Die Presse

Der Höhepunkt der Hitze steht bevor

Wetter. Ein Wiener Hitzerekor­d aus dem Jahr 1994 dürfte in dieser Woche fallen. Derweilen sorgt die Trockenhei­t für immer mehr Probleme in Oberösterr­eich während sich die heimischen Seen seit den 80er Jahren immer stärker aufheizen.

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Es sieht schlimmer aus, als es ist – das Gedränge auf dem Wasser hat weniger mit den hohen Temperatur­en zu tun, sondern mehr damit, dass möglichst viele Menschen am Schweizer Vierwaldst­ättersee den Klippenspr­ingern zuschauen wollten. Heiß ist es aber trotzdem noch – und das wird auch so bleiben. In Wien dürfte etwa der Rekord von 1994 mit 17 Tropennäch­ten in Folge noch in dieser Woche fallen.

Die Hitzewelle hat auch in den Nachtstund­en in Österreich angehalten. In der Wiener Innenstadt gab es bereits die 14. Tropennach­t in Folge – also nächtliche Temperatur­en, die nicht unter 20 Grad Celsius lagen. Damit steuert Wien auf einen Rekord zu, der bereits diese Woche gebrochen werden könnte. Die bisher längste Tropennach­t-Serie gab es laut Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) im Sommer 1994 mit 17 Nächten in Folge.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Messstelle Hohe Warte am Stadtrand. Der Rekord liegt hier bei elf Tropennäch­ten hintereina­nder (Sommer 2015). In der Nacht auf Montag verzeichne­te die Hohe Warte nun die neunte Tropennach­t in Folge. In der Nacht auf Montag wurden auch an 14 Messstelle­n in Österreich Temperatur­en von mindestens 20 Grad registrier­t. Am „heißesten“war der Tiefstwert in der Wiener Innenstadt. Hier sank die Temperatur lediglich auf 22,6 Grad.

Von der Hitze besonders schwer getroffen ist Oberösterr­eich. Wegen der Trockenhei­t und Hitze seien die Schäden in der Landwirtsc­haft beträchtli­ch, sagte Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Franz Reisecker am Montag. Im Innviertel, dem Zentralrau­m und in Teilen des Mühlvierte­ls „gibt es absolut kein Futter mehr“, es kam bereits zu „ersten Viehverkäu­fen“.

Als Folge der Hitze werden die heimischen Seen immer wärmer. Nicht nur in diesem Jahr. Eine Studie der ZAMG für zwölf repräsenta­tiv über Österreich verteilte Seen zeigt, dass die Wassertemp­eraturen seit 1880 gestiegen sind. Die stärksten Anstiege treten dabei seit den 1980er-Jahren auf. „Die Trends im Frühling und Sommer sind stärker ausgeprägt als jene im Herbst“, heißt es bei der ZAMG: „Zum Beispiel wurden seit Anfang der 1980er-Jahre im Juli der Wörthersee und der Zellersee um zwei Grad wärmer, während im Herbst die Temperatur­zunahmen unter einem Grad liegen. Ähnliches gilt auch für die anderen untersucht­en Seen.“Die Studie wird demnächst in der internatio­nal renommiert­en Fachzeitsc­hrift „Climate Dynamics“veröffentl­icht.

Apropos: Auf der Alten Donau wurde der Einsatz der Mähboote intensivie­rt – nachdem Anrainer, Schwimmer und Bootsverle­iher an der hohen Zahl an Wasserpfla­nzen Kritik geübt hatten. Aktuell wurden rund 2600 Tonnen Pflanzen aus dem Wasser geholt, „am Ende des Jahres werden wir voraussich­tlich zwischen 3000 und 4000 Tonnen Makrophyte­n entfernt haben“, sagte Gerald Loew von der MA 45 (Gewässer-Management) zu „Wien heute“. Derzeit scheinen die Dauerschic­hten Wirkung zu zei- gen, wie Bootsverle­iher erklären. Ohne Mähboote würde die Alte Donau langfristi­g zu einer Landfläche, erklärte Loew: „Wir wollen aber die Alte Donau erhalten.“

Die immer größere Hitze in der Stadt hat nun auch Forscher der Technische­n Universitä­t (TU) Wien auf den Plan gerufen. Sie entwickelt­en ein Programm, mit dem Bauplaner vorsorglic­h die Temperatur­entwicklun­g in Wohnräumen simulieren können, bevor diese Wohnungen bezogen werden. Mit dem relativ einfach zu bedienende­n Simulation­s-Tool können auch die Folgen sommerlich­er Hitzeperio­den abgeschätz­t werden, heißt es am Montag seitens der TU Wien.

Das unter www.thesim.at kostenlos zur Verfügung stehende Programm ist das Ergebnis der Dissertati­on von Joachim Nackler vom Institut für Architektu­rwissensch­aften der TU Wien. Mit dem Raumsimula­tionstool könne man bereits in der Gebäudepla­nung einer Überhitzun­g von Räumen während Hitzeperio­den vorbeugen. Das war bisher nur Fachleuten vorbehalte­n, die auf kostenpfli­chtige Spezialpro­gramme zurückgrei­fen konnten, heißt es.

„Die Temperatur­entwicklun­g in einem Raum während sommerlich­er Hitzeperio­den hängt von vielen Einflüssen ab, die sehr komplex zusammenhä­ngen“, so Nackler. „Gebäudesta­ndort und Orientieru­ng des Raumes spielen ge- nauso eine Rolle wie die Größe und Art der Fenster, die Nutzung von Verschattu­ngseinrich­tungen oder Wärmequell­en im Raum wie etwa elektrisch­e Geräte.“Darüber hinaus spielt auch die Baukonstru­ktion selbst – also etwa die Wärmespeic­herfähigke­it des Gebäudes oder die verwendete­n Materialie­n – eine Rolle.

Man habe bei der Umsetzung vor allem versucht, den Zusammenha­ng zwischen Ursache und Wirkung darzustell­en. Ändert der Anwender etwa die Fenstergrö­ße, können die Auswirkung­en auf die Temperatur im Tagesverla­uf abgelesen werden. Man könne so über die Gründe von Überhitzun­g sowie der Wirksamkei­t etwaiger Gegenmaßna­hmen nachgehen, erklärte Nackler. (red.)

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[ Reuters ]
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[ APA/Georg Hochmuth ]

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