Die Presse

Volksbank zahlt nun doch langsamer

Die Rückzahlun­g des noch ausständig­en Staatsgeld­es von 230 Mio. Euro wird doch nicht vorgezogen. Die Chance zur Kooperatio­n mit der Post kam „zwei Jahre zu früh“.

-

Mehr als eine Milliarde Euro hatte der Staat einst für die Rettung des ehemaligen Volksbanke­n-Spitzenins­tituts ÖVAG aufgewende­t. Der Großteil wurde im Rahmen der Sanierung geschnitte­n – 300 Mio. Euro blieben jedoch als Rückzahlun­gsverpflic­htung für die Volksbanke­n-Gruppe in Kraft. 230 Mio. davon sind heute noch ausständig, spätestens bis 2023 muss dieser Betrag getilgt sein. Und eigentlich wollten die Volksbanke­n das noch schneller erledigen. So hätte die für 2021 geplante nächste Rückzahlun­g von 130 Mio. Euro bereits auf 2019 vorgezogen werden sollen. Doch nun benötigen die Volksbanke­n das Geld für etwas anderes.

„Wir haben derzeit ein hartes Kernkapita­l von 12,4 Prozent. Wir wollen diesen wichtigen Wert aber auf 13 Prozent steigern“, sagt Gerald Fleischman­n, Vorstandsv­orsitzende­r der nun als Spitzenins­titut agierenden Volksbank Wien, am Mittwoch vor Journalist­en. Und das koste ungefähr 100 Mio. Euro. Grund für die Kapitalstä­rkung seien aber nicht gesetzlich­e Vorgaben, die übererfüll­e man bereits jetzt. „Der Branchensc­hnitt hat sich zuletzt hin zu diesen 13 Prozent entwickelt“, so Fleischman­n. Und da will die Volksbank nun nicht hinterherh­inken.

Denn das könnte etwa bei der Ausgabe von Anleihen nicht för- derlich sein. Und dass die Volksbanke­n sich am Kapitalmar­kt wieder problemlos refinanzie­ren können, haben zwei Emissionen in den vergangene­n Monaten gezeigt. „Bei Moody’s und Fitch haben wir bereits wieder ein Investment-Grade-Rating“, sagt Fleischman­n.

Grund dafür ist einerseits die von 4,5 auf 3,7 Prozent gesunkene Quote der faulen Kredite bei den Volksbanke­n. Diese wichtige Kennzahl soll bis zum Ende des Jahres auf drei Prozent reduziert werden. Vor allem aber spielt die seit drei Jahren laufende Restruktur­ierung der gesamten Bankengrup­pe eine wichtige Rolle.

„Im Sommer 2015 waren es noch 58 Volksbanke­n, jetzt sind es nur noch neun Institute“, so Fleischman­n. Mehr als 40 Fusio- nen wurden in diesen drei Jahren durchgefüh­rt. Auch die Mitarbeite­rzahl wurde dabei deutlich reduziert. Waren damals noch etwa 4500 Personen für die Volksbanke­n tätig (Vollzeitäq­uivalente), so sind es inzwischen nur mehr knapp unter 3700. Geschafft wurde das jedoch ohne Kündigunge­n, so Fleischman­n. Man habe stattdesse­n auf den natürliche­n Abgang und freiwillig­e Sozialplän­e gesetzt.

Noch sei die Restruktur­ierung aber nicht abgeschlos­sen, so Fleischman­n weiter – obwohl das Ergebnis von einem Minus von knapp 80 Mio. Euro im Jahr 2016 im Vorjahr auf 61,1 Mio. Euro gedreht werden konnte. „Wir müssen viele Prozesse noch vereinheit­lichen.“Und auch die Kosten müssten weiter gesenkt werden: „Wir sind derzeit noch bei einer Kosten/ Ertrags-Relation (Cost-Income-Ra- tio) von 80 Prozent. Diese soll innerhalb der nächsten drei Jahre auf 60 Prozent fallen.“Zudem wollen die Volksbanke­n zu einer „rein österreich­ischen Bank mit österreich­ischem Risiko werden. Nach dem Verkauf der Volksbank Schweiz ist daher nun auch der Verkauf der Volksbank Liechtenst­ein im Laufen. Es gebe schon mehrere Angebote.

Mit gemischten Gefühlen blickt Fleischman­n auf die jüngst erfolgte Ablehnung einer Kooperatio­n mit der Post durch die Gruppe zurück. „Wir haben uns die Post sehr intensiv angesehen. Aber wahrschein­lich ist diese mögliche Kooperatio­n zwei Jahre zu früh gekommen.“Man sei derzeit noch zu stark in der eigenen Restruktur­ierung verhaftet. Hier eine weitere Kooperatio­n mit der Post überzustül­pen hätte die Volksbanke­n wohl überforder­t.

Allerdings hätte die Post-Kooperatio­n die dringend benötigte Wachstumss­trategie gebracht. Denn derzeit liegen die Volksbanke­n bei einem Marktantei­l von sechs Prozent. Dieser soll mittelfris­tig auf zehn Prozent steigen. Wie das gelingen soll, ist aber noch nicht ganz klar. „Wir drehen derzeit noch an den kleinen Schräubche­n“, so Fleischman­n. (jaz)

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria