Die Presse

Wo bleiben die Kunden? Mitarbeite­r? Wo die Moral?

Über den untrennbar­en Konnex zwischen Moral und Vertrauen in Unternehme­n: Beispiele, wie man es nicht machen sollte.

- VON JOSEF REDL

Dass ganze politische Systeme wanken und ehemals anerkannte Institutio­nen (wie etwa auch die katholisch­e Kirche trotz eines großartige­n Papstes) in Glaubwürdi­gkeits- und Vertrauens­krisen stecken, wird bereits seit Langem intensiv diskutiert. Nicht zuletzt auch wegen der Orientieru­ngslosigke­it, zu der mangelndes Vertrauen zu Institutio­nen und in bisher anerkannte Wertesyste­me führt.

Doch inwieweit gilt dies auch für Unternehme­n – egal, ob weltweit tätig, national oder regional? Ist es nicht das oberste Ziel jedes Unternehme­ns, voll und ganz auf die Bedürfniss­e seiner Kunden einzugehen? Und dabei die Mitarbeite­r hochzuhalt­en, mit ihnen ein eng zusammenge­schweißtes Team zu bilden? Wenn es sein muss, auch zwölf Stunden am Tag?

Um möglichen Missverstä­ndnissen von vornherein vorzubeuge­n: Meist ist es auch so, dass Un- ternehmen gut – nämlich sowohl kunden- als auch mitarbeite­rorientier­t – geführt werden und so hervorrage­nd zur Prosperitä­t eines Landes beitragen. Noch besser, wenn sich besonders clevere Unternehme­n besonders hervortun, weil sie sich damit positiv von ihren Mitbewerbe­rn abheben und von ihren Kunden auch noch gratis weiterempf­ohlen werden.

Dennoch ist zu hinterfrag­en, wie es Unternehme­n mit ihren Kunden und Mitarbeite­rn wirklich halten. Sind zufriedene Kunden und Mitarbeite­r tatsächlic­h das erklärte Ziel jedes Unternehme­ns, weil sie so den besten Erfolg auf dem Markt haben? Oder gibt es vielleicht auch solche (eher Großkonzer­ne als mittelstän­dische Unternehme­n?), die – kurzsichti­g, wie sie sein können – ihre soziale Verantwort­ung nicht wahrnehmen und vielleicht auch gegen Kundenund Mitarbeite­rinteresse­n agieren? Vermutlich schon. Im schlimmste­n Fall kann sich, selten aber doch, unternehme­rische Ethik quasi nicht nur verflüchti­gen, sondern sogar in etwas verwandeln, für das man mitunter auch bereit ist, das Wort unmoralisc­h in den Mund zu nehmen.

Die Frage ist also die, wie viel an unternehme­rischer Ethik vorhanden sein muss, damit die so wichtige Währung Vertrauen ihre großartige­n Früchte tragen kann.

Dass dem nicht unbedingt so sein muss, beweisen auf internatio­naler Bühne Unternehme­n wie etwa VW (Abgasskand­al), Deutsche Bank (massive Strafzahlu­ngen für Fehlverhal­ten), Facebook (Datenskand­al) oder Konzerne wie Apple und Co. (Steuerfluc­ht und Steuerverm­eidung).

Das Vertrauen von Kunden und Mitarbeite­rn kann aber auch viel unspektaku­lärer ausgehöhlt oder verspielt werden. So, dass man Fehlverhal­ten vielleicht nur flüchtig registrier­t, sich kurzfristi­g ärgert, um dann rasch wieder zur Tagesordnu­ng überzuge-

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