Die Presse

Ein Tanz am Rad

- VON JULIA NEUHAUSER E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

E s ist 7.30 Uhr morgens und ich stehe in einer Disco: Der Bass dröhnt, die Ventilator­en surren und die Discokugel glitzert. Es ist fast völlig finster. Nur drei kleine elektrisch­e Kerzen und ein Neon-Schriftzug spenden in dem schwarz ausgemalte­n Raum etwas Licht. So sieht man zumindest die kleine Bühne. Dort dreht Pauline am Mischpult und ruft in ihr Headset: „Three, two, one.“

Dann geht es wieder los. Ich trete in die Pedale meines Spinning-Rades. Ich habe in dieser Disco nicht ausgedehnt gefeiert, sondern schon früh morgens trainiert und „Super Cycle“ausprobier­t (www.supercycle.at). Der Sporttrend, in Nachtcluba­tmosphäre auf der Stelle Rad zu fahren, kam aus New York, Washington und Los Angeles nach Europa und ist vor wenigen Jahren nach Österreich herüberges­chwappt. In Amerika hat „Soul Cycle“, wie es dort heißt, viele Prominente, darunter Michelle Obama and Ivanka Trump, begeistert. Mich hat das 60-minütige Training zuerst einmal völlig gefordert.

Hier wird nicht einfach Rad gefahren. Hier wird am Rad getanzt. Fast die ganze Stunde trete ich im Stehen in die Pedale. In unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten. Immerhin gilt es ständig im Takt der Musik zu bleiben. Pauline legt Hip-Hop auf und gibt „Three, two, one“von ihrem Rad aus Anweisunge­n auf Englisch. Während ich die Beine auf und ab bewege, lehne ich mich auf den Lenker nach vorne und mache „Push Ups“, also Liegestütz­e – und zwar viele. Wir wollen, sagt Pauline, den nächsten Berg erklimmen. Deshalb wird der Tret-Widerstand nach oben gedreht. Es wechseln sich „Push Ups“, bei denen man sich nach vorne lehnt, und „Tap Backs“, dabei geht es zurück, ab. Hinsetzen gibt es (fast) nicht. Zwischendu­rch „Freezed“man. Man tritt also in Zeitlupen-Geschwindi­gkeit. Das fordert die Muskeln besonders. Nach zwei Bergetappe­n kommen die Hanteln zum Einsatz. Mit diesen werden Kräftigung­sübungen für die Arme gemacht. Dabei würde man bei diesem unglaublic­h anstrengen­den Training lieber ein Handtuch in den Händen halten, um die vielen Schweißper­len abzutropfe­n, aber das wird beim Tanzen in der Disco ja gewöhnlich auch nicht gemacht.

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[ Sigrid Mayer ] Zu Gast im „SuperCycle“-Studio im 7. Bezirk in Wien.

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