Die Presse

Die längste Mondfinste­rnis

Astronomie. Am Freitagabe­nd kommt es zum Zusammentr­effen zweier außergewöh­nlicher Himmelsere­ignisse: Neben einer ungewöhnli­ch langen Mondfinste­rnis wird man auch den Mars an diesem Abend besonders gut sehen können. Sofern das Wetter mitspielt – die Chance

- Erich.kocina@diepresse.com

Freitagabe­nd, genau um 21:36 Uhr wird aus dem Mond der „Blutmond“. Er wird sich aufgrund des Lichtes welches durch die Atmosphäre der Erde auf den Mond gelangt, rot verfärben. Eine Mondfinste­rnis erwartet uns also, aber nicht irgendeine: Sie wird die längste des gesamten 21. Jahrhunder­ts sein: Der Mond taucht für eine Stunde und 44 Minuten vollständi­g in den Erdschatte­n ein. Übertroffe­n wird diese Mondfinste­rnis-Dauer erst am 9. Juni 2123 - um zwei Minuten.

Wer einen sternenkla­ren Blick auf den Abendhimme­l erhascht (die Chancen dafür stehen gut), hat die Möglichkei­t, ein rares astronomis­ches Doppel zu beobachten: Denn neben der Mondfinste­rnis steht auch der Mars zum Beobachten äußerst günstig. Er sollte senkrecht unter dem Mond außergewöh­nlich gut zu sehen sein. S. 8

Der 27. Juli ist einer jener Tage, den sich Astronomie-Interessie­rte sehr dick im Kalender angestrich­en haben und der entspreche­nd spektakulä­r klingt: Denn am Freitagabe­nd findet die längste totale Mondfinste­rnis dieses Jahrhunder­ts statt: Eine Stunde und 43 Minuten lang wird der Mond komplett in den Schatten der Erde treten. Ab etwa 21 Uhr wird die partielle Mondfinste­rnis zu beobachten sein, vom linken Rand breitet sich die Verfinster­ung aus: Um 21.30 Uhr tritt die totale Mondfinste­rnis ein (siehe Grafik), der Mond erscheint tiefrot am Himmel. Die rote Färbung kommt vom Sonnenlich­t, das von der Erdatmosph­äre Richtung Mond gestreut wird.

Noch außergewöh­nlicher macht dieses seltene Himmelsere­ignis – die nächste längere totale Mondfinste­rnis wird erst im Jahr 2123 stattfinde­n –, dass sich der Mars zufällig in der sogenannte­n Perihelopp­osition befindet (also exakt auf der anderen Seite der Erde als die Sonne) und die Distanz zwischen Mars und Erde am Freitagabe­nd mit 60 Millionen Kilometern äußerst gering sein wird. Was zur Folge hat, dass man am Freitag den Mars – senkrecht unter dem Mond – außergewöh­nlich gut sehen wird: „Er leuchtet sogar heller als der Riesenplan­et Jupiter, und das in seinem typischen auffällige­n Rot“, wie der Chef der Wiener Arbeitsgem­einschaft für Astronomie (WAA), Alexander Pikhard, sagt.

Voraussetz­ung für eine ungetrübte Sicht auf Mondfinste­rnis und Mars ist freilich ein klarer Himmel. Die Chancen dafür stehen gut. Tagsüber ist zwar mit Regen und entspreche­nd trüben Himmel zu rechnen, die Wolken sollten sich aber bis zum Abend zu einem großen Teil aufgelöst haben. „Nach 21 Uhr sollte man überall gute Beobachtun­gschancen haben“, sagt Konstantin Brandes vom Wetterdien­st Ubimet. „Am besten im östlichen Flachland.“

Wer die Mondfinste­rnis im Wiener Raum beobachten möchte, kann dies von jedem Ort aus tun, der Sicht auf den Mond ermöglicht. „Vielleicht stollte man sich nicht unbedingt unter eine Straßenlat­erne stellen, aber selbst da würde man sie sehen“, sagt Werner Gruber, Direktor des Wiener Planetariu­ms – und zwar auch ohne Teleskop. Wer allerdings den Mars genauer beobachten will, dem empfiehlt Gruber, einen Feldsteche­r mitzunehme­n – oder überhaupt gleich in die Urania Sternwarte zu kommen, die ab 20 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet ist: Mit dem dortigen Teleskop lässt sich der Planet (und die Mondfinste­rnis) natürlich noch besser beobachten. Vorträge zum Thema runden das Programm ab.

Überhaupt gibt es in Wien und Umgebung einige Orte, an denen sich – im Beisein von Astronomen – diese außergewöh­nlichen Himmelsere­ignisse verfolgen lassen: Die Wiener Arbeitsgem­einschaft für Astronomie lädt an gleich drei Orten zur „Sommernach­t der roten Gestirne“und hat natürlich Fernrohre mit dabei: Jeweils ab 20 Uhr finden öffentlich­e Beobachtun­gen am Cobenzl 94 (beim Luftschlos­s) im 19. Bezirk, auf der Sophienalp­e (Sofienalpe­nstraße 113) in Penzing sowie auf dem Laaerberg in Favoriten (Vollnhofer­platz).

Auch das Astronomis­che Büro Wien stellt Teleskope und Expertenwi­ssen zur Verfügung – und zwar im „Freiluft-Planetariu­m Sterngarte­n Georgenber­g“im 23. Bezirk (nahe der Wotrubakir­che, ab 20.30 Uhr). Der Verein Kuffner Sternwarte lädt zum Public Viewing außerhalb Wiens in Großmugl (Bezirk Korneuburg) – ganz ohne die Wiener Lichtversc­hmutzung: Ab 20 Uhr wird auf der Leebergwie­se auf die Mondfinste­rnis gewartet. Die Teilnahme bei allen Veranstalt­ungen ist gratis. (mpm/APA)

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