Siemens-Umbau zieht nicht
Konzernchef Joe Kaeser bündelt das Geschäft in drei Sparten, um es profitabler zu machen. Die Aktionäre sind enttäuscht.
Lang wurde spekuliert, herausgekommen ist wenig Überraschendes: Der Siemens-Boss baut den Elektronikmulti erneut um. Damit will er das Umsatzwachstum beschleunigen und die operative Rendite mittelfristig auf 13 bis 14 Prozent heben, wie er am Donnerstag betonte. Nach neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2017/18 liegt sie bei 10,9 Prozent.
Kaeser, dessen neue Strategie, Vision 2020, auch ein Vermächtnis an seinen wahrscheinlichen Nachfolger, den nunmehrigen Chief Operating Officer, Roland Busch, ist, reagiert auch auf die Abneigung der Kapitalmärkte gegen Konglomerate. Damit ist es bei dem deutschen Industrieschlachtschiff vorbei.
Künftig wird es drei etwa gleich große Kernsparten geben, die alle nicht aus München gelenkt werden: Das Energie- und Gasgeschäft mit 71.000 Mitarbeitern und 21 Mrd. Euro Umsatz wird in Houston (USA) gesteuert, die Infrastruktursparte (Gebäudetechnik und Netze) aus Zug (Schweiz) und die Digital Industries aus Nürnberg. Die Medizintechnik, die Windkraft und die Zugtechnik hat Kaeser, dessen Vertrag Anfang 2021 ausläuft, schon verselbstständigt, die beiden Ersteren sind schon an der Börse, das Bahngeschäft wird mit Alstom fusioniert.
Die Aktionäre konnte Kaeser nicht überzeugen – auch wenn das Geschäft trotz des starken Euro und der Eskalation des Handelskriegs mit den USA brummt. Siemens-Titel gaben bis zu 5,4 Prozent nach, das war der größte Kursrutsch seit zwei Jahren. Ein Viertel des DAX-Verlusts ging auf das Konto des Index-Schwergewichts. Die Quartalsergebnisse seien zufriedenstellend, einige Analysten hätten aber auf eine Erhöhung der Gewinnprognose gehofft, sagte dazu ein Börsianer.
Mit einem Ergebnis aus dem Industriegeschäft von 2,21 Mrd. Euro übertrafen die Münchener im dritten Quartal nicht nur den Vorjahreswert um zwei Prozent, sondern auch die Erwartungen der Analysten. Währungseffekte knabberten jedoch am Umsatz, der um vier Prozent auf 20,5 Mrd. Euro fiel. Die neuen Orders lagen mit 22,8 Mrd. Euro um 16 Prozent über Vorjahr, ohne den schwachen Dollar wären es sogar 21 Prozent mehr gewesen.
Besonders gut lief es in der digitalen Fabrik, die ihr operatives Ergebnis um 54 Prozent steigern konnte und mit 681 Mio. Euro den größten Ergebnisbeitrag ablieferte. Unter Druck blieb indes das Geschäft mit der konventionellen Energie- und Gas-Industrie: In der vor einem Stellenabbau stehenden Sparte brach das Ergebnis um mehr als die Hälfte auf 164 Mio. Euro ein.
Unter dem Strich lag der Gewinn mit 1,21 Mrd. Euro um 14 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Der Grund sei eine stark gestiegene Steuerquote, hieß es.
Für das Gesamtjahr erwartet Siemens weiterhin ein Ergebnis je Aktie von 7,70 bis 8,00 Euro. Nach neun Monaten liegt der Konzern mit 6,43 Euro um zehn Prozent über dem Vorjahr. Der Umsatz soll um Währungseffekte bereinigt leicht steigen. (Reuters/eid)