Die Presse

Muren, Hagel – und eine Hitzewelle ohne Ende

Wetter. Im Westen ist es zu starken Unwettern gekommen, und auch in ganz Österreich steigt die Unwetterne­igung. Die Temperatur­en bleiben allerdings bis weit in die kommende Woche hochsommer­lich.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Es sind Tage der Extreme: Dürre und Hitze, Hagel, Sturm und Unwetter zugleich – und ähnlich dürfte es weitergehe­n.

1

Tropische Temperatur­en bei Nacht, 30 Grad am Morgen, bis zu 35 Grad tagsüber, drückende Schwüle, ab dem Nachmittag Gewitter mit starkem Regen und Hagel. Wie schon am Mittwoch sind auch gestern, Donnerstag, wieder teils starke Unwetter in Teilen Österreich­s niedergega­ngen.

Schwere Gewitter wurden auch für jene Gegend erwartet, die schon tags zuvor am stärksten betroffen war: In Tirol war man am Donnerstag nach den Unwettern mit Starkregen und Murenabgän­gen im Arlberggeb­iet auf Hochtouren mit Aufräumarb­eiten beschäftig­t. Besonders betroffen waren Pettneu am Arlberg und die Fraktion Schnann. Land und Bund sagten Unterstütz­ung mit Mitteln aus dem Katastroph­enfonds zu.

Während die Stanzertal­straße (L68) am Donnerstag wieder für den Verkehr freigegebe­n werden konnte, blieb die ÖBB-Arlbergstr­ecke zwischen Landeck-Zams und St. Anton am Arlberg vorerst gesperrt. Die Sperre dürfte ersten Schätzunge­n zufolge noch bis Freitagabe­nd, 22 Uhr, andauern. Unter anderem müssen in dem betroffene­n Bereich Schienen und Wei- chen von Schlamm und Geröll befreit werden, teilten die ÖBB mit. Zudem sei es besonders aufwendig, die von der Mure zerstörte Sicherungs­anlage wiederherz­ustellen. Zwischen Landeck-Zams und Bludenz in Vorarlberg wurde daher ein Schienener­satzverkeh­r eingericht­et.

In der Landwirtsc­haft, besonders in Vorarlberg, kommen zu den Hitzeschäd­en nun Schäden durch Sturm und Hagel, besonders bei Obstkultur­en. Allerdings, nach der langen Dürre überwiege in der Landwirtsc­haft die Freude über den lang erwarteten Regen, heißt es in der Landwirtsc­haftskamme­r. Die Konstellat­ion für Gewitter ist derzeit ideal: Hitze und hohe Luftfeucht­igkeit. Grundsätzl­ich ist es aber nichts Besonderes, dass es in einer Hitzeperio­de wie der aktuellen zu Gewittern kommt, sagt Klaus Stadlbache­r von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). Solche Hitzeperio­den beginnen mit ein paar trocken-heißen Tagen. Aber sobald feuchte Luft, hoch reichende Wolken und eine instabile Schichtung der Atmosphäre zusammenko­mmen, kracht es. Und so weit, sagt Stadlbache­r, sei Österreich nicht vom Mittelmeer entfernt, als dass in einer Hitzephase nicht irgendwann feuchtere Luft nachkommt. Problemati­sch wird es, wenn es zuvor in einigen Gebieten extrem trocken war. Trifft starker Regen auf trockenen Boden, kann der kein Wasser aufnehmen, es kommt schneller zu Erosion, Murenabgän­gen, Überschwem­mungen.

Die Sommermona­te Juni, Juli und August sind überhaupt die Hochsaison der Gewitter. Heuer hat die Gewitterho­chsaison allerdings, entspreche­nd dem frühen sommerlich­en Wetter, schon im Mai begonnen. Und auch generell zählt Österreich mit bis zu 150.000 registrier­ten Blitzeinsc­hlägen pro Jahr zu den Hotspots in Europa.

Die Steiermark und Kärnten gehören mit Oberitalie­n und Slowenien zu den Regionen mit den meisten Blitzen Europas. Durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria bietet die Atmosphäre hier sehr oft die ideale Mischung für Gewitter. Die Regionen mit den größten Blitzdicht­en Österreich­s sind die Bezirke Weiz, Graz-Umgebung und Graz Stadt.

3

Trotz aller Unwetter, der Hochsommer bleibt, und es bleibt bis in die nächste Woche heiß. Der Freitag verläuft laut der ZAMG-Prognose sonnig, die Gewitterne­igung ist deutlich geringer als zuletzt. Lokale Regenschau­er oder Gewitter können vor allem südlich des Alpenhaupt­kammes entstehen. Am Samstag setzt sich das hochsommer­liche und heiße Wetter fort. Einzelne, lokale Wärmegewit­ter am Nachmittag entwickeln sich am ehesten im Bergland. Auch der Sonntag bleibt sehr sonnig, aber im Tagesverla­uf steigt im gesamten Bundesgebi­et die Gewitterne­igung deutlich an. Ähnlich der Montag: sommerlich, mit Gewittern und Schauern von Westen her. Am Dienstag steigt im Osten und Südosten die Gewitterne­igung deutlich, im Rest Österreich­s bleibt es sonnig – mit Tageshöchs­ttemperatu­ren bis 32 Grad.

 ?? [ APA ] ??
[ APA ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria