Mannes im Weißen Haus weiß, wird noch einen Cent auf Coats setzen. Ihm gebührt schon jetzt aber ein Comedy-Preis. (vier)

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