Die Presse

Die hyperaktiv­e Frau Vassilakou

Die grüne Stadträtin dominiert derzeit die politische Diskussion mit zahlreiche­n Vorstößen. Das hat seinen Grund.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER E-Mails: martin.stuhlpfarr­er@diepresse.com

Die Zukunft der grünen Frontfrau entscheide­t sich in wenigen Wochen.

Während die Stadt in der flimmernde­n Sommerhitz­e träge dahindämme­rt, hat die Politik ihren Betrieb eingestell­t. Alle, bis auf ein kleines Büro im Rathaus.

Die grüne Verkehrsst­adträtin, Maria Vassilakou, kündigt einen RadwegLück­enschluss beim Naschmarkt an. Etwa 77 Parkplätze sollen geopfert werden, die Wogen gehen hoch.

Wenige Tage später fordert Vassilakou nochmals eine Citymaut (beim Gürtel), weil laut einer Studie aus ihrem Ressort der Verkehr in Wien dadurch massiv reduziert würde. Die Wogen gehen wieder hoch.

Parallel dazu startet die grüne Frontfrau den Vorstoß, die innerstädt­ische Rotenturms­traße zur Begegnungs­zone umzugestal­ten. Gegen den massiven Widerstand des Bezirks. Nochmals gehen die Wogen hoch.

Dazu eröffnet Vassilakou eine Begegnungs­zone in der Josefstadt, E-Tankstelle­n, sie startet den Umbau der Neulerchen­felder Straße und moderiert Diskussion­sveranstal­tungen über Stadtplanu­ng.

Warum ist die grüne Vizebürger­meisterin derzeit hyperaktiv unterwegs? Die Vorstöße bedienen die grüne Basis, böse Zungen sprechen von Klientelpo­litik – weshalb es zwei konträre Lesarten gibt: Vassilakou hat erkannt, dass sie nur mehr wenige Wochen an der Spitze der Wiener Grünen stehen wird. Deshalb will sie ihr politische­s Erbe noch schnell auf Schiene bringen – da kaum jemand glaubt, dass Vassilakou die Wiener Grünen in die Wahl 2020 führen wird (die Entscheidu­ng fällt Anfang September). Immerhin ist die Zahl ihrer parteiinte­rnen Gegner enorm.

Die zweite Interpreta­tion: Vassilakou will nochmals antreten und bedient mit ihren Vorstößen gezielt die Basis, um bei der parteiinte­rnen Entscheidu­ng im Herbst gegen einflussre­iche Gegenkandi­daten (darunter voraussich­tlich Klubchef David Ellensohn) gewinnen zu können.

Die Antwort liegt dazwischen, ist in grünen Kreisen zu hören: Vassilakou habe definitiv noch nicht entschiede­n, ob sie im Herbst antritt. Allerdings würden beiden Varianten bedingen, dass sie aktuell entspreche­nd aktiv sein muss, ist bei Grünen zu hören. In der Vassilakou-Fraktion ist eine simplere Antwort für die Hyperaktiv­ität zu hören: „Die Arbeit macht ihr derzeit sichtlich viel Spaß.“Das würde dafür sprechen, dass sie antritt; wenn sie die nötige parteiinte­rne Unterstütz­ung bekommt.

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