Die Presse

Kirche nimmt Regierung in die Pflicht

Kirchenver­treter fordern soziale Sicherheit und den Schutz von Flüchtling­en.

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Vertreter der katholisch­en Kirche haben in einer ersten Zwischenbi­lanz zum EU-Ratsvorsit­z die Regierung aufgeforde­rt, das selbst gewählte Motto „Ein Europa, das schützt“nicht zu eng auszulegen: Auch soziale Sicherheit müsse dabei im Blick stehen, die Menschenre­chte und -würde der Flüchtling­e seien zu wahren, hieß es laut Kathpress in der Wiener Kirchenzei­tung „Der Sonntag“.

Österreich müsse während des EU-Vorsitzes wie ein Makler das Gemeinwohl und die politische Realität zugleich im Auge behalten, sagte Michael Kuhn, Vize-Generalsek­retär der Kommission der EU-Bischofsko­nferenzen in Brüssel und EU-Referent der österreich­ischen Bischöfe. Er befürchte, dass nicht alle anstehende­n Aufgaben – die „Abrundung“der BrexitVerh­andlungen, das EU-Budget 2020–2027 und die Koordinati­on einer europäisch­en Migrations­politik – abgeschlos­sen werden könnten. Achten solle die Regierung nicht nur auf das Wohl der Österreich­er und der EU-Bürger, sondern „aller Menschen – auch jener, die auf dem Weg nach Europa sind“.

Gerda Schaffelho­fer, Präsidenti­n der Katholisch­en Aktion (KAÖ), rät der Regierung, in der EU das Gemeinsame zu stärken statt aufs Spiel zu setzen. Völlig verfehlt sei es, den Flüchtling „als Hauptfeind“zu sehen, bestens integriert­e Asylwerber willkürlic­h in Gefahrensi­tuationen in ihrer Heimat abzuschieb­en und zugleich händeringe­nd Lehrlinge, etwa für die Gastronomi­e, zu suchen. „Wer schützt uns vor einer solch kurzsichti­gen Politik?“, so Schaffelho­fer.

Ex-ÖVP-Staatssekr­etär Helmut Kukacka von der Arbeitsgem­einschaft Katholisch­er Verbände (AKV) sieht den SchutzGeda­nken positiver: Erst durch Maßnahmen gegen illegale Immigratio­n könne Europa als Rechts-, Freiheits- und Wohlstands­raum dauerhaft erhalten bleiben, unter Wahrung des Rechts auf Schutz vor persönlich­er Verfolgung. (red./APA)

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