Die hyperaktive Frau Vassilakou
Die grüne Stadträtin dominiert derzeit die politische Diskussion mit zahlreichen Vorstößen. Das hat seinen Grund.
Die Zukunft der grünen Frontfrau entscheidet sich in wenigen Wochen.
Während die Stadt in der flimmernden Sommerhitze träge dahindämmert, hat die Politik ihren Betrieb eingestellt. Alle, bis auf ein kleines Büro im Rathaus.
Die grüne Verkehrsstadträtin, Maria Vassilakou, kündigt einen RadwegLückenschluss beim Naschmarkt an. Etwa 77 Parkplätze sollen geopfert werden, die Wogen gehen hoch.
Wenige Tage später fordert Vassilakou nochmals eine Citymaut (beim Gürtel), weil laut einer Studie aus ihrem Ressort der Verkehr in Wien dadurch massiv reduziert würde. Die Wogen gehen wieder hoch.
Parallel dazu startet die grüne Frontfrau den Vorstoß, die innerstädtische Rotenturmstraße zur Begegnungszone umzugestalten. Gegen den massiven Widerstand des Bezirks. Nochmals gehen die Wogen hoch.
Dazu eröffnet Vassilakou eine Begegnungszone in der Josefstadt, E-Tankstellen, sie startet den Umbau der Neulerchenfelder Straße und moderiert Diskussionsveranstaltungen über Stadtplanung.
Warum ist die grüne Vizebürgermeisterin derzeit hyperaktiv unterwegs? Die Vorstöße bedienen die grüne Basis, böse Zungen sprechen von Klientelpolitik – weshalb es zwei konträre Lesarten gibt: Vassilakou hat erkannt, dass sie nur mehr wenige Wochen an der Spitze der Wiener Grünen stehen wird. Deshalb will sie ihr politisches Erbe noch schnell auf Schiene bringen – da kaum jemand glaubt, dass Vassilakou die Wiener Grünen in die Wahl 2020 führen wird (die Entscheidung fällt Anfang September). Immerhin ist die Zahl ihrer parteiinternen Gegner enorm.
Die zweite Interpretation: Vassilakou will nochmals antreten und bedient mit ihren Vorstößen gezielt die Basis, um bei der parteiinternen Entscheidung im Herbst gegen einflussreiche Gegenkandidaten (darunter voraussichtlich Klubchef David Ellensohn) gewinnen zu können.
Die Antwort liegt dazwischen, ist in grünen Kreisen zu hören: Vassilakou habe definitiv noch nicht entschieden, ob sie im Herbst antritt. Allerdings würden beiden Varianten bedingen, dass sie aktuell entsprechend aktiv sein muss, ist bei Grünen zu hören. In der Vassilakou-Fraktion ist eine simplere Antwort für die Hyperaktivität zu hören: „Die Arbeit macht ihr derzeit sichtlich viel Spaß.“Das würde dafür sprechen, dass sie antritt; wenn sie die nötige parteiinterne Unterstützung bekommt.