Muren, Hagel – und eine Hitzewelle ohne Ende
Wetter. Im Westen ist es zu starken Unwettern gekommen, und auch in ganz Österreich steigt die Unwetterneigung. Die Temperaturen bleiben allerdings bis weit in die kommende Woche hochsommerlich.
Es sind Tage der Extreme: Dürre und Hitze, Hagel, Sturm und Unwetter zugleich – und ähnlich dürfte es weitergehen.
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Tropische Temperaturen bei Nacht, 30 Grad am Morgen, bis zu 35 Grad tagsüber, drückende Schwüle, ab dem Nachmittag Gewitter mit starkem Regen und Hagel. Wie schon am Mittwoch sind auch gestern, Donnerstag, wieder teils starke Unwetter in Teilen Österreichs niedergegangen.
Schwere Gewitter wurden auch für jene Gegend erwartet, die schon tags zuvor am stärksten betroffen war: In Tirol war man am Donnerstag nach den Unwettern mit Starkregen und Murenabgängen im Arlberggebiet auf Hochtouren mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Besonders betroffen waren Pettneu am Arlberg und die Fraktion Schnann. Land und Bund sagten Unterstützung mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds zu.
Während die Stanzertalstraße (L68) am Donnerstag wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte, blieb die ÖBB-Arlbergstrecke zwischen Landeck-Zams und St. Anton am Arlberg vorerst gesperrt. Die Sperre dürfte ersten Schätzungen zufolge noch bis Freitagabend, 22 Uhr, andauern. Unter anderem müssen in dem betroffenen Bereich Schienen und Wei- chen von Schlamm und Geröll befreit werden, teilten die ÖBB mit. Zudem sei es besonders aufwendig, die von der Mure zerstörte Sicherungsanlage wiederherzustellen. Zwischen Landeck-Zams und Bludenz in Vorarlberg wurde daher ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
In der Landwirtschaft, besonders in Vorarlberg, kommen zu den Hitzeschäden nun Schäden durch Sturm und Hagel, besonders bei Obstkulturen. Allerdings, nach der langen Dürre überwiege in der Landwirtschaft die Freude über den lang erwarteten Regen, heißt es in der Landwirtschaftskammer. Die Konstellation für Gewitter ist derzeit ideal: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Grundsätzlich ist es aber nichts Besonderes, dass es in einer Hitzeperiode wie der aktuellen zu Gewittern kommt, sagt Klaus Stadlbacher von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Solche Hitzeperioden beginnen mit ein paar trocken-heißen Tagen. Aber sobald feuchte Luft, hoch reichende Wolken und eine instabile Schichtung der Atmosphäre zusammenkommen, kracht es. Und so weit, sagt Stadlbacher, sei Österreich nicht vom Mittelmeer entfernt, als dass in einer Hitzephase nicht irgendwann feuchtere Luft nachkommt. Problematisch wird es, wenn es zuvor in einigen Gebieten extrem trocken war. Trifft starker Regen auf trockenen Boden, kann der kein Wasser aufnehmen, es kommt schneller zu Erosion, Murenabgängen, Überschwemmungen.
Die Sommermonate Juni, Juli und August sind überhaupt die Hochsaison der Gewitter. Heuer hat die Gewitterhochsaison allerdings, entsprechend dem frühen sommerlichen Wetter, schon im Mai begonnen. Und auch generell zählt Österreich mit bis zu 150.000 registrierten Blitzeinschlägen pro Jahr zu den Hotspots in Europa.
Die Steiermark und Kärnten gehören mit Oberitalien und Slowenien zu den Regionen mit den meisten Blitzen Europas. Durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria bietet die Atmosphäre hier sehr oft die ideale Mischung für Gewitter. Die Regionen mit den größten Blitzdichten Österreichs sind die Bezirke Weiz, Graz-Umgebung und Graz Stadt.
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Trotz aller Unwetter, der Hochsommer bleibt, und es bleibt bis in die nächste Woche heiß. Der Freitag verläuft laut der ZAMG-Prognose sonnig, die Gewitterneigung ist deutlich geringer als zuletzt. Lokale Regenschauer oder Gewitter können vor allem südlich des Alpenhauptkammes entstehen. Am Samstag setzt sich das hochsommerliche und heiße Wetter fort. Einzelne, lokale Wärmegewitter am Nachmittag entwickeln sich am ehesten im Bergland. Auch der Sonntag bleibt sehr sonnig, aber im Tagesverlauf steigt im gesamten Bundesgebiet die Gewitterneigung deutlich an. Ähnlich der Montag: sommerlich, mit Gewittern und Schauern von Westen her. Am Dienstag steigt im Osten und Südosten die Gewitterneigung deutlich, im Rest Österreichs bleibt es sonnig – mit Tageshöchsttemperaturen bis 32 Grad.