Die Heuchelei um den Gender Pension Gap
Mit Parteipolemik allein kann man die Pensionslücke nicht schließen.
A m vergangenen Samstag war, Sie werden es vielleicht bemerkt haben, Equal Pension Day. Dieser soll darauf hinweisen, dass die Pensionen der Frauen im Schnitt um 43 Prozent unter jenen der Männer liegen.
Das schreit natürlich nach Korrektur. Kein Wunder, dass die Meldung eine Reihe von politischen Äußerungen auslöste. Die SPÖFrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek beispielsweise forderte die Regierung auf, aktiv zu werden und „ganz viele Schrauben zu drehen“, um diesen Missstand zu beenden.
Da hat sie im Prinzip recht. Allerdings: So viele Schrauben sind das gar nicht – und die SPÖ (unter deren Kanzlerschaft diese Schrauben übrigens unbewegt blieben) könnte beim Drehen kräftig mithelfen, statt die wichtigste Schraube zu blockieren.
Die Hälfte des Gender Pension Gap hat ja einen simplen Grund: Die Höhe der Pension hängt nicht nur vom Durchschnittseinkommen im Durchrechnungszeitraum ab, sondern auch von der Anzahl der Versicherungsjahre. Frauen kommen im Schnitt auf zehn Versicherungsjahre weniger, fünf davon wegen des früheren Pensionsantritts.
Wie stark sich diese zehn Jahre auswirken, zeigt ein Rechenexempel: Bei einer Bemessungsgrundlage von 2000 Euro beträgt die Pension nach 45 Versicherungsjahren 1600 Euro, bei 35 Versicherungsjahren nur 1246. Wem zehn Versicherungsjahre fehlen, der bekommt also um 22,1 Prozent weniger. Damit ist schon mehr als die Hälfte der Pensionslücke erklärt. W ürden also die Parteifreunde der Frau Heinisch-Hosek ihren Widerstand gegen eine schnelle Angleichung des Frauenpensionsantrittsalters an das der Männer aufgeben, wäre schon mehr als ein Viertel der Lücke weg. Ein weiteres Viertel wäre erreichbar, würde man Frauen Berufskarrieren mit weniger Unterbrechungen und Teilzeit ermöglichen. Etwa durch effizientere Kinderbetreuungseinrichtungen. Da wäre wiederum die Regierung am Zug.
Aber eine solche Lösung wäre wohl zu einfach und zu ideologiefern. Da nutzt man lieber einen fiktiven Equal Pension Day für Parteipolemik.