Wo bleiben die Kunden? Mitarbeiter? Wo die Moral?
Über den untrennbaren Konnex zwischen Moral und Vertrauen in Unternehmen: Beispiele, wie man es nicht machen sollte.
Dass ganze politische Systeme wanken und ehemals anerkannte Institutionen (wie etwa auch die katholische Kirche trotz eines großartigen Papstes) in Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrisen stecken, wird bereits seit Langem intensiv diskutiert. Nicht zuletzt auch wegen der Orientierungslosigkeit, zu der mangelndes Vertrauen zu Institutionen und in bisher anerkannte Wertesysteme führt.
Doch inwieweit gilt dies auch für Unternehmen – egal, ob weltweit tätig, national oder regional? Ist es nicht das oberste Ziel jedes Unternehmens, voll und ganz auf die Bedürfnisse seiner Kunden einzugehen? Und dabei die Mitarbeiter hochzuhalten, mit ihnen ein eng zusammengeschweißtes Team zu bilden? Wenn es sein muss, auch zwölf Stunden am Tag?
Um möglichen Missverständnissen von vornherein vorzubeugen: Meist ist es auch so, dass Un- ternehmen gut – nämlich sowohl kunden- als auch mitarbeiterorientiert – geführt werden und so hervorragend zur Prosperität eines Landes beitragen. Noch besser, wenn sich besonders clevere Unternehmen besonders hervortun, weil sie sich damit positiv von ihren Mitbewerbern abheben und von ihren Kunden auch noch gratis weiterempfohlen werden.
Dennoch ist zu hinterfragen, wie es Unternehmen mit ihren Kunden und Mitarbeitern wirklich halten. Sind zufriedene Kunden und Mitarbeiter tatsächlich das erklärte Ziel jedes Unternehmens, weil sie so den besten Erfolg auf dem Markt haben? Oder gibt es vielleicht auch solche (eher Großkonzerne als mittelständische Unternehmen?), die – kurzsichtig, wie sie sein können – ihre soziale Verantwortung nicht wahrnehmen und vielleicht auch gegen Kundenund Mitarbeiterinteressen agieren? Vermutlich schon. Im schlimmsten Fall kann sich, selten aber doch, unternehmerische Ethik quasi nicht nur verflüchtigen, sondern sogar in etwas verwandeln, für das man mitunter auch bereit ist, das Wort unmoralisch in den Mund zu nehmen.
Die Frage ist also die, wie viel an unternehmerischer Ethik vorhanden sein muss, damit die so wichtige Währung Vertrauen ihre großartigen Früchte tragen kann.
Dass dem nicht unbedingt so sein muss, beweisen auf internationaler Bühne Unternehmen wie etwa VW (Abgasskandal), Deutsche Bank (massive Strafzahlungen für Fehlverhalten), Facebook (Datenskandal) oder Konzerne wie Apple und Co. (Steuerflucht und Steuervermeidung).
Das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern kann aber auch viel unspektakulärer ausgehöhlt oder verspielt werden. So, dass man Fehlverhalten vielleicht nur flüchtig registriert, sich kurzfristig ärgert, um dann rasch wieder zur Tagesordnung überzuge-