Die Presse

Wahlärzte: „Kirche im Dorf lassen“

Die Versorgung laufe großteils über Kassenärzt­e, sagt der Hauptverba­ndschef.

-

Wien. Die Österreich­er geben, wie „Die Presse“berichtete, immer mehr Geld für Wahlärzte aus. Dennoch solle man „die Kirche im Dorf lassen“, sagt der Vorsitzend­e im Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger, Alexander Biach. Denn obwohl es inzwischen knapp 10.000 Wahl-, aber nur rund 8150 Kassenärzt­e gibt, erfolgten lediglich acht Prozent der Versorgung durch Wahlärzte, so Biach am Donnerstag im ORF-Radio.

Längere Wartezeite­n auf einen Arzttermin seien, wie Biach sagt, oft nicht zu verhindern, deshalb sei es auch gut, dass es Wahlärzte gebe. Man arbeite jedoch daran, sämtliche Wartezeite­n zu senken, das sei auch bei CT- und MRT-Untersuchu­ngen schon gelungen.

Anstieg um 48 Prozent

Derzeit sind laut Hauptverba­ndschef unter einem Prozent der Kassenstel­len nicht nachbesetz­t. Um den Beruf des niedergela­ssenen Arztes wieder attraktive­r zu machen, brauche es ein Gesamtpake­t, Geld allein reiche dafür nicht aus. Ansetzen müsse man bei der Ausbildung, zudem brauche es neue Formen der Zusammenar­beit, wie etwa Primärvers­orgungsein­heiten. In Salzburg sollen bis 2025 fünf davon entstehen, drei in den nördlichen Bezirken, zwei in den Gebirgsgau­en.

Aus Sicht der Ärztekamme­r ist die Politik gefordert, mehr Versorgung­seinheiten anzubieten. Um Kassenärzt­e zu bekommen, müsse man bei der Bürokratie und der Honorierun­g ansetzen. Anlass für die Debatte ist eine parlamenta­rische Anfragebea­ntwortung. Demnach sind die Kassenausg­aben für Wahlarztle­istungen von 2010 bis 2017 um 48 Prozent gestiegen. Während 2010 noch 139 Millionen Euro dafür refundiert wurden, waren es 2017 schon 206 Millionen Euro. (red./APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria