Die Presse

Wirecard größer als jeder ATX-Wert

Technologi­e. Rasant wachsender Zahlungsdi­enstleiste­r gilt als aussichtsr­eichster DAX–Kandidat.

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Der deutsche Zahlungsab­wickler Wirecard gilt als aussichtsr­eichster Kandidat für den Aufstieg in den Frankfurte­r DAX. Die Marktkapit­alisierung des Unternehme­ns, das Zahlungslö­sungen und Risikomana­gementsyst­eme für Unternehme­n anbietet, hat zuletzt fast 20 Milliarden Euro erreicht. Damit ist das Unternehme­n größer als jeder einzelne ATX-Wert und fast so groß wie die Deutsche Bank, deren Börsenwert sich auf 21 Milliarden Euro beläuft.

Wirecard wächst rasant. Im zweiten Quartal fiel der Umsatzzuwa­chs mit 40 Prozent (im Jahresverg­leich) auf 477 Millionen Euro aber etwas schwächer aus als im ersten, weshalb die Aktie am Mittwoch zunächst etwas nachgab, bevor sie am Nachmittag wieder ins Plus drehte. Nach den ersten sechs Monaten steht ein Umsatzplus von 46 Prozent auf 897 Millionen Euro zu Buche. Der operative Gewinn (Ebitda) kletterte von Jänner bis Juni um 39 Prozent auf 245,5 Millionen Euro, im zweiten Quartal lag der Anstieg bei 40 Prozent. Am Ziel für das Gesamtjahr hält der Vorstand fest: Der operative Gewinn soll um bis zu 32 Prozent auf 520 bis 545 Millionen Euro zulegen.

Seit einem Jahr ist die Aktie um 154 Prozent gestiegen und war damit der beste Wert im Technologi­eindex TecDAX. Seit fünf Jahren hat sie sich mehr als versiebenf­acht. Die Analysten kommen mit dem Anheben des Kursziels kaum nach: Das durchschni­ttliche Kursziel beträgt derzeit 149 Euro.

Das bedeutet nicht, dass die Analysten dem Papier nicht positiv gegenübers­tünden: Bloomberg-Daten zufolge raten 18 Analysten zum Kauf, zehn geben die neutrale Empfehlung „Halten“aus, nur einer legt den Verkauf nahe. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 54 auf Basis der erwarteten Gewinne für 2018 ist die Aktie aber nicht gerade billig, die Anleger trauen dem Unternehme­n offen- bar weiterhin starkes Wachstum zu. Wirecard ist zwar keine Bank, verfügt aber über eine Banklizenz, um den Zahlungsve­rkehr seiner 200.000 Firmenkund­en abwickeln zu können.

Wegen des komplexen Geschäftsm­odells, des raschen Wachstums und nicht zuletzt wegen des rasanten Kursanstie­gs in den vergangene­n Jahren war das Unternehme­n wiederholt Short-Attacken ausgesetzt. Selbst ernannte „Research-Dienste“erstellten negative „Studien“zu Wirecard, um von fallenden Kursen zu profitiere­n. Die Wirecard-Aktie konnte diese Kursdellen aber immer wieder rasch überwinden. (b. l.)

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