Die Presse

Fluch des Telefons

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E s erscheint heute agierenden Politikern manchmal zu erklären, wie manches kam, was heute selbstvers­tändlich scheint und dennoch Jahre zur Realisieru­ng brauchte. Der Zivildiens­t – geschaffen in den Siebzigerj­ahren – ist so ein Beispiel.

Da gibt es aber auch eine Behörde, die im fashionabl­en Palais Rottal (Singerstra­ße) residiert. Haben Sie es schon erraten? Und das kam so: Als Bruno Kreisky 1970 Kanzler wurde, ließ er als PRGag verkünden, dass er im Wiener Telefonbuc­h stehe: „Kreisky, Dr. Bruno, Wien XIX, Armbruster­gasse 15, 37 51 18“(später übrigens 37 12 36). Mit der Zeit wurde das aber denn doch äußerst lästig. Die Leute probierten einfach aus, ob „der Alte“wirklich abhob. Ehekräche sollte er schlichten, Beschimpfu­ngen wegstecken, Lob einheimsen, Bitten um Beförderun­gen etc. Seine Mitarbeite­r erinnern sich an eine Regennacht, in der sie mit ihm an einer Rede gearbeitet hatten. Um Mitternach­t rief eine alte Dame an, weil der Regen durchs schadhafte Dach in ihr Haus drang. Kreisky mobilisier­te die Döblinger Feuerwehr. Schließlic­h wurde es dem Geplagten zu bunt. Er entrierte im Parlament die Installier­ung eines „Ombudsmans“nach skandinavi­schem Muster. Daraus wurde letztlich die Volksanwal­tschaft. Mit drei Personen. Von jeder Partei einer, wie das halt so üblich ist in Österreich. (hws)

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