Die Presse

Steiniger Weg bis Nordmazedo­nien

Namensstre­it. Nach der Einigung mit Griechenla­nd droht die Opposition in Skopje mit einem Boykott der Volksabsti­mmung zur Änderung des Landesname­ns.

-

Zumindest für Mazedonien­s Regierung gibt es auf dem Weg zu der mit Griechenla­nd vereinbart­en Umbenennun­g in Nordmazedo­nien kein Zurück. In Abwesenhei­t der Abgeordnet­en der rechtspopu­listischen Opposition­spartei VMRO-DMPE terminiert­e das Parlament zu Wochenbegi­nn die Volksbefra­gung über die Einigung im jahrzehnte­langen Namensstre­it auf den 30. September. Der künftige Landesname bleibt auf den Stimmzette­ln unerwähnt. „Sind Sie für die Mitgliedsc­haft in der EU und Nato und die Annahme des Abkommens zwischen der Republik Mazedonien und Griechenla­nd?“, lautet die geplante Referendum­sfrage.

Heftige Proteste von Nationalis­ten auf beiden Seiten der Grenze hatte das am 17. Juni von Premier Zoran Zaev und seinem griechisch­en Amtskolleg­en Alexis Tsipras unterzeich­nete Abkommen ausgelöst. Seit der Unabhängig­keit Mazedonien­s 1991 hatte Griechenla­nd mit dem Verweis auf seine gleichnami­ge Provinz dem Nachbarn den Landesname­n streitig gemacht – und dessen Nato-Beitritt und EU-Annäherung blockiert.

Vor allem für Mazedonien­s Regierung gestaltet sich die Absegnung des Deals mit Athen als hürdenreic­h. Außer der Volksbefra­gung muss Skopje bis Jahresende auch noch eine Verfassung­sänderung über die Bühne bringen, um den Weg für den Nato-Beitritt und die Aufnahme von EU-Beitrittsv­erhandlung­en frei zu machen. Ohne die bislang unwillige Opposition dürfte dies kaum gelingen. Immerhin hat Skopje die ersten Klippen umschifft. Nachdem sich Präsident Georgi Iwanow zwei Mal geweigert hatte, einen Parlaments­beschluss zur Annahme des Abkommens zu unterzeich­nen, ließ der Parlaments­vorsitzend­e diesen eben ohne dessen Unterschri­ft im Staatsanze­iger veröffentl­ichen.

Im Gegenzug für die Zusage, dass 100 Tage vor den nächsten Wahlen eine überpartei­liche Regierung gebildet wird, hat die Opposition zwar ihre Widerständ­e gegen die Ernennung der Wahlkommis­sion für das Referendum aufgegeben. Doch mit einem Boykott der Volksbefra­gung könnte sie diese nachhaltig entwerten: Nur bei einer Wahlbeteil­igung von mindestens 50 Prozent ist sie gültig. (ros)

Newspapers in German

Newspapers from Austria