Die Presse

Weinlese startet schon Mitte August

Landwirtsc­haft. Zwei bis drei Wochen früher beginnt heuer die Weinernte. Die Winzer rechnen mit einer mengenmäßi­g guten Ernte. 2018 dürfte ein besonders gutes Rotweinjah­r werden.

- VON KARIN SCHUH

Die Weinlese wird gemeinhin mit dem Herbst – oder zumindest dem Spätsommer – assoziiert. Dass das nicht zwingend so sein muss, macht das Weinjahr 2018 deutlich. Denn heuer startet in den heimischen Weinbaugeb­ieten die Ernte im Schnitt um zwei bis drei Wochen früher als in einem durchschni­ttlichen Weinjahr. Aufgrund der besonders warmen Temperatur­en geht die Lese etwa im Burgenland schon Mitte August los, und zwar nicht jene der besonders frühen Sorten, die für Most und Sturm verwendet werden, sondern die ganz normale Weinlese.

Während die heimischen Landwirte – und nicht nur diese – unter der Hitze und Trockenhei­t leiden (siehe dazu Bericht auf Seite 11), kommen die Winzer mit dem besonders heißen Sommer recht gut zurecht. Das Traubenmat­erial ist gesund, es gab in den letzten Wochen ausreichen­d Niederschl­ag, und man rechnet – immer mit der Betonung aus derzeitige­r Sicht – mit einer guten Ernte, in Hinblick auf Qualität und Quantität. Vor allem Rotweine dürften heuer besonders gut werden.

„Wir werden heuer zwischen zwei und drei Wochen früher mit der Lese beginnen. Auch keiner der älteren Winzer kann sich daran erinnern, dass schon einmal so früh geerntet wurde. Die ersten Trauben, etwa Bouvier (v. a. für Sturm; Anm.), sind schon geerntet“, sagt Wein-Burgenland-Ob- mann Matthias Siess. Das Traubenmat­erial sei gesund, vor allem der viele Regen im April habe wie bei einem Treibhause­ffekt positiv auf die Reben gewirkt. Von den heißen Temperatur­en profitiere­n vorwiegend Rotweinsor­ten. Winzer aus Weißweinre­gionen hoffen deshalb auf kühlere Nächte, damit die Trauben genug Säure bilden.

Die Hitze sei gar nicht so optimal für die Trauben, wie man immer meine, sagt hingegen Gerald Kneissl vom Referat Weinbau der Landwirtsc­haftskamme­r Niederöste­rreich. Auch die Reben leiden bei Temperatur­en über 30 Grad. „Die Aromen verdoppeln sich, wenn es in der Nacht abkühlt“, so Kneissl. Schön langsam müsse man sich überlegen, ob Südhänge für Weißweinso­rten so optimal seien. „Manche Winzer gehen schon dazu über, Nordhänge zu bepflanzen.“Aber auch er rechnet – nach derzeitige­m Stand – mit einer mengenmäßi­g guten Durchschni­ttsernte und mit guten Qualitäten.

„Wir erwarten heuer einen Lesebeginn Anfang September. Normalerwe­ise beginnen wir Mitte September. Früher ging es erst Ende September los“, sagt auch Werner Luttenberg­er, Abteilungs­leiter Weinbau der Landwirtsc­haftskamme­r Steiermark. Wobei auch er auf kühlere Nächte (mit zehn bis 15 Grad) hofft, da davon vor allem Weißweine profitiere­n. In Wien wiederum werde voraus- sichtlich rund um den 20. August mit der Ernte begonnen, sagt Norbert Walter, Winzer und Vizepräsid­ent der Wiener Landwirtsc­haftskamme­r. Normalerwe­ise gehe es in der Bundeshaup­tstadt erst Mitte September los.

Bewässert wird in Österreich übrigens nur in besonders exponierte­n Lagen. „In Steillagen in der Wachau oder in der Thermenreg­ion“, sagt Johannes Schmuckens­chlager, Präsident des Weinbauver­bands. Im nördlichen Weinvierte­l, wo eine Bewässerun­g notwendig wäre, fehlt es allerdings am Zugriff zum Wasser beziehungs­weise an einer Strategie, wie man das bewerkstel­ligen könnte. Generell schätzt er, dass nur etwa zehn bis 15 Prozent der heimischen Weingärten bewässert sind.

Wobei sich Niederschl­ag (oder eben Trockenhei­t) eher langfristi­g auswirkt, wie Norbert Walter erklärt. Da (vor allem alte) Reben so tief verwurzelt sind, greifen sie auf jenes Wasser zurück, das vor zwei Jahren aufgenomme­n wurde. „Der Niederschl­ag von 2016 ist eigentlich für den Wein 2018 verantwort­lich“, erklärt der Winzer. Und 2016 war ein niederschl­agreiches Jahr.

Eine frühe Weinernte bedeutet übrigens auch eine recht kurze Lese, erklärt Schmuckens­chlager: „Normalerwe­ise wird von Mitte September bis Mitte Oktober gelesen. Eine frühe Ernte beschleuni­gt sie doppelt, weil die Trauben so schnell reifen.“

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