Die Presse

Von einer Regierung darf man anderes erwarten

-

„Warum soll Kurz für das Glück junger Menschen zuständig sein?“, Replik von Christian Ortner, 13. 7. Eine Gegenfrage zu Christian Ortners Kritik an Anneliese Rohrers Forderung nach Zukunftspe­rspektiven für die Generation des Sebastian Kurz: Was an Frau Rohrers Forderung „seltsam“sein mag, ist mir nicht klar. Eher befremdet mich die Behauptung, dass die Politik dafür verantwort­lich ist, dass (wohlgemerk­t) „junge“Frauen sich so sexy kleiden können sollen, wie sie es möchten, oder am Abend im Prater joggen. Was ist wichtiger? Dass ich Hotpants tragen darf oder dass ich mit Bildung meine Zukunft gestalten kann? Jeder hat andere Prioritäte­n. Aus der Perspektiv­e politische­r Verantwort­ung ist diese Frage für mich eindeutig mit Letzterem zu beantworte­n.

Herrn Ortners Behauptung, dass die junge Generation sich ganz allein ohne „Mimimi“, wie er es ausdrückt, diese Rahmenbedi­ngungen schafft, stimmt in Österreich schlichtwe­g nicht. Nur ist sich die Generation des Sebastian Kurz dessen ebenso wenig bewusst wie jede andere. Die derzeitige­n Sozialleis­tungen wie Familienbe­ihilfe und Kinderbetr­euungsgeld sowie die (akzeptable) Qualität eines öffentlich­en Schulsyste­ms entspreche­n nämlich genau den Forderunge­n Frau Rohrers.

Ihre Forderung nach einem besseren Lebensgefü­hl ist nichts anderes als eine nach Gleichgewi­cht. Wenn die Politik für „die Wirtschaft“, wer auch immer das genau ist, bessere Rahmenbedi­ngungen schaffen soll, dann wohl auch für die Wirtschaft­enden. Und das sind Menschen.

Die Regierung, schreibt Anneliese Rohrer mit Bezug auf Menasse, richte ihren Blick nicht nach vorn. Wer regiert, hat Verantwort­ung; das heißt sich der Auswirkung seiner Taten und Entscheidu­ngen bewusst zu sein. Es ist menschlich, sich vor unliebsame­r Verantwort­ung zu drü-

Newspapers in German

Newspapers from Austria