Die längste Mondfinsternis
Astronomie. Am Freitagabend kommt es zum Zusammentreffen zweier außergewöhnlicher Himmelsereignisse: Neben einer ungewöhnlich langen Mondfinsternis wird man auch den Mars an diesem Abend besonders gut sehen können. Sofern das Wetter mitspielt – die Chance
Freitagabend, genau um 21:36 Uhr wird aus dem Mond der „Blutmond“. Er wird sich aufgrund des Lichtes welches durch die Atmosphäre der Erde auf den Mond gelangt, rot verfärben. Eine Mondfinsternis erwartet uns also, aber nicht irgendeine: Sie wird die längste des gesamten 21. Jahrhunderts sein: Der Mond taucht für eine Stunde und 44 Minuten vollständig in den Erdschatten ein. Übertroffen wird diese Mondfinsternis-Dauer erst am 9. Juni 2123 - um zwei Minuten.
Wer einen sternenklaren Blick auf den Abendhimmel erhascht (die Chancen dafür stehen gut), hat die Möglichkeit, ein rares astronomisches Doppel zu beobachten: Denn neben der Mondfinsternis steht auch der Mars zum Beobachten äußerst günstig. Er sollte senkrecht unter dem Mond außergewöhnlich gut zu sehen sein. S. 8
Der 27. Juli ist einer jener Tage, den sich Astronomie-Interessierte sehr dick im Kalender angestrichen haben und der entsprechend spektakulär klingt: Denn am Freitagabend findet die längste totale Mondfinsternis dieses Jahrhunderts statt: Eine Stunde und 43 Minuten lang wird der Mond komplett in den Schatten der Erde treten. Ab etwa 21 Uhr wird die partielle Mondfinsternis zu beobachten sein, vom linken Rand breitet sich die Verfinsterung aus: Um 21.30 Uhr tritt die totale Mondfinsternis ein (siehe Grafik), der Mond erscheint tiefrot am Himmel. Die rote Färbung kommt vom Sonnenlicht, das von der Erdatmosphäre Richtung Mond gestreut wird.
Noch außergewöhnlicher macht dieses seltene Himmelsereignis – die nächste längere totale Mondfinsternis wird erst im Jahr 2123 stattfinden –, dass sich der Mars zufällig in der sogenannten Perihelopposition befindet (also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne) und die Distanz zwischen Mars und Erde am Freitagabend mit 60 Millionen Kilometern äußerst gering sein wird. Was zur Folge hat, dass man am Freitag den Mars – senkrecht unter dem Mond – außergewöhnlich gut sehen wird: „Er leuchtet sogar heller als der Riesenplanet Jupiter, und das in seinem typischen auffälligen Rot“, wie der Chef der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA), Alexander Pikhard, sagt.
Voraussetzung für eine ungetrübte Sicht auf Mondfinsternis und Mars ist freilich ein klarer Himmel. Die Chancen dafür stehen gut. Tagsüber ist zwar mit Regen und entsprechend trüben Himmel zu rechnen, die Wolken sollten sich aber bis zum Abend zu einem großen Teil aufgelöst haben. „Nach 21 Uhr sollte man überall gute Beobachtungschancen haben“, sagt Konstantin Brandes vom Wetterdienst Ubimet. „Am besten im östlichen Flachland.“
Wer die Mondfinsternis im Wiener Raum beobachten möchte, kann dies von jedem Ort aus tun, der Sicht auf den Mond ermöglicht. „Vielleicht stollte man sich nicht unbedingt unter eine Straßenlaterne stellen, aber selbst da würde man sie sehen“, sagt Werner Gruber, Direktor des Wiener Planetariums – und zwar auch ohne Teleskop. Wer allerdings den Mars genauer beobachten will, dem empfiehlt Gruber, einen Feldstecher mitzunehmen – oder überhaupt gleich in die Urania Sternwarte zu kommen, die ab 20 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet ist: Mit dem dortigen Teleskop lässt sich der Planet (und die Mondfinsternis) natürlich noch besser beobachten. Vorträge zum Thema runden das Programm ab.
Überhaupt gibt es in Wien und Umgebung einige Orte, an denen sich – im Beisein von Astronomen – diese außergewöhnlichen Himmelsereignisse verfolgen lassen: Die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie lädt an gleich drei Orten zur „Sommernacht der roten Gestirne“und hat natürlich Fernrohre mit dabei: Jeweils ab 20 Uhr finden öffentliche Beobachtungen am Cobenzl 94 (beim Luftschloss) im 19. Bezirk, auf der Sophienalpe (Sofienalpenstraße 113) in Penzing sowie auf dem Laaerberg in Favoriten (Vollnhoferplatz).
Auch das Astronomische Büro Wien stellt Teleskope und Expertenwissen zur Verfügung – und zwar im „Freiluft-Planetarium Sterngarten Georgenberg“im 23. Bezirk (nahe der Wotrubakirche, ab 20.30 Uhr). Der Verein Kuffner Sternwarte lädt zum Public Viewing außerhalb Wiens in Großmugl (Bezirk Korneuburg) – ganz ohne die Wiener Lichtverschmutzung: Ab 20 Uhr wird auf der Leebergwiese auf die Mondfinsternis gewartet. Die Teilnahme bei allen Veranstaltungen ist gratis. (mpm/APA)