Die Presse

Salatdemok­ratie nach Art der Wiener Linien

Eine Abstimmung, was man essen darf. Im Ernst?

- VON ERICH KOCINA

W urstsemmel ist gut, Sushi auch, Mayonnaise­salat vielleicht nicht, Kebab und Pizzaschni­tte sowieso auf keinen Fall. Oder so. Ja, die Wiener Linien lassen nun auf ihrer Website ernsthaft darüber abstimmen, welche Art von Speisen künftig in der U6 nicht mehr konsumiert werden darf. Also warme, geruchsint­ensive Speisen vs. Sushi vs. Weckerl vs. Eis oder Salat. „Geht’s noch?“, möchte man da am liebsten fragen. Regeln jetzt also die Benutzer, ob Frozen Joghurt auf den Index gesetzt wird, gefüllte Weckerln dafür weiter konsumiert werden dürfen?

Was soll das bringen? Kann sich ein Kunde der Wiener Linien bei einer solchen Fragestell­ung noch ernst genommen fühlen? Einzelne Lebensmitt­el zur Dispositio­n stellen, andere exkulpiere­n? (Immerhin, es gibt auch die Frage, ob man für ein generelles Essverbot auf der U6 ist – und ob es dann auf alle Linien ausgeweite­t werden soll.)

Bei allem Verständni­s für Mitbestimm­ung, liebe Wiener Linien, aber ein derart kindisches Spektakel wie diese Abstimmung haben Eure Fahrgäste nicht nötig. Wenn man schon glaubt, dass das Essen in der U-Bahn nicht sein soll – und das unbedingt über ein Verbot regeln möchte –, dann macht es einfach. Komplett und endgültig. Für alle Speisen und aus. Denn eine österreich­ische Lösung, bei der dann Kontrollor­e anhand einer Liste beurteilen, ob jemand gerade in der U-Bahn illegal jausnet, ist nur noch lächerlich.

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