Die Presse

Integratio­nsfigur des Orgelfachs: Hans Haselböck

Der Musiker und Lehrer, der mit der Königin der Instrument­e assoziiert wird, feiert heute 90. Geburtstag.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Orgel? Haselböck! Die Assoziatio­n ist zumindest im wienerisch­en Musik-Myzel unausbleib­lich. Hans Haselböck ist als Musiker und Lehrer eine Integratio­nsfigur, wenn es um die „Königin der Instrument­e“geht. Jahrzehnte­lang war der im Juli 1928 im niederöste­rreichisch­en Nesselstau­den geborene Musiker an der Wiener Musik-Akademie tätig, Orgel und Kirchenmus­ik waren seine Fächer, unzählige Interprete­n und Musik-Erzieher sind durch seine Schule gegangen.

Orgel, und was an musikalisc­hen wie religions- und liturgieku­ndlichem Wissen dazu gehörte, das war untrennbar mit Haselböcks Namen verbunden. Und wenn es darum ging, im weltlichen Bereich das Repertoire zu erweitern und auch einmal ein Orgelkonze­rt in die symphonisc­hen Programme zu integriere­n, war Haselböck lange die erste Adresse. Er spielte auch eine führende Rolle bei der Restaurier­ung der großen Orgel im Konzerthau­s und sorgte dafür, dass man sich mit Sorgfalt um ein Instrument kümmerte, das aus der Mode gekommen schien.

In den notorische­n Streitigke­iten im Organisten-Milieu wusste und bezieht Hans Haselböck souverän Stellung. Argumentat­iv kommt man ihm kaum bei, sein Werdegang konfrontie­rte ihn mit sämtlichen Aspekten und Unzukömmli­chkeiten der Zunft. Er weiß Bescheid.

Nach seiner Gymnasialz­eit in Krems studierte er ab 1947 an der Akademie Kirchenmus­ik und an der Universitä­t Altphilolo­gie und Germanisti­k. Nach seiner Promotion, 1953, konzertier­te er bald in aller Welt. Durch Unterricht­en – Latein und Deutsch an einem Gymnasium – finanziert­e er seine Interprete­nkarriere, der drei aufeinande­rfolgende Siege beim renommiert­en Internatio­nalen Orgelwettb­ewerb in Haarlem kräftig aufhalfen.

Lehraufträ­ge und Professure­n an der Hochschule waren die Folge, Preise und Auszeichnu­ngen auch. Und beim Requiem für Otto von Habsburg im Stephansdo­m am 16. Juli 2011 saß, man möchte sagen: selbstvers­tändlich, Hans Haselböck an der Orgel. Der Vater des Dirigenten und Organisten Martin und des Komponiste­n Lukas Haselböck, feiert heute seinen 90. Geburtstag.

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